Bernd T. hatte vor vielen Jahren eine Hirnhautentzündung. Die Behandlung zog eine schwere Epilepsie nach sich, zusätzlich eine geistige Einschränkung und eine halbseitige Lähmung seines Körpers. Der 64-Jährige lebt in einer Einrichtung für Menschen mit erworbenen geistigen Behinderungen. „Bei diesem Patienten wussten wir von einer Divertikulitis, einer Entzündung an Ausstülpungen der Darmwand“, erzählt Juan Fernandez, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin im Zentrum für Behindertenmedizin in Bielefeld-Bethel. Hier ist man darauf spezialisiert, Menschen mit geistigen und auch körperlichen Behinderungen zu behandeln, auf deren Bedürfnisse im normalen Klinikalltag nicht ausreichend eingegangen werden könnte. Doch die Behandlung im Krankenhaus wurde immer wieder aufgeschoben – zu groß war die Angst, er könne sich mit dem Coronavirus infizieren. „Nach einigen Monaten kam er dann aber als Notfallpatient zu uns. Er hatte einen Darmverschluss. Bei der Behandlung haben wir auch noch einen bösartigen Tumor gefunden. Jetzt ist Bernd T. operiert und es geht ihm wieder gut – aber hätten wir früher behandelt, wäre dies aus medizinscher Sicht viel besser gewesen“, erklärt der Facharzt für Innere Medizin.
Die Sorgen der Menschen oder ihrer Betreuer kann Juan Fernandez verstehen, teilen tut er sie hingegen nicht: „Wir haben ein so gutes Hygienekonzept: Jeder Mitarbeiter lässt sich zweimal pro Woche testen – selbstverständlich auch nach der Impfung. Patienten nehmen wir ausschließlich nach einem negativen PCR-Test auf. Die beiden Stationen lassen sich durch Glastüren in einzelne Bereiche trennen. Für den Fall, dass der Virus es dennoch auf die Station schaffen sollte, kann man so infizierte von nicht-infizierten Patienten separieren. Zum Konzept gehören auch strenge Besucherregeln, die insbesondere bei Patienten mit Behinderungen zu Härtefällen werden können. „Unsere Patienten benötigen häufig die Zuwendung eines Angehörigen. Die dürfen gerne begleiten, das Krankenhaus dann aber nicht verlassen und wiederkommen. Das ist auf der einen Seite hart. Auf der anderen Seite zeigt es aber, dass wir die Patientensicherheit sehr ernst nehmen“, sagt Juan Fernandez. Schließlich gehören viele seiner Patienten einer besonders vulnerablen Gruppe an.
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