Ein Crack-up-Boom beschreibt einen Boom am Aktienmarkt, der trotz schlechter wirtschaftlicher Aussichten stattfindet. Verursacht wird dieser durch eine hohe Inflationsrate und niedrigen Zinsen (negativer Realzins). Markteilnehmer flüchten sich aus Angst vor Wertverlusten der eigenen Währung in ein begrenztes Angebot von Aktien, was zu starken Preissteigerungen führt. In den letzten Monaten erreichten die europäischen und amerikanischen Aktienmärkte immer wieder neue Rekordhöchststände und dass trotz einer globalen Wirtschaftskrise. Die Frage, ob wir uns mitten in einem Crack-up-Boom befinden, ist somit durchaus berechtigt.

Die wichtigste Voraussetzung für einen Crack-up-Boom ist ein negativer Realzins. Dieser entsteht, wenn die Inflation die Zinsen übersteigt. Auch wenn in der Vergangenheit ein negativer Realzins keine Seltenheit war, ist die derzeitige Entwicklung außergewöhnlich. In den USA hat die Inflation zuletzt bei über 4 Prozent gelegen und damit ca. 250 Basispunkte über der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen. Die Voraussetzung eines negativen Realzinses ist somit gegeben. Wie verhält es sich aber mit dem wirtschaftlichen Umfeld? Sicherlich werden in den kommenden Monaten die Opfer der Krise zu Tage kommen, dennoch ist im Allgemeinen die Stimmung durchaus positiv, da die Impfungen weiter voranschreiten und die Regierungen und Zentralbanken stark investiert haben, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie aufzufangen. Doch steht dies im Verhältnis zu den Preissteigerungen am Aktienmarkt? Der amerikanische Leitindex S&P 500 befindet sich inzwischen 20 Prozent über dem Vorkrisenniveau und das obwohl sich die reale Wirtschaftsleistung immer noch nicht vollständig erholen konnte (Vgl. Abbildung 1).

 

Ein wichtiger Faktor in der Wachstumsrallye am Aktienmarkt spielen die Zentralbanken, die trotz steigender Preise signalisiert haben, die Zinsen nicht anheben zu wollen, da die wirtschaftliche Erholung nicht gefährdet werden soll. Dies verstärkt die Entwicklung hin zu einem Crack-up-Boom, da Investoren wenig Alternativen bleiben, um eine Rendite zu erzielen oder das eigene Vermögen zu schützen. Ein weiterer Faktor sind die stark anziehenden Wertpapierkredite (zu Engl. margin debts). Diese sind seit der Krise um mehr als 350 Mrd. US-Dollar auf fast 850 Milliarden US-Dollar angestiegen (Vgl. Abbildung 2). Wertpapierkredite sind vorfinanzierte Aktienkäufe, die durch den Marktwert des Depots abgesichert werden. Vor den letzten beiden Krisen (2000 und 2008) befanden sich die Wertpapierkredite auch jeweils auf Rekordniveau.

 

Solange die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Notenbank (Fed) die Zinsen nicht anheben, wird sich der Crack-up-Boom weiter fortsetzen und Verzerrungen werden gegebenenfalls verstärkt. Eine Zinsanpassung könnte zudem länger dauern, als manchen lieb ist, da zunächst die Anleihelaufprogramme ausgesetzt werden, bevor die Zinsen angehoben werden. Die derzeitige Entwicklung zeigt auf wie wichtig eine stabile und vertrauenswürdige Währung ist, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Marktteilnehmer sich auf fundamentale Faktoren wie Bilanzqualität, Profitabilität oder Gewinnwachstum konzentrieren können. Somit bleibt nur noch die Frage: Weiter Crack-up-Boom oder Börsen-Crash?

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