Die Sparkassen in Hessen und Thüringen sind bislang gut durch die Corona-Krise gekommen. „2020 war ein hartes Jahr für uns alle. Unsere Sparkassen haben sich aber durchgebissen und einmal mehr als systemrelevant im besten Sinne erwiesen. Sie waren immer für ihre Kunden da und haben sie zuverlässig mit Bargeld und anderen Bezahlmöglichkeiten, mit Krediten und sonstigen finanzwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen versorgt. Unsere Kunden wissen, dass sie sich stets auf uns verlassen können. Das hat sich wiederum positiv in unserem Kunden- und Bestandsgeschäft niedergeschlagen. Auch die Ertragsentwicklung ist besser ausgefallen als erwartet. Mit knapp 900 Mio. € hat das Betriebsergebnis vor Bewertung annähernd das Niveau des Vorjahres erreicht. Damit können wir angesichts der sehr schwierigen Rahmenbedingungen zufrieden sein“, resümierte Gerhard Grandke, der Geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Frankfurt am Main bzw. Erfurt den Geschäftsverlauf 2020.

Bilanzsumme macht dank starkem Kundengeschäft großen Sprung

Dank des deutlich ausgebauten Kundengeschäfts stieg die Bilanzsumme der 49 Mitgliedsinstitute des SGVHT insgesamt um 13,5 Mrd. € bzw. 10,2% auf 145,6 Mrd. €. Das Plus fiel damit doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Auf der Aktivseite konnten die Sparkassen im Kreditgeschäft mit Kunden an der überdurchschnittlich hohen Wachstumsrate von 2019 anknüpfen. Ihr Kreditbestand legte insgesamt um 4,6 Mrd. € bzw. 5,8% auf 83,7 Mrd. € zu (2019: +5,7%). Als besonders dynamisch erwies sich wieder das Geschäft mit Firmenkunden, bei denen die Kreditbestände um 2,4 Mrd. € bzw. 6,1% auf 41,6 Mrd. € nach oben gingen. Im Dienstleistungssektor verzeichneten viele Kunden wegen der Shutdowns einen hohen Liquiditäts- und Finanzierungsbedarf. Gleichzeitig gab es aber unter anderem in der gewerblichen Produktion und im Handwerk viele Betriebe, die sehr gut ausgelastet waren und ins Geschäft investierten. „Bei unseren Kreditzuwächsen handelt es sich also nicht um eine Corona-Scheinblüte, sondern um geerdetes, nachhaltiges Geschäft. Das macht ein Blick auf die Neuabschlüsse unserer Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen deutlich. 95% der 2020 neu ausgezahlten oder zugesagten Mittel entfielen auf Darlehen mit mittel- bis langfristigen Laufzeiten, zu denen die Investitionskredite zählen. Lediglich 5% haben kurze Fristen“, erläuterte Grandke.

Neukreditgeschäft mit starken Zuwächsen

Im Neukreditgeschäft konnten die Sparkassen kräftige Zuwächse verbuchen. Ihre Darlehenszusagen und -auszahlungen erhöhten sich um jeweils gut 12% auf 16,7 Mrd. € bzw. 15,3 Mrd. €. Bei den Firmenkunden lag das Plus bei über 13% bzw. knapp 11%. „In diesem Segment haben unsere Institute auf Jahressicht 8,6 Mrd. € an neuen Darlehen zugesagt und 7,8 Mrd. € ausgezahlt. Darüber hinaus haben sie öffentliche Corona-Kredite von rund 850 Mio. € an Unternehmen durchgeleitet. Diese Relationen unterstreichen ganz deutlich, dass unsere Sparkassen im Kreditgeschäft selbst in die Bütt gegangen sind. Sie haben die Kredite und damit auch die Risiken ganz überwiegend in die eigenen Bücher genommen“, hob Grandke hervor.

Kreditgeschäft mit Privaten und Öffentlichen wächst ebenfalls

Auch in den anderen Kreditbereichen gingen die Bestände 2020 deutlich nach oben: bei den öffentlichen Haushalten um 204 Mio. € bzw. 5,3% auf 4,0 Mrd. €, bei den Privaten um 1,9 Mrd. € bzw. 5,6% auf 35,4 Mrd. €. Im Privatkundensegment waren wie in den Vorjahren die Wohnungsbaukredite die Treiber der Hausse. Dort verbesserten sich die Bestände um 2,1 Mrd. € bzw. 6,9% auf 32,0 Mrd. €.

Unfreiwilliges Sparen treibt Kundeneinlagen

Auf der Passivseite stiegen die Kundeneinlagen bei den Sparkassen 2020 um 8,6 Mrd. € bzw. 8,2% auf 112,9 Mrd. €. Da viele Menschen coronabedingt nur wenig Gelegenheit hatten, Geld auszugeben, erreichte die Sparquote zeitweise 21%. Durch das unfreiwillige Sparen wurde auch der Trend zur kurzfristigen Anlage verfestigt. „Die Kunden legen ihr Geld vorzugsweise nicht auf die ganz hohe Kante. Sie halten es lieber auf Tagesgeldkonten. Denn da haben sie es sofort parat, wenn die stationäre Konsumwelt wieder öffnet und größere Reisen möglich sind“, erklärte Grandke. Die bei den Sparkassen angelegten Tagesgelder stiegen um 13,0%. Wenig gefragt waren dagegen Termingelder (-22,8%), Eigenemissionen (-12,6%) und Spareinlagen (-2,4%).

