Das 28. Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart ist am Abend des 9. Mai 2021 mit der großen Preisverleihungszeremonie nach sechs spannenden Tagen voller Highlights aus der Welt der Animation zu Ende gegangen. Und es ist auch noch nicht vorbei: fast die gesamten Inhalte der Mediathek (inklusive Aufzeichnungen von Vorträgen und Präsentationen) stehen den ONLINE PRO-Akkreditierten noch bis 16. Mai 2021 zur Verfügung. Ein ONLINE+-Ticket können sich Interessierte ab Montag, 10. Mai für günstige 9,99 € holen und noch fast eine Woche Filmprogramm genießen!

Das Motto des diesjährigen Festivals war Creating*Diversity. Diese Vielfalt zeigte sich thematisch – neben Events zum Festival-Motto, das im Filmbereich wie auch bei den Games vertreten war – mit dem Fokus Frankreich, Pandemic Animation oder Women in Animation and Games. Genauso aber war das ITFS 2021 auch bei den Formaten und Medien äußerst divers aufgestellt. Auf dem Programm standen Screenings, Videos on Demand, zahlreiche Videokonferenzen, virtuelle Ausstellungen und Konzerte sowie der große ITFS Live-Stream. Mit dem ITFS VR Hub wurde sogar eine neue Ebene der Begegnung geschaffen. Hier konnten sich die Besucherinnen und Besucher virtuell als Avatare in zahlreichen Locations treffen und miteinander austauschen – auf dem Schlossplatz, im Kino, im Workshop-Raum und sogar im Club, wo es musikalische Auftritte von verschiedene Music-Acts gab.

Auf OnlineFestival.ITFS.de waren über 400 Kurz- und Langfilme in den Bereichen ONLINE FREE, ONLINE+ und ONLINE PRO in den Wettbewerbs- und Rahmenprogrammen sowie im kostenlosen Live-Stream zu sehen, der sechs Tage lang Schlossplatz-Feeling auf dem heimischen Bildschirm bot und auch von zahlreichen Streamingpartnern angeboten wurde. Internationale Animationsgrößen und vielversprechende junge Filmemacher*innen präsentierten sich und ihre Arbeiten in zahlreichen Talks, Lectures, Masterclasses und Workshops, darunter David Silverman („Die Simpsons“), Tomm Moore („Wolfwalkers“), Shoko Hara („Just a Guy“), Regina Pessoa („Uncle Thomas: Accounting for the Days“) oder Jalal Maghout („Have a nice dog!“). Sowohl das breite Publikum als auch Professionals wie Verleiher, Weltvertriebe, Festivals und Filmemacher*innen, nutzten die Angebote intensiv – die Kurzfilme wurden bislang etwa 16.000 Mal angeschaut, die Langfilme über 5.000 Mal. Der Livestream wurde (inkl. Samstag) von fast 8.000 Zuschauer*innen verfolgt. Im VR-Hub waren während des Festivals etwa 500 Personen virtuell aktiv. Die Workshops für Kinder hatten insgesamt über 200 Teilnehmende. 1.400 Akkreditierte besuchten die Vorträge bei ONLINE PRO. Die Webseite OnlineFestival.ITFS.de hatte seit dem 3. Mai über 160.000 Seitenaufrufe von über 5.500 Nutzer*innen aus insgesamt 59 Ländern. Die geplanten Einnahmen bei den Subscriptions wurden um 20 Prozent übertroffen und gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. 

 „Wir haben das Online-Festival professionalisiert“, so Ulrich Wegenast, Künstlerischer Geschäftsführer des ITFS. „So bedauerlich die vollständige Umstellung des ursprünglich hybrid geplanten ITFS 2021 auch sein mag, haben wir von den Erfahrungen im letzten Jahr profitieren können. Wir haben es geschafft, Glamour bei den Galas und persönliche Interaktion durch den VR Hub und die vielen interaktiven Lectures zu erzeugen. Dort konnten hervorragend persönliche Gespräche geführt werden – und das weitaus angenehmer als bei Videokonferenzen! Hinsichtlich des Programm-Line-Ups freuen wir uns, dass wir Diversität nicht nur in Geschlecht und Sexualität, sondern auch in ökologischer, sozialer und vor allem ästhetischer Hinsicht darstellen konnten. Auch bei den Animationstechniken gab es dieses Jahr eine unglaubliche Vielfalt, die die Arbeit unserer Jurys wahrlich nicht einfach gemacht hat. Inhaltlich hat sich die Corona-Krise in der Animationsproduktion widergespiegelt: es gab viele ernste Animationsfilme, die sich mit Krankheit und Pflege auseinandergesetzt haben“ 

