Wie lässt sich ein Leben in Objekten abbilden? Denn gerade das sogenannte »Leben« sperrt sich nicht nur gegen die Stillstellung im Objekt, sondern ist immer schon erzähltes und damit erfundenes Leben. Dennoch bieten die 41 neu hinzugefügten historischen Objekte – hauptsächlich persönliche Alltagsobjekte der Familien Grimm und Hassenpflug, in welche Charlotte Grimm einheiratete – aus dem Depot der städtischen Grimm-Sammlung spannende Einblicke in das Leben der Familie Grimm.
Ein Kinderlöffel mit Bissspuren gehörte vermutlich Rudolf, dem zweiten Sohn Wilhelm Grimms. Er ist das Lieblingsobjekt der zuständigen Mitarbeiterin Dr. Sabine Schimma: „Wer weiß, was es da zu essen gab? Solche und ähnliche Objekte regen die Phantasie der Betrachter an. Die Funktion dieser Dinge ist zwar bekannt, ihre konkrete Verwendung jedoch niemals restlos ‚entschlüsselbar‘.“
Auf ansprechende Weise zeugen die neuen Objekte aus der Grimm-Sammlung der Stadt Kassel, neben den bisher präsentierten Gegenständen, vom alltäglichen Leben der Geschwister Grimm und ihrer Familien.
So wird eine rote Schreibmappe des sogenannten Malerbruders Ludwig Emil Grimm präsentiert. Diese stammt noch vom Vater Philipp Grimm, der seinerzeit Hofgerichtsadvokat und Stadtschreiber in Hanau sowie später in Steinau Amtmann war.
Darüber hinaus kann der Ehering von Juliane Schlemmer, der Schwester des Vaters, bewundert werden. Die Tante lehrte die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm das Lesen und war somit eine wichtige Wegbereiterin des Grimm’schen Schaffens.
Ein Nähtisch aus der Epoche des Biedermeier, der vermutlich Charlotte Grimm gehörte, veranschaulicht ebenso die weiblichen Lebens- und Arbeitswelten der damaligen Zeit wie ein Schreibmöbel aus dem Haushalt Ludwig Emil Grimms.
Ergänzt werden die historischen Originale durch Faksimiles der letzten Testamente von Jacob und Wilhelm Grimm und durch reproduzierte Fotografien der drei Kinder Wilhelms. Die zugehörigen Originale befinden sich im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
* DWB, Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden, Bd. 13, Sp. 89
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