Wertpapiergeschäft bei Sparkassenkunden immer beliebter

Die fehlenden Einlagenzinsen haben dafür gesorgt, dass immer mehr Sparkassenkunden das Wertpapiergeschäft entdecken. Im Gebiet des SGVHT erhöhten sich die Wertpapierkäufe 2020 um 25,9% auf 8,6 Mrd. €. Der Fokus lag dabei eindeutig bei Aktien und Investmentfonds. Die Verkäufe von Kunden legten um 18,1% auf 6,7 Mrd. € zu. Der Nettoabsatz als Saldo von Käufen und Verkäufen verbesserte sich um etwa zwei Drittel auf 1,8 Mrd. €

Sparkassen stärken Eigenmittel weiter

Trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage konnten die Sparkassen in Hessen und Thüringen auch 2020 wieder ihre Eigenkapitalausstattung verbessern. Die Eigenmittel stiegen um 3,9% auf 13,7 Mrd. €. Davon entfielen 12,7 Mrd. € auf das Kernkapital. Zum 31. Dezember 2020 lag die Gesamtkapitalquote bei 19,9% und die Kernkapitalquote bei 18,5%. „Unsere Sparkassen sind also sehr gut kapitalisiert. Das ist in Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, sehr hilfreich. Es macht uns stark und stabil“, hob Grandke hervor.

Sparkassen halten Ertragslage trotz Corona praktisch stabil

Den Sparkassen in Hessen und Thüringen ist es 2020 gelungen, ihre Ertragslage trotz der Corona-Krise weitgehend stabil zu halten. Zwar sank der Zinsüberschuss nicht zuletzt wegen des faktischen Ausschüttungsverbots der EZB für die Landesbank Hessen-Thüringen und die DekaBank um 92 Mio. € bzw. 4,4% auf etwa 2,0 Mrd. €. Dagegen verbesserte sich der Provisionsüberschuss um 28 Mio. € bzw. 3,4% auf 846 Mio. €. Für Entlastung sorgte auch der Verwaltungsaufwand. Er reduzierte sich um 43 Mio. € bzw. 2,1% auf knapp 2 Mrd. €.

Betriebsergebnis vor Bewertung geht nur moderat zurück

In der Summe ging das Betriebsergebnis vor Bewertung moderat um 22 Mio. € bzw. 2,4% auf knapp 900 Mio. € zurück. „Das ist in diesen schwierigen Zeiten ein überraschend gutes Ergebnis. Es unterstreicht, dass das System Sparkasse im Krisenbetrieb auch auf der Ertragsseite resilient ist. Unsere Institute haben einen Teil des Betriebsergebnisses wieder in die Dotierung ihrer Vorsorgereserven gesteckt. Der Betrag fiel mit 166 Mio. € zwar niedriger aus als 2019 (377 Mio. €). Es ist aber gut, dass wir unser Eigenkapital auch in dieser schwierigen Zeit stärken, soweit das möglich ist“, erklärte Grandke.

Betriebsergebnis nach Bewertung sinkt auf 733 Mio. €

Das Betriebsergebnis nach Bewertung lief 2020 bei 733 Mio. € aus. Das waren 190 Mio. € bzw. 20,6% weniger als im Vorjahr. Für das Minus zeichnete vor allem das Bewertungsergebnis im Wertpapierbereich verantwortlich. Dort verwandelten sich die Zuschreibungen des Vorjahres von 60 Mio. € in Abschreibungen von 85 Mio. €. Die Häuser erhöhten zudem ihre Risikovorsorge im Kreditbereich, die mit 80 Mio. € knapp doppelt so hoch wie im Vorjahr lag. „Letztes Jahr gab es wenige Insolvenzen, weil Teile der Wirtschaft wegen der Shutdowns unter staatlichem Schutz und Schirm standen. Ich gehe davon aus, dass es im laufenden Jahr zu mehr Insolvenzen und Kreditausfällen kommen wird. Derzeit gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass dies für unsere Sparkassen nicht beherrschbar sein sollte“, gab sich Grandke überzeugt. Nach Steuerzahlungen von 200 Mio. € und der Zuführung zu den Reserven lag das Jahresergebnis der Sparkassen in Hessen und Thüringen 2020 mit 223 Mio. € um 7,6% niedriger als im Vorjahr.

2021: Rasche Rückkehr der Wirtschaft auf Wachstumspfad nach Shutdown wahrscheinlich

Die Geschäftstätigkeit der Sparkassen wird auch in diesem Jahr vom weiteren Verlauf der Pandemie und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. „Die Substanz der deutschen Wirtschaft ist intakt. Ich bin deshalb überzeugt, dass sie nach dem Ende des Shutdowns schnell wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Wir werden dann beim Konsum und den Investitionen erhebliche Nachholaktivitäten erleben. Das wird die Nachfrage bei den Krediten hochhalten und die Einlagenbestände unserer Sparkassen zumindest mittelfristig entlasten. Ertragsseitig bleiben die Auswirkungen von Corona für uns verkraftbar. Allerdings müssen wir weiter hart an den Dauerherausforderungen wie der Niedrigzinsphase oder der Digitalisierung arbeiten. Sie sind durch Corona nicht verschwunden“, schloss Grandke.

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