Es ist wahrlich stadthistorischer Grund auf dem die Freiburger Verkehrs AG vom 12. April an beginnt, Gleise zu erneuern. Der Bereich rund um Oberlinden bildet den Ursprungspunkt der Freiburger Siedlungsentwicklung. Und auch das Straßenbahnnetz hatte an dieser Stelle im Jahr 1901 einen seiner Ausgangspunkte. Damals fuhren die Linien „B“ und „C“ – im 10-Minuten-Takt! – schon durch das Schwabentor.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es hier aus heutiger Sicht teilweise geradezu tollkühn anmutende Bauvorhaben, wie zum Beispiel ein Blick in die mehrstöckigen Kellergewölbe des Gasthauses „Roter Bären“ noch heute sichtbar macht: Um das Jahr 1180 wurden im Stadtgebiet einige Straßen um bis zu drei Meter mit Kies aufgeschüttet, vermutlich, um auf diese Weise ein besseres Gefälle für den Verlauf der Bäche zu erzeugen. Dadurch wurden Erdgeschosse einiger Häuser zu Kellergeschossen.
Derart gravierend werden die Eingriffe nicht sein, wenn vom 12. April an wieder einmal Baugeräte in den Bereich zwischen Schwabentor und Bertoldsbrunnen Einzug halten. Die Gleise und der Schienenunterbau in der Salzstraße sind aus dem Jahr 1978, stark verschlissen und unbedingt erneuerungsbedürftig.
Warum die Gleiserneuerung notwendig ist
Die Schienen sind komplett abgefahren und weisen eine massive Höhenabnutzung und spürbare Spurerweiterungen auf. Der Schienenfuß ist teilweise stark korrodiert, was die Tragfähigkeit der Schienen vermindert. Auch der Unterboden ist dringend sanierungsbedürftig und gemäß eines Bodengutachten nicht mehr ausreichend tragfähig. Aufgrund der verschiedenen Schadensbilder ist eine gesicherte Spurführung der Straßenbahnen in naher Zukunft nicht mehr in ausreichendem Maße gewährleistet, sodass bei einem noch länger andauernden Betrieb ohne Erneuerung Entgleisungen drohen können.
Ursprünglich war die Sanierung der Salzstraße für das Jahr 2018 vorgesehen. Um eine Häufung der Baustellen im Innenstadtbereich – zum Beispiel in der nördlichen Kaiser-Joseph-Straße – zu vermeiden und, um die geplanten Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum mit den erwarteten Besucherströmen nicht zu behindern, wurde die Gleiserneuerung in der Salzstraße letztmöglich in das Jahr 2021 geschoben.
Bauablauf in drei Abschnitten
Während der Bauarbeiten ist stets immer nur etwa ein Drittel der gesamten Baustecke von den Arbeiten betroffen. Dabei wandern die Baufelder von der Kaiser-Joseph-Straße in Richtung Schwabentor.
- Der erste Bauabschnitt, der am 12. April startet und voraussichtlich bis zum 29. Mai andauert, betrifft den Abschnitt von der Einmündung des Annengässle bis zum Augustinerplatz.
- Die zweite Bauphase betrifft den Bereich vom Augustinerplatz bis zur Einmündung der Herrenstraße. Hier soll vom 31. Mai bis zum 10. Juli gearbeitet werden.
- Der letzte Bauabschnitt, der für die Zeit vom 11. Juli bis zum 15. August vorgesehen ist, erstreckt sich von der Herrenstraße bis zum Schwabentor.
Eine wesentliche Verbesserung für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen und für Sehbehinderte wird die umgebaute Haltestelle „Oberlinden“ künftig bieten. Bisher war hier das Ein- und Aussteigen für Personen im Rollstuhl aufgrund der Haltestellenlage in einer Kurve und der hohen Einstiegshöhe nicht möglich. Bei der neuen Haltestelle wird der Bahnsteig auf 12 Zentimeter angehoben, sodass ein Zustieg mittels Klapprampe ermöglicht werden kann. Für seheingeschränkte Personen werden zudem taktile Leitelemente eingebaut, um eine Orientierungshilfe zu geben.
