In Frankreich setzt sich der Trend sinkender Insolvenzzahlen zu Beginn des Jahres fort. Im Januar 2021 ist die Zahl der Unternehmenspleiten im Vergleich zum Vorjahr um 38% gesunken. Um exakt diesen Wert waren die Insolvenzen auch im gesamten Jahr 2020 zurückgegangen.
Textilsektor verzeichnet die vier größten Insolvenzen
Die Pandemie hat zwar nicht alle Branchen gleichermaßen getroffen, aber die Zahl der Insolvenzen ist in Frankreich im vergangenen Jahr auf breiter Front gesunken. Das gilt auch für Branchen, die bereits seit Monaten von Schließungen betroffen sind, wie etwa Bars, Hotels, Restaurants, Fitnessstudios. Selbst bei Kleinstbetrieben, die in der Regel in der Rezession besonders gefährdet sind, ist die Zahl der Insolvenzen zurückgegangen. Einzige Ausnahme: Die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr stieg von acht im Jahr 2019 auf 21 im Jahr 2020, wobei die vier größten Pleiten allesamt die Bekleidungsbranche trafen. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass der durchschnittliche Umsatz der insolventen Unternehmen im Jahr 2020 bei 460.000 Euro lag, was einen Anstieg von 52% zum Vorjahr bedeutet. Die finanziellen Kosten der Insolvenzen – gemessen an den gesamten ausstehenden Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen – haben sich im Vergleich zum Jahr 2019 um 3% erhöht. Dem gegenüber stehen die Auswirkungen auf die Beschäftigung: 126.000 Arbeitsplätze waren im Laufe des vergangenen Jahres von Insolvenzen betroffen, der niedrigste Stand seit 2006. Die Zahl betroffener Arbeitsplätze sank in allen Branchen, mit Ausnahme der Bekleidungsbranche und bedingt durch die Insolvenz größerer Einzelhändler. Alle Regionen verzeichneten einen deutlichen Rückgang der Insolvenzen, von 34% in der Bretagne bis hin zu 49% auf Korsika.
22.500 „versteckte“ Insolvenzen, davon 8.600 im Bausektor
Hauptgrund für die atypische Entwicklung der französischen Insolvenzzahlen ist, analog zu Deutschland, das beispiellose Ausmaß staatlicher Hilfsmaßnahmen. Diese haben vorübergehend den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Aktivität und Unternehmensinsolvenzen aufgehoben. Aus diesem Grund hat Coface die wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen (Kurzarbeitergeld, staatlich gestützte Darlehen, Solidaritätsfonds) in sein Insolvenzprognosemodell aufgenommen. Unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen und des Umsatzrückgangs nach Branchen wäre die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Frankreich im vergangenen Jahr um 6,5% gestiegen. Nach dieser Modellrechnung hätte es 2020 fast 54.000 Insolvenzen geben müssen, tatsächlich wurden im vergangenen Jahr aber nur 31.490 Insolvenzverfahren eröffnet. Dementsprechend stehen 22.500 „versteckte“ Insolvenzen noch aus. Wann diese eintreten, lässt sich nur schwer vorhersagen. Es wird jedoch erwartet, dass sie in den Jahren 2021 und 2022 nach und nach eintreten, wenn die normale Geschäftstätigkeit allmählich zurückkehrt und die Unterstützungsmaßnahmen auslaufen. Von den „versteckten“ Insolvenzen entfallen 8.600 auf den Bausektor, 3.000 auf das Gastgewerbe, 1.800 auf den Einzelhandel, 1.500 auf das Verarbeitende Gewerbe, 1.200 auf Unternehmensdienstleistungen und fast 800 auf das Transportwesen.
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