„Lange haben wir gehofft, dass wir das Festival hybrid stattfinden lassen können, so, wie wir es im letzten Jahr angekündigt hatten“, so Dieter Krauß, Kaufmännischer Geschäftsführer. „Die erneute Online-Ausgabe bot wieder den Vorteil, dass wir viele Menschen weltweit erreichen konnten, die sonst gar nicht zum Festival gekommen wären. Und wir konnten erneut ausprobieren, wie welche Programmteile in unterschiedlichen digitalen Angeboten präsentiert werden konnten. Dank der Unterstützung von Fans aus der ganzen Welt sowie unseren Partnern und Unterstützern haben wir die Herausforderung gemeistert und ein tolles Festival auf die Beine stellen können. Nichtsdestotrotz freuen uns, wenn sich beim nächsten Festival, das vom 3. bis 8. Mai 2022 stattfinden wird, die Zuschauer*innen und Branchenvertreter*innen wieder persönlich begegnen dürfen“

Die offizielle Preisverleihung am 9. Mai 2021
Das Herz des Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart bilden die Wettbewerbe, deren Ergebnisse wie jedes Jahr am Sonntagabend gekürt wurden. Die glücklichen Gewinner grüßten das Onlinepublikum per Videobotschaft oder live im Studio, wo sie ihren Preis persönlich entgegennehmen konnten. Ausgewählte Wettbewerbsfilme wurden in voller Länge gezeigt. Die beiden Moderatoren Franziska Glaser und Alexander Franke führten zweisprachig durch die Gala. Vergeben wurden der FANtastische Preis, AniMovie, Trickstar Nature Award, Young Animation, Lotte Reininger Förderpreis für Animationsfilm und der Grand Prix – letzterer qualifiziert den Gewinnerfilm übrigens direkt für die Oscar-Longlist! Zu Gast im Studio oder live digital zugeschaltet waren u. a. auch Staatssekretärin Petra Olschowski, Stuttgarts Erster Bürgermeister Fabian Mayer und Carl Bergengruen, Geschäftsführer der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Zum Empfang nach der Preisverleihung ging es ab 20:30 Uhr in den ITFS VR-Hub, musikalisch begleitet von Linda & Andrew.

Beim SWR OnlineFilm Audience Award wählt das Publikum seinen Favoriten aus allen Beiträgen des Internationalen Wettbewerbs aus, gestiftet wird er vom SWR (Südwestrundfunk). Die Filme laufen innerhalb verschiedener Programmblöcke, die an unterschiedlichen Tagen der Festival-Woche gestartet sind. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, bleibt die Abstimmung bis zum Sonntag, 16. Mai (bis zu diesem Termin sind die Filme auf ONLINE+ verfügbar) geöffnet. Der Siegerfilm wird daher erst nach dem 16. Mai verkündet.

Die Gewinner der Wettbewerbe Tricks for Kids, Animated Games Award, Deutscher Animationsdrehbuchpreis und Trickstar Business Award wurden bereits am 7. und 8. Mai vergeben. 
Pressemitteilung Tricks for Kids Award
Pressemitteilung Trickstar Professional Awards (Animated Games Award, Deutscher Animationsdrehbuchpreis und Trickstar Business Award)
 Die Gewinner des 28. Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart: 
Grand Prix – Großer Animationsfilmpreis des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart in Höhe von 15.000 €

Precieux // Precious
Frankreich 2020, 14:00 Min.
Regie: Paul Mas
Produzent*in: Perrine Capron, Marc Jousset 
Produktion: Je Suis Bien Content

Jurybegründung:
„‚Précieux‘ greift Themen auf, die uns allen vertraut sind: anders sein und missverstanden werden, Mobbing und Freundschaft, und geht gekonnt mit der sensiblen Geschichte um, subtil und mit Sanftheit im Ausdruck. Die Geschichte zeigt komplexe Schichten sozialer Kräfte in einer scheinbar einfachen Erzählung auf. Das sanfte Tempo, die ruhige Atmosphäre und der Minimalismus der Mise en Scène vermitteln nicht nur ein Gefühl der Isolation, sondern halten auch die Aufmerksamkeit des Publikums, ziehen es näher heran und rufen damit ein tieferes Gefühl von Empathie hervor. Im Verlauf der Geschichte bauen sich allmählich der Druck und die Anspannung auf, welchen die Protagonistin ausgesetzt ist, während die meisterhafte Erzählkonstruktion ihre schmerzhaften Lektionen zeigt, aber das Publikum mit der Frage zurücklässt, ob sich für sie durch die Erfahrung etwas zum Guten oder Schlechten verändert hat. ‚Précieux‘ ist ein zeitloser Animationsfilm, der uns alle berührt und zum Nachdenken angeregt hat.“

