Das Haus Am Horn wird mit dem diesjährigen Europäischen Kulturerbepreis / Europa Nostra Award ausgezeichnet. Wie die Europäische Kommission und Europa Nostra am heutigen Dienstag, 25. Mai 2021, bekanntgaben, erhält das Haus Am Horn den Preis in der Kategorie Erhaltung. Insgesamt werden 24 beispielhafte Leistungen im Bereich des kulturellen Erbes aus 18 Ländern in Europa ausgezeichnet. Die Gewinner wurden im Rahmen einer Online-Veranstaltung mit Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, und Hermann Parzinger, Geschäftsführender Präsident von Europa Nostra, bekannt gegeben.

Im Mai 2019 eröffnete die Klassik Stiftung Weimar das Haus Am Horn, die weltweit erste Bauhaus-Architektur, nach sorgfältiger Restaurierung mit einer neuen Dauerausstellung. Das Haus Am Horn wurde 1923 erbaut und stellt einen der frühen Prototypen der architektonischen Moderne dar. Als einziges Beispiel authentischer Bauhaus-Architektur in Weimar ist es Teil des UNESCO-Welterbes „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“. Es wurde vom Entwerfer Georg Muche, dem Bauhaus-Direktor Walter Gropius und seinen Studierenden zusammen mit lokalen und regionalen Unternehmen gebaut. Zur umliegenden Freifläche gehört ein Garten für den Anbau von Obst und Gemüse, ganz im Sinne des ursprünglichen Konzepts von 1923.

„Das ikonische Gebäude repräsentiert die Wohnhausentwicklung im 20. Jahrhundert. Zudem ist die Aufmerksamkeit, die der Freifläche und dem landschaftlichen Kontext gewidmet wurde, relevant, da der wiederhergestellte Gemüsegarten Aufschluss über die neue, experimentelle Lebensweise liefert, die vom frühen Bauhaus vorgeschlagen wurde“, so die Jury.

Die zentrale Idee der Sanierung und Neukonzeption der Ausstellung war es, die radikal neuen Konzepte des Gebäudes in Bezug auf Konstruktion und modernes Wohnen für Besucherinnen und Besucher ohne Vorkenntnisse verständlich zu machen und gleichzeitig detaillierte Informationen für ein Fachpublikum zu bieten. Da das Haus nur zum Teil noch seinem ursprünglichen Entwurf entsprach, wurden umfangreiche Recherchen zu Materialien und Fertigungstechniken der 1920er-Jahre durchgeführt, zum Beispiel zu Heizkörpern, Fußleisten, Fensterbau und Farbkonzepten. Dank innovativer, aus weißem Stahl gefertigter Platzhalter – sogenannter „Umrissmöbel“ – und drei ausgewählter Rekonstruktionen können sich Besucherinnen und Besucher nun ein Bild vom ursprünglichen Aussehen des Hauses machen, eine Lösung, die auch auf andere Standorte übertragbar ist, an denen authentische Möbel verloren gegangen sind. Das Versuchshaus vermittelt die innovativen Ideen der Bauhaus-Pioniere, ihre künstlerischen Ansätze und die von ihnen umgesetzten revolutionären und experimentellen Technologien.
Im Rahmen der Sanierung wurden zudem Maßnahmen ergriffen, um einen barrierearmen Zugang zu ermöglichen. Seit seiner Wiedereröffnung im Mai 2019 hat das Haus Am Horn einen beeindruckenden Besucherzuwachs erlebt.

„Die Restaurierung des Hauses Am Horn beruht auf Forschung, Verständnis und Respekt für die Authentizität des Hauses und seiner ursprünglichen Materialien. Es ist ein gutes Beispiel für die Restaurierung eines Kulturerbes aus dem 20. Jahrhundert, da frühere Interventionen bewertet und rückgängig gemacht wurden, wenn sie für ungeeignet befunden wurden. Auch die Ausstattung wird mit einem neuartigen Ansatz präsentiert“, betonte die Jury.

Zu den Projektpartnern der Klassik Stiftung Weimar gehörten die Stadt Weimar als ehemalige Eigentümerin des Grundstücks, der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar als vorheriger Verwalter, die Denkmalbehörden Weimar und Thüringen sowie der Bund und das Land Thüringen als Förderer im Rahmen des Invest Ost-Programms.

Hermann Parzinger, Geschäftsführender Präsident von Europa Nostra, sagte in seiner Rede: „Die Preisträger des Europäischen Kulturerbepreises / Europa Nostra Awards stehen jedes Jahr beispielhaft für die Kreativität und das Engagement derjenigen, die sich für den Schutz, die Aufwertung und die Weitergabe des kostbaren Erbes Europas an die nächste Generation einsetzen. Die diesjährigen Preisträger zeigen eindrucksvoll, wie das Kulturerbe Lösungen angesichts scheinbar unüberwindbarer Herausforderungen bei Maßnahmen für das Klima, für eine nachhaltige städtische und ländliche Entwicklung und für den Erhalt unserer europäischen Grundwerte bietet. Mögen ihre herausragenden Leistungen vielen Fachleuten, Denkmalliebhabern und Förderern in ganz Europa und darüber hinaus als Inspiration und Ermutigung für künftige Maßnahmen dienen.“

Der Europäische Kulturerbepreis / Europa Nostra Award wurde 2002 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen und wird seitdem von Europa Nostra durchgeführt. Der Preis wird vom Programm Kreatives Europa der Europäischen Union gefördert.

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