Wenn Heranwachsende und junge Erwachsene – kurz: AYA (Adolescents and Young Adults) – die Diagnose Krebs erhalten, stehen sie vor ganz anderen Herausforderungen und Problemen als ältere Betroffene. Auch innerhalb dieser Gruppe bestehen große Unterschiede. Es handelt sich um Schüler und Auszubildende, junge Mütter und Väter sowie Berufseinsteiger. Sie sind gerade von zu Hause ausgezogen oder sind dabei, eine Familie zu gründen oder zu versorgen.
Unterstützung auf Augenhöhe
„Junge Erwachsene mit Krebs benötigen häufig spezifische Hilfestellungen, die sie nicht immer erhalten. Besonders die soziale Unterstützung ist von zentraler Bedeutung“, berichtet Dr. Diana Richter von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Leipzig. Damit sei nicht nur der Kontakt zu Familie und Freunden gemeint, sondern auch zu gleichaltrigen Krebspatienten. Hier setzt das Mentoringprogramm Peer2Me an: „Akut erkrankte junge Erwachsene mit Krebs erhalten bei uns einen Mentor, der sie mit seinen Erfahrungen bei der unmittelbaren Krankheitsbewältigung vor allem emotional unterstützt“, so Richter.
Wissenschaftliche Studie untersucht Effekt der Mentorenbegleitung
Das Konzept wurde bereits am Leipziger Universitätsklinikum erprobt. Nun soll es gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ausgeweitet und im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie durchgeführt und ausgewertet werden. Insgesamt 180 akut erkrankte junge Krebspatienten im Alter zwischen 18 und 39 Jahren werden in die Studie eingeschlossen. Entsprechend geschulte Mentoren begleiten je einen Patienten kurz nach Diagnosestellung für einen Zeitraum von drei Monaten. Betroffene, die nicht von einem Mentor begleitet werden möchten, erhalten eine 30-minütige standardisierte psychosoziale Beratung und entsprechende Informationsmaterialen. Dadurch wird ein Vergleich der beiden Patientengruppen möglich.
Begleitung durch Mentoren in Zukunft für alle jungen Krebspatienten?
Inwieweit der Kontakt zu einem Mentor das psychische Befinden und die Krankheitsbewältigung beeinflusst, bewerten die Wissenschaftler anhand von Befragungen, die sie vor, während und nach der dreimonatigen Begleitung durchführen. „Wenn wir die positiven Effekte unseres Konzeptes belegen können, hätten wir ein neues psychoonkologisches Versorgungsangebot, das speziell auf junge Erwachsene angepasst ist. Für die Zukunft erhoffen wir uns, dass alle jungen Krebspatienten von einem solchen Angebot profitieren können“, so Richter.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, kommentiert: „Patienten im jungen Erwachsenenalter standen in der Vergangenheit nur selten im Fokus einer auf ihre Bedürfnisse angepassten psychoonkologischen Versorgung. Der Deutschen Krebshilfe ist es daher ein zentrales Anliegen, die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten zu erarbeiten und zu adressieren.“
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