Die Hochschule Osnabrück ist Teil des Verbundprojektes „5G – Nachhaltige Agrarwirtschaft“. Moderne Ställe werden immer stärker mit Sensoren, Audio- und Videotechnik aufgerüstet. Doch wie lassen sich diese technischen Möglichkeiten in echte Mehrwerte für Tierwohl, Umwelt und Wirtschaftlichkeit ummünzen?

Assistenzsysteme für eine intelligente Rinderhaltung, ein Farmer-Assistenz-System zur „real-time“-Erfassung von Tierwohl- und Gesundheitsparametern bei Masthühnern oder „Digitalisierung in der Geflügelhaltung – Chancen und Risiken für mehr Tiergesundheit und Tierwohl“: Die digitale Eurotier 2021, die weltgrößte Messe für Tierhaltung und -management, hat zu Beginn des Jahres noch einmal verdeutlicht, wie digital vernetzt Ställe schon heute betrieben werden und wie stark dieser Bereich wächst. Unter anderem hier knüpft das Verbundprojekt „5G – Nachhaltige Agrarwirtschaft“ an. Mit insgesamt rund vier Millionen Euro wird es durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Antragssteller waren die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) und das Amt für Wirtschaftsförderung des Landkreises Vechta. Mit Prof. Dr. Robby Andersson und Prof. Dr. Guido Recke bringen auch zwei Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück ihre Expertise in den Bereichen „Tierhaltung und Produkte“ (Schwerpunkt Geflügel) sowie „Landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre“ ein. An die Hochschule fließen etwa 310.000 Euro der Gesamtfördersumme.

„Wir wissen, dass wir in vielen Bereichen die Tiergesundheit positiv beeinflussen können, wenn wir rechtzeitig die richtigen Informationen haben“, erklärt Andersson, Professor für Tierhaltung und Produkte. Um nur ein Beispiel zu nennen: Durch Kameras und auch akustische Signale können Bewegungsprofile der Tiere erhoben werden. Ist etwa eine Wassertränke verstopft, werden mehr Tiere an einer anderen Tränke sein. Dann gilt es einzugreifen und den Fehler zu beheben. Grundsätzlich geht es laut Forschungsantrag in Anderssons Schwerpunkten darum, „technisch gestützte Systeme für eine risiko-orientierte Echtzeitanalyse zur Früherkennung von Auffälligkeiten im Bestand zu entwickeln“.

Eine explosionsartige Entwicklung

„Es wird hier – im Blick auf die technischen Möglichkeiten eingesetzter Sensoren und audiovisueller Medien – zu einer explosionsartigen Entwicklung kommen“, ist Andersson überzeugt. Der Umgang mit dieser Datenflut sei entscheidend: „Die Herausforderung liegt in der Interpretation und in der Verknüpfung der einzelnen Daten.“ Es gelte, eine Priorisierung vorzunehmen. „Wir müssen effektiv das herausfiltern, was wir brauchen und auch das, was wir nicht brauchen.“ Um die Daten zielführend zu nutzen, soll auch Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle spielen. „Da stehen wir aber eher noch am Anfang. Und auch KI macht nur das, was ihr beigebracht wurde.“

„5G wird uns einen Schub geben“, ist auch Guido Recke überzeugt. Genau wie Andersson betont er aber, wie wichtig es ist, angesichts der Datenmengen das herauszuarbeiten, was im Blick auf Tierwohl, Umwelt und Wirtschaftlichkeit echte Mehrwerte bietet. „Wir werden neue Verfahren und Systeme kennenlernen.“ Sensoren, Video- und Audiotechnik: Unter den vielen Systemen gilt es, zu den wirtschaftlichen entlang der Wertschöpfungskette zu kommen. „KI heißt immer, dass es sich um lernende Systeme handelt. Wir müssen unter anderem schauen, wie gut die Systeme lernen und welche Wirtschaftlichkeit das mit sich bringt“, erläutert der Professor für Landwirtschaftliche Betriebslehre.

Nachwuchskräfte sind willkommen

Recke blickt in seinem Forschungsbereich grundlegend auch auf die gesellschaftlichen und politischen Anforderungen in den beiden Wertschöpfungsketten Geflügel und Schwein. „Insgesamt ist das Verbundprojekt sehr interdisziplinär angelegt. Es umfasst das Zusammenspiel vom landwirtschaftlichen Betrieb bis letztlich zum Verbraucher.“ Das mache das Besondere aus. Und es biete die große Chance, Tierwohl, Umweltaspekte und Wirtschaftlichkeit zu verbinden.

Das Verbundprojekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren. „Wir setzen einen Startpunkt“, sagt Andersson. „Wer Interesse hat, an der Hochschule den Bereich wissenschaftlich zu begleiten und mitzugestalten, kann gern Kontakt aufnehmen.“

Zum Hintergrund: Einen Überblick zum Gesamtvorhaben „5G Nachhaltige Agrarwirtschaft“ finden Sie in der trafo:agrar- Pressemitteilung zur Übergabe des Förderbescheids zu Jahresbeginn. Aus der Wissenschaft sind am Verbundprojekt die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Transformationsforschung Agrar Niedersachsen (trafo:agrar), die Hochschule Osnabrück, die Universität Osnabrück, die Universität Göttingen und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (Osnabrück) beteiligt. Projektpartner aus der Wirtschaft sind das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland (AEF), Big Dutchman AG, Böseler Goldschmaus GmbH & Co. KG, Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co. KG, BWE-Brüterei Weser-Ems GmbH & Co. KG (PHW-Gruppe), Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh im Oldenburger Münsterland eG, Kreislandvolk Vechta, Josef Kotte Landtechnik GmbH & Co. KG, Naturdünger-Verwertungs GmbH, VetVise GmbH (StartUp).

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Ansprechpartner:
Prof. Dr. Robby Andersson
Professor für Tierhaltung und Produkte
E-Mail: r.andersson@hs-osnabrueck.de
Prof. Dr. Guido Recke
Professor für Landwirtschaftliche Betriebslehre
E-Mail: g.recke@hs-osnabrueck.de
Holger Schleper
Telefon: +49 (541) 969-2175
E-Mail: h.schleper@hs-osnabrueck.de
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