Special Mention
Only a Child

Schweiz 2020, 6:00 Min.
Regie: Simone Giampaolo
Produzentin: Gabriella de Gara 
Produktion: AMKA Films Productions

Jurybegründung:
„‚Only a Child‘ verdient die Ehre, beim 28. Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart eine lobende Erwähnung zu erhalten, weil es ein Gemeinschaftsprojekt ist, das die Fülle an Designs, Stilen und Techniken feiert, die ein Jahrhundert der Animation in die Welt gebracht hat. Indem er einer wichtigen Stimme aus der Vergangenheit Animation hinzufügt, erinnert ‚Only a Child‘ uns alle daran, dass es für die Menschheit auf der Erde nur vorwärts gehen kann, wenn wir an eine verantwortungsvolle globale Gemeinschaft glauben und als solche handeln. Manche mögen kommentieren, dass ‚Only a Child‘ Teil einer Kampagne ist, aber diese Kampagne, diese Bewegung, die junge Menschen über Länder, Kulturen und Nationalitäten hinweg vereint, ist genau das, was wir jetzt brauchen, um zu verstehen, wie die Menschheit im großen Spiel der Evolution erfolgreich sein kann.“

Jury: Candice Gordon (Berlin), Anita Killi (Norwegen), Anna Mantzaris (Schweden), Monique Rénault (Niederlande), Morten Thorning (Dänemark)

Lotte Reiniger Förderpreis für Animationsfilm – Der Preis für den besten Abschlussfilm in Höhe von 10.000 €, gestiftet von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg

Have a Nice Dog!
Deutschland, Syrien 2020, 13:00 Min.
Regie: Jalal Maghout
Produzent: Karsten Matern
Schule: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Jurybegründung:
„In ‚Have a Nice Dog!‘ werden wir wach in einen Albtraum hineingezogen, Realität für viele Menschen auf der Welt, für die meisten aber unvorstellbar. Deshalb ist dies eine äußerst wertvolle Geschichte, die ideenreich die Schrecken des Krieges und die Verzweiflung der Flucht in einem überfüllten Schlauchboot zum Ausdruck bringt. Es ist nicht angenehm, den Film anzusehen. Die deformierten Charaktere, die wirren, sich verwandelnden Traumbilder. Die Welt scheint aus fragilem Pappmaché zu bestehen, zerschnitten und verzerrt. Dies ist das Guernica einer modernen Zeit, wo Träume Facebook-Posts sind und Albträume vor der Tür warten. Dieser intelligente Film ist voll von visuellen Metaphern, die das Interesse bei jedem erneuten Anschauen verstärken. Die ästhetischen Entscheidungen drücken auf kreative Weise die Verwirrung, den sich verdichtenden Schrecken und das Gefühl der Hoffnungslosig-keit aus. Die Jury hält ‚Have a Nice Dog!‘ für einen äußerst eindrucksvollen und wichtigen Film.“

Special Mention
Jestem tutaj // I’m here

Polen 2020, 15:00 Min.
Regie: Julia Orlik
Produktion: The Polish National Film, Television and Theatre School Lodz
Schule: The Polish National Film, Television and Theatre School Lodz

Jurybegründung:
„Besondere Erwähnung verdient der Film ‚Jestem tutaj‘: Mit kluger Filmsprache lässt er uns nie den Blick von der Hauptfigur abwenden. Während sich das Leben um sie herumbewegt, bleibt sie stets im Zentrum unseres Blicks, und trotz minimalistischen Ausdrucks vermittelt sie, so wie der Film, eine unglaubliche emotionale Tiefe. Die Jury fand diesen Film sehr berührend und einfühlsam. Ein sensibel und intelligent erzählter Film, der zu unseren tiefsten Ängsten und Emotionen über Tod und Verlust vordringt.“

