Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) wird im Frühjahr mit der Sanierung  des Ossietzky-Quartiers in Nordhausen-Nord starten. Schon jetzt sind bauvorbereitend neun genehmigungspflichtige Bäume gefällt worden. „Diese Arbeiten waren nach Baumschutzsatzung beauftragt und auch genehmigt. Die Fällarbeiten mussten bis 28. Februar durchgeführt werden“, erklärt SWG-Chefin Inge Klaan in einer Pressemitteilung des Unternehmens. „Die Bäume standen zum Teil sehr nah an der Fassade des einstigen Schwesternwohnheimes in der Albert-Träger-Straße. Für dessen Rückbau brauchen wir aber Baufreiheit“, erklärt Inge Klaan.

Ersatzpflanzungen im Quartier

Die SWG-Chefin macht deutlich, dass die gefällten Bäume durch Neupflanzungen im Quartier ersetzt werden. Im Rahmen der Quartiersentwicklung soll der Innenhof familienfreundlich umgestaltet werden. Dazu zählt auch, dass bisher versiegelte Flächen entfernt oder umverlegt, neue Bäume und Sträucher gepflanzt werden und neue Grünanlagen entstehen,. Diese Arbeiten am Innenhof werden aber erst der Schlusspunkt der Quartierssanierung sein.

Bauarbeiten im Bestand, Rückbau des Schwesterwohnheims

In einem ersten großen Schritt soll jetzt der Wohnblock in der Dr.-Robert-Koch-Straße 4-18 grundhaft saniert werden. Die Arbeiten werden in der zweiten Märzwoche beginnen. In dem Doppel-Wohnblock werden Haus-, Versorgungs- und Heizungstechnik ausgetauscht. Darüber hinaus werden Keller und Dach gedämmt, letzteres wird für eine Photovoltaikanlage vorbereitet. Die Fassade und auch die Balkone werden erneuert. Die SWG-Chefin rechnet mit einer Bau- und Sanierungszeit von etwa zwölf Monaten.

Parallel zu diesen Arbeiten wird mit dem Abriss des einstigen Schwesternwohnheims in der Albert-Träger-Straße begonnen. Die Ausschreibungen für die Rückbauarbeiten werden derzeit vorbereitet. An der Stelle der DDR-Platte soll ein mehrstöckiger barrierefreier Holzhybridbau errichtet werden.

Der ursprüngliche Plan, die Ein-Raum-Wohnungen zu größeren Wohnungen umzubauen, musste aus Kostengründen verworfen werden. „Wir haben hier ausschließlich Ein-Raum-Wohnungen in Größen zwischen 22 und 25 Quadratmetern. Um diese zu heute vermietbaren Wohnungsgrößen umzubauen, wäre der Eingriff in die Statik so enorm geworden, dass die Kosten explodiert wären“, erklärt Inge Klaan die Entscheidung pro Abriss.

Der mehrstöckige Holzbau wäre einer der ersten in Thüringen und bringt einige Vorteile gegenüber einem Haus aus Beton. Neben einer relativ kurzen Bauzeit, punktet Holz als nachwachsender Rohstoff, hat zudem gute Raumklimaeigenschaften und ermöglicht durch dünnere Außenwände eine größere Wohnfläche im Vergleich zu einem gleichgroßen herkömmlichen Haus aus Beton.  Baustart für das Mehrfamilienhaus ist nach jetzigen Planungen für 2022 vorgesehen.

In einem letzten Bauabschnitt soll der Wohnblock in der Ossietzky-Straße saniert werden. Die Wohnungen sollen barrierearm umgebaut und die Grundrisse teilweise etwas verändert werden. Zudem soll das Haus Fahrstühle und neue Balkone erhalten. Sanierungsstart soll nach der Fertigstellung des Neubaus erfolgen.

Energieausgleich zwischen allen drei Häusern

Klaan macht noch einmal deutlich, dass mit der Quartiersentwicklung vor allem ein gutes Verhältnis zwischen Investitionen und Grundmiete erreicht werden soll. In den vergangenen Monaten habe man dazu intensiv mit Energieexperten zusammengearbeitet. So ist unter anderem geplant, dass die PV-Anlage auf dem Wohnblock in der Dr.-Robert-Koch-Straße die Wärmepumpe im Holz-Neubau mit Strom versorgt. „Unser Ziel ist es, mit einem Energieausgleich zwischen allen drei Häusern für alle drei Bauten ein gutes Betriebskostenniveau zu erreichen“, so Klaan.

