Die erste Maiwoche hat keine Erleichterung für Indien gebracht, wo steigende Zahlen von COVID-19 Fällen weiterhin das Gesundheitssystem des Landes außer Kraft setzen, schreibt die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Indien in einem Situationsbericht. Seit Beginn des neuen Monats erkrankten jeden Tag fast 400.000 Menschen an dem Virus. Experten befürchten, dass die verheerende Zahl der Fälle ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Am 16. Mai meldete das indische Gesundheitsministerium insgesamt 270.284 Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus gestorben seien, allein am 15. Mai starben demnach 4.077 Personen.

Weston Davis, Direktor von ADRA Indien, beschrieb die Situation in seinem Land: „Viele, viele Menschen kennen jemanden, der umgekommen ist“. Es gebe Experten, die sagten, dass man die offizielle Todeszahl der Opfer von COVID-19 mit zehn multiplizieren müsse, um sich der tatsächlichen Zahl anzunähern.

Parkplätze vor Krematorien werden zu Krematorien umgewandelt
„Unser Gesundheitssystem war nicht darauf vorbereitet, eine so große Zahl an Patienten zu versorgen“, sagt Trisha Mahajan, Kommunikationsverantwortliche von ADRA Indien. „Die Fälle hatten im Februar stark nachgelassen und die Menschen dachten, dass COVID in Indien fast vorbei sei. Diese zweite Welle hat die Menschen überrascht. Menschen sterben an vermeidbaren Todesursachen, weil sie nicht rechtzeitig Sauerstoff, ein Krankenhausbett, oder nicht rechtzeitig einfache Medikamente bekommen“, sagte sie. In ihren sozialen Medien suchten viele Menschen nach Hinweisen auf Krankenhausbetten oder Sauerstoffflaschen. „Die Menschen verlieren einfach ihr Leben außerhalb der Krankenhäuser. Selbst Krematorien sind überfüllt. Es gibt keinen Platz. Sie werden in Orte verwandelt, an denen die Toten verbrannt werden – selbst auf den Parkplätzen dieser Krematorien werden Feuer entfacht. Es ist sehr tragisch, was hier passiert“, fügte sie hinzu. „Wir sind im Moment alle sehr besorgt.“

ADRA stellt Schutzausrüstung und Sauerstoff zur Verfügung
Das COVID-19-Nothilfeteam von ADRA Indien unterstützt Impfkliniken im schwer getroffenen Delhi. Sie stelle persönliche Schutzausrüstung (PSA) für das adventistische Krankenhaus in Pune sowie für jenes in Bangalore bereit und unterstütze neun weitere adventistische Krankenhäuser in schwer betroffenen Gebieten. ADRA fliege eine dringend benötigte Sauerstofferzeugungsanlage für das 300 Betten „METAS Adventist Hospital“, das größte adventistische Krankenhaus in Surat, Gujarat/Indien, aus Italien ein. Das METAS Spital habe bereits über 10.000 Patienten betreut. Adventistische Krankenhäuser stünden weltweit allen Personen offen, die medizinische Hilfe benötigten.

Triage mit tödlichen Konsequenzen
Die Sauerstoffkrise habe ein immenses Ausmaß, so Weston Davis. Ein Freund habe in Delhi die Stadt nach Sauerstoffflaschen durchsucht, um sie einer Familie zu geben, die zwei Familienmitglieder in kritischem Zustand betreute. Nach stundenlanger verzweifelter Suche habe er nur eine einzige Flasche gefunden. „Die Familie musste eine Entscheidung treffen, welche Person den Sauerstoff erhalte.“ so Davis. „Nach der Entscheidung verstarb die andere Person.“

Starke Partnerschaft zwischen ADRA Indien und den adventistischen Krankenhäusern
Diese Partnerschaft mit den adventistischen Krankenhäusern in Indien sei stark und ermögliche es ADRA, lebensrettende Ressourcen zu liefern, die sofort Tausenden der am meisten gefährdeten Menschen zugutekommen werden, schreibt das Hilfswerk. Aber obwohl die Partnerschaft zwischen ADRA und dem Netzwerk der adventistischen Krankenhäuser stark sei, bliebe der Bedarf immens.

Ausführlicher Bericht auf Englisch bei ADRA Indien:
https://adraindia.org/whats-next-in-a-crisis-thats-far-from-over/

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