Young Animation – Der Preis für den besten Studentenfilm in Höhe von 2.500 €, gestiftet von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg

Have a Nice Dog! 
Deutschland, Syrien 2020, 13:15 Min. 
Regie: Jalal Maghout
Produzent: Karsten Matern
Schule: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Jurybegründung:
„Ein verstörendes Psychogramm eines Mannes im Spiegel von Krieg und Verwüstung. Couragiert zieht der Film eine gebrochene Linie zwischen Krieg und Flüchtlingskrise und folgt den Zerfallserscheinungen der Grenze zwischen Realität und Albtraum. Die daraus resultierende Isolation mündet in eine verzweifelte Suche nach einem Ausweg. ‚Have a Nice Dog!‘ ist vielschichtig, atmosphärisch, visuell und emotional sehr dicht gestaltet und verwebt geschickt Dynamik mit phantasmagorischer Bildsprache. Seine vielleicht größte Stärke jedoch bezieht er aus der kohärenten Artikulation der Folgen des Krieges für das Individuum. Das Sounddesign ist kraftvoll und subtil zugleich. Seine fesselnden, parallelen Erzählstränge sowie die detailreich gestalteten szenischen Nuancen werden auch bei wiederholtem Ansehen einer Abnutzung standhalten.“

Special Mention
The Song of a Lost Boy

Vereinigtes Königreich 2020, 10:00 Min.
Regie: Daniel Quirke
Produzent*in: Jamie MacDonald
Schule: NFTS – National Film and Television School Beaconsfield Film Studios

Jurybegründung:
Ein heiterer, fein animierter Film mit einem subtil ironischen Blick auf den abrupten Eintritt in die Adoleszenzphase eines jungen Chorknaben. ‚The Song of a Lost Boy‘ spielt gekonnt mit der Metapher des Stimmbruchs des Protagonisten. Das Sujet der Selbstfindung mit dem „Finden der eigenen Stimme“ im wörtlichen wie im übertragenen Sinn zu veranschaulichen, gelingt durch das sublime Spiel der Charaktere sowie dem gekonnten Einsatz von Licht, Bewegung und Sounddesign. Er löst dies ein unter Bezugnahme auf göttliche, post-futuristische und apokalyptische Tropen. Und es funktioniert.“

Jury: Akin Akinsiku (London), Daniel Höpfner (Berlin), Daria Kashcheeva (Prag)

AniMovie – Der Preis für den besten Animationslangfilm

Wolfwalkers
Irland, Luxemburg, USA 2020, 103 Min.
Regie: Tomm Moore, Ross Stewart
Produzent*in: Paul Young, Nora Twomey, Tomm Moore, Stéphan Roelants
Produktion: Cartoon Saloon, Melusine Productions
Weltvertrieb: Cartoon Saloon

Jurybegründung:
„‚WolfWalkers‘ ist der dritte in einer Reihe von Animationsfilmen von Tomm Moore, in denen irisch-keltische Motive aus Kunst und Mythos in stilsichere Animationsfilme übersetzt werden. Für uns stellt dieser Film, bei dem er gemeinsam mit Ross Stewart Regie geführt hat, einen neuen Höhepunkt dieser Reihe dar, weil er dem flachen, ornamentalen Stil nun Tiefe hinzufügt, ohne dadurch konventionell zu wirken. Fast jede Einstellung könnte für sich ein Gemälde sein. Die kühleren Farben von Stadt und Innenräumen kontrastieren mit den berauschenden Farben herbstlicher Natur. Und sogar die besondere Wahrnehmung der Welt von Wölfen, die Gerüche viel stärker wahrnehmen als Menschen, wird ebenso überraschend wie überzeugend visualisiert und das Gefühl auf vier Beinen zu laufen durch die dynamischen Kamerafahrten. Die Musik und das Lied über die Wölfe sind die perfekte Untermalung.

Mit wenigen Strichen und hervorragenden Sprechern werden vier starke Charaktere in einem Drama um Leben und Tod gezeichnet: das fremde englische Mädchen, das der vorgezeichneten Rolle als dienende Frau entfliehen will, das lustige, wilde Naturmädchen, das doch Hilfe und Freundschaft so sehr braucht, der Vater, zerrissen zwischen Pflicht gegenüber dem Lord Protector Cromwell und der Sorge um die ungehorsame Tochter und Cromwell, der das tut, was er für seine Aufgabe hält: Ordnung und wirtschaftlichen Fortschritt zu schaffen in Irland, was auch bedeutet, die Natur zu zähmen und zu unterwerfen und sollte das nicht möglich sein, sie zu zerstören.

