Sie sind klein, süß und possierlich und machen sich gut vor der Kamera: Eichhörnchen und andere kleine Nagetiere wie Nutria erleben gerade einen riesigen Hype auf Instagram und Co. Angelockt werden sie durch Futter, bereitgestellt von spendablen Menschen. Doch das dieses Anfüttern oft auch negative Auswirkungen auf die Tiere hat, ist vielen Leuten gar nicht bewusst.

„Sehr häufig konnte ich diesen Winter beim Spazierengehen mit meinem Hund durch den Park beobachten, wie die Leute Eichhörnchen mit Futter bis an die Hand gelockt haben, und mit der anderen Hand hielten sie das Handy bereit für ein gutes Foto“, so Marlen Schmid, Biologin und Projektkoordinatorin im Rettungsnetz Wildkatze des BUND Sachsen. „Das zu beobachten hat mich sehr nachdenklich werden lassen. Die Leute wissen einfach nicht, wie sehr sie damit in das natürliche Verhalten der Tiere eingreifen.“

Das Anfüttern kann mitunter zu Verhaltensänderungen der Tiere führen. Sie verlieren ihre natürliche Scheu vor dem Menschen und gewöhnen sich an den Umstand, dass sie Futter hingelegt oder sogar aus der Hand bekommen. Dies kann mitunter zu forderndem bis sogar aggressives Verhalten führen, wenn einmal kein Futter angeboten wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Tiere dadurch ihren natürlichen Trieb zur Futtersuche verlieren. Je nach dem was auch gefüttert wird, können die Tiere krank davon werden. So sollte man z. B. unbedingt davon absehen, Brot an Enten zu verfüttern. Das ist nicht nur ungesund für die Tiere, sondern auch eine Belastung für die Gewässer, da ein Teil des Brotes auf den Gewässergrund sinkt und den giftigen Faulschlamm produziert. Außerdem können durch den Kontakt ebenso Krankheiten von den Tieren auf den Menschen übertragen werden und andersherum.

Es ist allerdings eine Tatsache, dass die Nahrung für viele Wildtiere immer mehr schwindet. Daher kann man die Tiere im Winter bei der Futtersuche unterstützen, indem man im Vogelhäuschen oder an Futterstationen Nahrung anbietet. Dabei sollte man sich jedoch unbedingt informieren, was man den Tieren füttern kann. Auch der richtige Standort ist enorm wichtig, da die Tiere an Futterstellen auf dem Boden zur leichten Beute für Katzen werden.

„Damit behandelt man allerdings nur die Symptome des Nahrungsschwundes“, so Schmid. „Besser ist es das Problem an der Wurzel zu packen und nachhaltige Lösungen zu finden. Dazu bedarf es jedoch ein Umdenken, sowohl bei uns zu Hause als auch in den Parkanlagen“.

Schmid abschließend dazu: „Und der Schnappschuss für Instagram? Mit etwas Geduld lassen sich auch tolle Fotos von Eichhörnchen und Co. machen, ohne dass man sie dafür bis an die Hand locken muss. Und seien wir doch mal ehrlich: Gestellte Fotos sind nie wirklich so schön, wie Schnappschüsse aus dem Leben.“

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