Im Zuge des Umbaus wird in der Salzstraße an vier Stellen das Kopfsteinpflaster eben gefräst, sodass vier barrierefreie Übergangsbereiche entstehen, die einen möglichst ebenen Übergang ermöglichen werden.
Wenn alles wie geplant läuft, und die Baustelle keine unerwarteten Überraschungen bereithält, wird die Stadtbahnlinie 1 Mitte August die neuen Gleise erstmals wieder befahren können.
Um die Baustelle möglichst schnell zu Ende zu bringen, wird an allen Werktagen von 6 bis 22 Uhr gearbeitet.
SEV, Frelo und Salzstraßen-Bummel
Während der Bauzeit entfällt die Haltestelle „Oberlinden“. Die Stadtbahnlinie 1 biegt von Landwasser kommend am Bertoldsbrunnen zum Europaplatz ab. Von dort fährt sie dann als Linie 5 weiter in Richtung Rieselfeld. In der Gegenrichtung wechseln die Bahnen der Linie 5, die vom Rieselfeld kommen, an der Haltestelle Europaplatz die Liniennummer und fahren durch die Kaiser-Joseph-Straße zum Bertoldsbrunnen und von dort als Linie 1 weiter Richtung Landwasser.
Von Littenweiler kommend fährt die Linie 1 bis zur Schwabentorbrücke und dann weiter in die Wendeschleife auf dem Schwabentorplatz. Dort wird eine – nicht barrierefreie –Haltestelle zum Aus- und Einsteigen eingerichtet. Von dort fährt sie wieder zur Haltestelle Schwabentorbrücke und zurück nach Littenweiler.
Zwischen den barrierefreien Haltestellen Schwabentorbrücke und Europaplatz wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen (SEV) eingerichtet. In Richtung Europaplatz fährt der Bus ohne Zwischenhalt. In der Gegenrichtung gibt es noch einen Zwischenhalt am Schwabentorplatz.
Aber natürlich besteht für nicht in der Mobilität eingeschränkte Personen auch die Möglichkeit zwischen Schwabentor und Bertoldsbrunnen entlang zu bummeln, die dortige Geschäftswelt zu erkunden und den Baustellenfortschritt zu begutachten.
An allen End- und Umsteigepunkten der unterbrochenen Linie 1 stehen auch Frelo-Leihräder für die Weiterfahrt zur Verfügung.
Anschlüsse
Die Abfahrtzeiten der Buslinien 17, 18, 19, 31, 32, 33 und 36, die an den Endhaltestellen der Linien 1 und 5 anschließen, werden an die leicht veränderten Fahrtzeiten der Stadtbahnlinien 1 und 5 angepasst. Diese Änderungen sind in der elektronischen Fahrplanauskunft der VAG abgebildet.
Wissenswertes
- Die Baustelle wird mit einem Zwei Meter hohen Gitter eingezäunt auf dessen Planen Informationen über die Baustelle und die Laufwege aufgedruckt sind. Außerdem wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Einzelhandelsgeschäfte – sofern es die Pandemie zulässt –geöffnet sind.
- Um Corona bedingte Engpässe zu vermeiden wurden die benötigten Schienen und Weichen bereits frühzeitig bestellt, sodass die Baustelle aller Voraussicht nach planmäßig laufen kann.
- Schon im September 2020 wurden die Anliegenden erstmals über das Bauvorhaben informiert. Eine letzte virtuelle Besprechung, an der rund die Hälfte der anliegenden Gewerbetreibenden teilgenommen hat, fand Anfang März 2021 statt.
- Auf Wunsch der Gewerbetreibenden wurde die Baustelle um einen Monat vorgezogen, sodass sie jetzt Mitte April und nicht erst Mitte Mai startet und entsprechend früher beendet sein wird.
- Die Investitionssumme für die Gleiserneuerung inklusive der neuen Bahnsteige beträgt rund 4,3 Millionen Euro. Zuwendungen für die Sanierung und des barrierefreien Ausbaus sind bei Bund und Land beantragt.
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