Das alles wird in diesem Film in einem sich steigernden Tempo bis hin zu einem furiosen Showdown erzählt, der die Zuschauer, Kinder wie Erwachsene, atemlos mitnimmt und emotional berührt. Im Gewand eines halb historischen Fantasyfilms wird uns eine hochaktuelle Botschaft vermittelt, nämlich dass wir unser Verhältnis zur Natur überdenken müssen. Dass wir uns trauen müssen, Wildnis zuzulassen – und auch Wildheit in unseren Herzen. Mit den Wölfen haben die Filmemacher für diese Botschaft das perfekte Symbol gewählt.“

Special Mention
Josep

Frankreich, Spanien 2020, 72 Min.
Regie: Aurel
Produzent*in: Serge Lalou
Produktion: Les Films d’Ici Méditerranée, Imagic TV
Weltvertrieb: The Party Film Sales

Jurybegründung:
„‚Josep‘ vom Regisseur und Illustrator Aurel beleuchtet ein weitgehend unbekanntes Kapitel aus der Zeit des europäischen Faschismus: das Schicksal des katalanischen Illustrators Josep Bartoli, der auf der Flucht vor Franco in einem französischen Konzentrationslager eingesperrt wird, in dem Hunger, Krankheit und Gewalt herrschen. Der Film erzählt davon in halb dokumenta-rischer, halb fiktionaler Form einer Rahmengeschichte, die den Bogen in die Gegenwart spannt: Einer der früheren Wächter des Lagers erzählt auf seinem Sterbebett seinem Enkel von seiner Freundschaft zu dem Maler. Entsprechend komplex ist der Film gestaltet, sowohl durch die verschiedenen Schichten der Erzählung, wie im Artwork, das in den biographischen Rückblicken weitgehend auf den eindrucksvollen Zeichnungen von Bartoli basiert, die er im Lager anfertigte. Den düsteren, häufig skizzenhaften, stillen Bildern der Gefangenschaft folgen am Schluss Szenen in den leuchtenden, warmen Farben des mexikanischen Exils. ‚Josep“‘ überrascht durch viele historische Details, er schockiert, bewegt und gibt viele Anregungen zum Nachdenken, über europäische Geschichte, über Fremdenhass, über Courage in schwierigen Zeiten – und über die Rolle der Kunst.“

Jury: Reza Memari (Berlin/New York), Hideki Nagaishi (London), Irene Wellershoff (Mainz)

Trickstar Nature Award – Der Preis für den besten Animationskurzfilm zu den Themen Klimaschutz, Artenvielfalt, Umwelt und Nachhaltigkeit, in Höhe von 7.500 €, gestiftet vom Verband Region Stuttgart

Migrants
Frankreich 2020, 8:20 Min. 
Regie: Hugo Caby, Zoé Devise, Antoine Dupriez, Aubin Kubiak, Lucas Lermytte
Produzent: Carlos De Carvalho

„Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Schmelzende Gletscher und steigende Meeresspiegel sind nur zwei der zahlreichen Facetten der globalen Erwärmung. Die Zeiten ändern sich und viele von uns werden nicht mehr in derselben Umwelt und Gesellschaft leben können, wie sie es gewohnt sind. Um zu überleben, müssen viele ihre Heimat verlassen und es ist die Aufgabe der Privilegierten, ihnen dabei zu helfen einen neuen Platz in unserer Gemeinschaft zu finden. Einmal mehr ist der Schlüssel Zusammenhalt statt Vorherrschaft, um diese Herausforderung zu meistern, denn wir befinden uns alle im gleichen Boot. Deshalb wählt die Jury ‚Migrants‘  als Gewinner des Trickstar Nature Award 2021. Dieser Film hat uns nicht nur dadurch überzeugt, wie die Geschichte die vielen Ebenen dieses erschreckenden Themas zeigt, sondern auch sein einzigartiger Stil. Der Film ist sympathisch und gleichzeitig unangenehm. Er ist berührend, aber auch widersprüchlich. Er ist auf den Punkt gebracht, lässt aber auch genug Platz, um unsere eigene Interpretation zu diesem Thema zu entwickeln. Mit anderen Worten, ‚Migrants‘ bleibt in unseren Köpfen und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Das macht gute Filme aus.“

