Mehrere Verbände der Baubranche haben eine Studie verfasst, die erstmals den Einsatz der verschiedenen Baumaterialien in der Schweiz aufzeigt. Die traditionellen Massivbaustoffe Backstein, Zement, Beton und Stahl weisen einen Marktanteil von 95% auf. Holz konnte seit 2010 seinen Anteil von 4.4% auf 5.3% steigern. Jedes Material weist Vorzüge auf, die es miteinander zu kombinieren gilt, um den veralteten Gebäudepark kosteneffizient und nachhaltig zu modernisieren. Politische Diskussionen, bei denen es um das gegenseitige Ausspielen einzelner Baustoffe geht, sind nicht zielführend. Stattdessen bringen technologischer Fortschritt, die Verwendung von Recyclingmaterial, die Sanierung von Gebäuden sowie die Realisierung von Ersatzneubaten den Durchbruch bei den Klimazielen.

Der Gebäudepark der Schweiz ist überaltert und dadurch für fast die Hälfte des Energiebedarfs und einen Viertel des CO2-Ausstosses verantwortlich. Rund 1.5 Millionen Gebäude gelten aufgrund ihrer schlechten Energieeffizienz als sanierungsbedürftig. Um die Klimaziele und einen CO2-Austoss von Netto-Null 2050 zu erreichen, müsste die Sanierungsgeschwindigkeit verdreifacht werden. Dies erreicht man unter anderem, wenn Sanierungen von bestehenden Gebäuden gefördert oder ihre Ersatzneubauten nicht behindert werden.

Massivbaustoff mit robustem Marktanteil
Als wichtige Grundlage für diese Arbeit haben die Baubranchenverbände SBV (Schweizerischer Baumeisterverband), Ziegelindustrie Schweiz, FSKB (Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie) und SSHV (Schweizerischer Stahl- und Haustechnikhandelsverband) erstmals eine Baumaterialstudie veröffentlicht. Sie zeigt im Direktvergleich die verbauten Volumina und deren zeitliche Entwicklung auf. Die klassischen Baustoffe wie Backsteine, Zement, Beton und Stahl erreichen einen Marktanteil von ca. 95%. Dieser Wert ist in der vergangenen Dekade äusserst stabil geblieben. Holz konnte seinen Anteil in den letzten 10 Jahren von 4.4% auf nun 5.3% ausweiten.

Diese Marktentwicklungen verlaufen sehr graduell. Daher ist es wahrscheinlich, dass der Materialmix auch Mitte des Jahrhunderts in etwa gleich aussehen wird. Dem nachhaltigen Bauen ist somit nicht geholfen, wenn ein Baumaterial durch politische Aktivitäten gegen das andere ausgespielt wird. Stattdessen liegt der Schlüssel darin, die jeweiligen Vorzüge der Baustoffe miteinander zu kombinieren.

Baumaterialien sinnvoll kombinieren
Holz – insbesondere solches aus dem einheimischen Wald – hat als nachwachsender Rohstoff grosse Vorteile und wird schon heute mit Ziegeln, Beton und Stahl kombiniert. Die Temperaturen dürften in den nächsten Jahren steigen, daher gewinnt die Kühlung zunehmend an Bedeutung. Die Kühlung von Gebäuden im Sommer könnte bald mehr Energie benötigen als ihr Heizen im Winter. Massive Baustoffe wie Backstein und Beton haben ideale energetische Eigenschaften für den sommerlichen Wärmeschutz, wodurch sich Gebäude nicht so stark aufwärmen wie bei anderen Materialien und entsprechend weniger Energie für die Kühlung benötigt wird.

Die Materialien des Massivbaus werden zu einem sehr hohen Grad im Inland produziert. Dies erspart lange Transportwege und damit CO2-Emissionen. Es wird viel Forschung betrieben, um das Baumaterial weiterzuentwickeln. Derzeit wird beispielsweise an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) ein Zement entwickelt, welcher durch einen tieferen Klinkeranteil mit deutlich weniger Energie produziert werden kann. Eines von vielen Beispielen, wie wichtig der technische Fortschritt für das nachhaltige Bauen ist.

Hohe Wiederverwertungsquote
Innovative Technologien erlauben eine signifikante Steigerung des Recyclinganteils. Heutzutage werden bereits 16% des Materials, das für den Bau benötigt wird, durch rezyklierten Bauschutt gedeckt. Vor ein paar Jahren waren es erst 13%. Vom anfallenden Bauschutt werden 70% wiederverwertet. Die Recyclingquote ist damit bereits hoch, durch den Einsatz neuer Technologien wie robotergesteuerten Sortieranlagen kann das restliche Potential erschlossen werden.

Die Modernisierungsoffensive umfasst ebenfalls einen schonenden Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Boden. Die Anstrengungen für das Recycling von Bauschutt sind in diesem Sinn ein wichtiges Puzzleteil. Damit der Boden geschont wird, sind die Durchführung von Gesamtsanierungen und die Realisierung von Ersatzneubauten weitere zentrale Instrumente.

Massivbau für soziale und ökologische Nachhaltigkeit
Ersatzneubauten sind kein Nullsummenspiel. Moderne Gebäude sind vier- bis siebenmal so energieeffizient wie alte Gebäude, die vor 1980 errichtet wurden. Unterm Strich entstehen dank Ersatzneubauten deutlich mehr neue Wohnungen als dass alte verloren gehen. Das Bundesamt für Statistik hält fest, dass jährlich etwa 60’000 Wohnungen neu entstehen und dabei 5’000 Wohneinheiten abgebrochen werden (Daten von 2018). Ersatzneubauten tragen den neuen Ansprüchen der Bevölkerung Rechnung, die mehr Wohnfläche pro Person und mehr Einzelhaushalte wünscht.

Um umsetzbare und von den Kunden auch nachgefragte und bezahlbare Bauprojekte realisieren zu können, müssen alle Baumaterialien ideal aufeinander abgestimmt zum Einsatz kommen. Insbesondere werden Backstein, Zement, Beton und Stahl künftig eine zentrale Rolle spielen, um den Gebäudepark nicht nur nachhaltig, sondern auch kosteneffizient zu modernisieren.

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