Zwar würden die Mieten in den beiden Bestandsgebäuden durch die Modernisierungsumlage etwas steigen. „Die Mietsteigerung soll aber durch geringere Nebenkosten wieder eingespart werden“, nennt Klaan das Prinzip.

Ossietzky-Quartier ist Musterbeispiel für „Klimagerechte Quartiersentwicklung Nordhausen-Nord“

Der Stadtrat der Stadt Nordhausen hatte im Dezember 2018 den Rahmenplan „Klimagerechte Quartiersentwicklung Nordhausen-Nord“ einstimmig beschlossen. Im Fokus steht die energetische Sanierung des gesamten Plattenbaustandortes Nord. Das Ossietzky-Quartier der SWG ist nun als Projekt der Internationalen Bauausstellungen (IBA) in Thüringen das  Musterquartier und Startpunkt für den Quartiersumbau. In diesem soll ganz praktisch die klimagerechte Quartiersentwicklung gezeigt werden. Die SWG hatte dazu in Kooperation mit der Stadt und IBA Thüringen einen Realisierungswettbewerb für den Wohnhof an der Carl-von-Ossietzky-Straße ausgelobt. Das Planungsteam „Hütten & Paläste“ aus Berlin hat den Architektenwettbewerb gewonnen – der Entwurf wird nun umgesetzt.

Neben dem SWG-Projekt will auch die Stadt Nordhausen im Rahmen der Quartiersentwicklung einiges anschieben: Ein Kernprojekt der Stadt soll unter anderem der „Stadtloop“ sein. Das ist ein barrierefreier Rundweg, über den zukünftig alle Dienstleister, Restaurants und Einkaufsmärkte im Zentrum des Stadtteils gut zu Fuß erreichbar sein sollen. Wie bei allen Vorhaben der Stadtentwicklung sind auch hier Bürgerbeteiligungsverfahren geplant.

20 Millionen sollen in diesem Wohnhof investiert werden

Insgesamt sollen laut Klaan maximal 20 Millionen Euro in das Ossietzky-Quartier fließen. In die Summe inbegriffen sind die Sanierung der drei DDR-Platten, der Abriss des Schwesternwohnheims und der Ersatzneubau sowie die Umgestaltung des gesamten Freiraums.

Die im Rahmenplan „Klimagerechte Quartiersentwicklung Nordhausen-Nord“ aufgelisteten Kosten von knapp 33 Millionen Euro für die Quartierssanierung sind lediglich eine Kalkulation aus dem Jahr 2018.  

Das Projekt ist ein mehrjähriges Projekt und soll bis 2025 umgesetzt werden.

Rückblick zur Bürgerbeteiligung bei der Erstellung des Rahmenplanes „Klimagerechte Quartiersentwicklung Nordhausen-Nord“

  • Ausstellung der Rahmenstudien vom 13. Juni bis 3. Juli 2017 im Begegnungszentrum „Nordhaus“, Antwortkarten lagen aus, damit die Anwohner die Entwürfe kommentieren konnten
  • Präsentation der Rahmenstudie am 21. Juni 2017 im Rahmen eines Bürgergespräches
  • Oktober 2017 offenes Büro im Begegnungszentrum „Nordhaus“, ganztägig konnten Anwohner und Interessierte mit den Planern ins Gespräch kommen, Anregungen und Hinweise abgeben
  • Vorstellung des Rahmenplans und des Gewinnerentwurf für das Ossietzky-Quartier am 3. Dezember 2018 in einer Bürgerversammlung
  • Beschluss des Rahmenplanes in der öffentlichen Stadtratssitzung am 5. Dezember 2018
  • SWG führt mehrere Mietergespräche in kleinen und größeren Gruppen zu den Umbauvorhaben ab September 2020 durch
  • Wöchentliche Mietergespräche im Bestand durch die SWG zur konkreten Realisierung und Betroffenheit der einzelnen Mieter
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