Special Mention:
Haboob

Iran 2020, 9:00 Min.
Regie: Mahsa Samani
Produzentin: Mahsa Samani

„Wir haben uns für eine lobende Erwähnung für den iranischen Film ‚Haboob‘ entschieden. Er ist ein sehr sensibler und berührender Film, der sehr clever das Material für die Animation nutzt, um das es in dem Film geht. Das Ende bringt noch einmal alles zusammen und wirft das Licht auf das besondere Phänomen von Sandstürmen im Süden Irans.“

Jury: Caroline Attia (Paris), Kay Hoffmann (Stuttgart), Pascal Shelbli (Zürich)

Der FANtastische Preis für das beste Animationstalent, dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der FANtastischen Jury, den treuesten Fans des ITFS

Cha
Vereinigtes Königreich 2020, 8:20 Min
Regie: Gagandeep Kalirai
Produzent*in: James Bowsher
Schule: NFTS – National Film and Television School Beaconsfield Film Studios

Jurybegründung:
“Manchmal genügt ein Geruch, um Erinnerungen zu reaktivieren. So wie in unserem Siegerfilm ‚Cha‘ von Gagandeep Kalirai, wo eine Kardamomkapsel das Sikh-Massaker in Delhi im Jahr 1984 wieder wachruft. Der unaufgeregte und doch eindringliche Erzählstil hat uns ebenso überzeugt wie die elegante Linienführung, die fließenden Übergänge, die Verwebung von Damals und Heute, Animationen und Fotos sowie nicht zuletzt auch das versöhnliche Ende. In einer Zeit, in der Konflikte zwischen verschiedenen Menschengruppen mit aller Vehemenz ausgefochten werden, ist diese persönliche Erinnerung eine Mahnung, diese Gräben endlich zu überwinden.“

Special Mention 
Mon ami qui brille dans la nuit // My Friend who Shines in the Night

Frankreich 2020, 8:40 Min.
Regie: Grégoire De Bernouis, Jawed Boudaoud, Simon Cadilhac, Hélène Ledevin
Produzent*in: Moïra Marguin
Schule: GOBELINS, l’école de l’image

Jurybegründung:
„Unsere Special Mention geht an ‚Mon ami qui brille dans la nuit’ von Grégoire De Bernouis, Jawed Boudaoud, Simon Cadilhac und Hélène Ledevin. Wir mochten die im wahrsten Sinn des Wortes freundliche Ausstrahlung der Hauptfiguren, die Hilfsbereitschaft über die Grenzen des Seins hinweg und die Kombination aus Real- und Animationsfilm.“

Jury: Folke Damminger, Jürgen Frick, Sebastian Heck, Dorothea Kaufmann, Michaela Rehm, Karen Schmitt, Sven Schoengarth, Sabine Willmann

New World Classic Animation Award – Preis für den besten Einsatz/die beste Umsetzung von Musik in einem animierten Kurzfilm in Höhe von 2.500 €, gestiftet von Instant Music Licensing.

Flower Duet
Haemin Ko, Vereinigtes Königreich 2020, 02.27 Min.

Jurybegründung:
„‘Flower Duet’ von Haemin Ko hat die Stimmung des vorgegebenen Songs sehr ästhetisch umgesetzt. Filmkomponist Yin Lu gelang es zudem, das Hauptthema von Leo Delibes „Flower Duet“, in den Soundtrack perfekt zu integrieren. Wir verleihen mit Freude den ‚New World Classic Animation Award‘ an Haemin Ko, da Bild und Ton eine wunderschöne Symbiose ergeben und das Drama des Vergänglichen perfekt untermalen.“

Special Mention
Abadabude

Kim-Quy Nguyen, Deutschland 2020, 01:20 Min.

Jurybegründung;
„Als Gegenpol würden wir gerne den Kurzfilm ‚Abudabude‘ von Kim Ngyuen mit einer ‚Special Mention‘ versehen. Naive Animation trifft auf klassische Musik, sowie nicht ganz jugendfreien Inhalt. Dies unterhält und provoziert dabei zu gleichen Teilen. Amöben Kopulationen in Tchaikovsy’s ‚Nussknacker‘ Rhythmik, samt unvermeidlichem Höhepunkt …. definitiv eine Erwähnung wert.“

Jury: Michael Fakesch (Rosenheim), Elisabeth Jacobi (Wien), Zeljko Lopicic (Stuttgart), Daniela Schübel (Stuttgart)

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