Luftverschmutzung ist laut einer Studie der European Environment Agency (EEA) die wesentliche Ursache für vorzeitige Todesfälle in Europa. Der Verkehrssektor verursacht etwa 40 bis 50 Prozent der gesamten Stickoxid-Emissionen und 10 bis 15 Prozent der Feinstaubemissionen. Die Forscher*innen betrachten im Rahmen der Studie bekannte Maßnahmen zur Schadstoffreduktion und analysieren deren Wirksamkeit. Dazu zählen Reduzierung von Parkplätzen, City-Maut, Umweltzonen und Förderung von Fuß- und Radverkehr. Die zu erwartenden Einsparungen bei den sozialen Kosten sollten kommunale Verwaltungen ermutigen, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Allerdings wurden in den vergangenen Jahrzehnten nur sehr zögerlich entsprechende Schritte unternommen. Demnach hat sich auch die Luftqualität nur geringfügig verbessert. Auch durch das viel gepriesene Wundermittel Elektroauto wird das Problem nicht gelöst. Denn durch den Abrieb von Reifen und Bremsen entsteht schädlicher Feinstaub. Wenn die Verkehrswende wirklich gelingen soll, ist also ein Strategiewechsel dringend erforderlich: Statt wirkungslose Verbote zu erlassen, sollte umweltverträgliche Mobilität belohnt werden. Das ist das Konzept der Freie-Straßen-Prämie.
Das Prinzip ist einfach: Wer das eigene Auto abschafft oder gar nicht erst eins kauft, erhält eine Prämie, z.B. 1.100 Euro pro Jahr. Dieses Instrument kommt vollständig ohne Verteuerung, Verzicht oder Verbote aus. Das Freihalten unserer Straßen soll damit als gesellschaftliche Leistung belohnt und anerkannt werden. Die Prämie bietet einen Anreiz, das Auto abzuschaffen, und soll damit auch diejenigen überzeugen, die sich nicht ohnehin schon für Umwelt und Klima interessieren.
„Mehr Pull und weniger Push ist die Devise der Freie-Straßen-Prämie. Wer ein Jahr lang die eigene Mobilität autofrei gestaltet, erhält eine Prämie. Es soll sich lohnen, kein Auto zu haben. Dabei ist es nicht entscheidend, ob Frau Schmidt ihr Auto aus Umweltgründen oder wegen der Prämie abschafft. Hauptsache, sie tut es – denn so reduziert sie Blech und Abgase in unseren Städten“, meint Kerstin Stark von Changing Cities. Die Anzahl der Autos soll mit der Freie-Straßen-Prämie effektiv und auf freiwilliger Basis reduziert werden. Weniger Autos verringern die Luftverschmutzung und verhindern zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Darüber hinaus werden neue Möglichkeiten für umweltfreundliche Mobilität geschaffen. Das Freihalten unserer Straßen wird mit der Freie-Straßen-Prämie zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.
Wir wollen die Freie-Straßen-Prämie öffentlich diskutieren und konzeptionell weiterentwickeln. Dazu laden wir Euch zur öffentlichen Beteiligung auf der Online-Plattform decidim ein: https://ifs.decidim.de
Weiterführende Links:
Zusammenfassung der Studie „Air pollution and transport policies at city level“ (dt.):
https://changing-cities.org/wp-content/uploads/2021/03/Zusammenfassung-EPHA-4.pdf
Die gesamte Studie „Air pollution and transport policies at city level“ (engl.):
https://epha.org/air-pollution-and-transport-policies-at-city-level/
Konzept der Freien-Straßen-Prämie: https://ifs.decidim.de/processes/fsp
Anmeldung zur Diskussionsplattform decidim: https://ifs.decidim.de/users/sign_up.
Informationen zu Changing Cities e.V.: https://changing-cities.org
Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
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