Der Sechste Armuts- und Reichtumsbericht wird gegenwärtig im Bundesministerium für Arbeit und Soziales fertiggestellt. Der Entwurf des Berichts, der in diesen Tagen öffentlich zugänglich wurde, enthält erste Auswertungen zu den Armutsfolgen der Corona-Pandemie und Analysen zu Auf- und Abstiegen in Lebensläufen.

Es wird deutlich: Armut hängt in hohem Maße mit Arbeitslosigkeit zusammen. Und: Wer in den letzten fünf Jahren in einer Armutslebenslage war, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten fünf Jahren in dieser Situation. „Es ist unabdingbar wichtig, dass jetzt vom Bundesarbeitsministerium Menschen, die Armutserfahrung in ihrem Leben gemacht haben, in die Bewertung der Fakten einbezogen werden. Wenn wir einer Verfestigung von Armut im Lebenslauf erfolgreich entgegentreten wollen, müssen die Betroffenen selbst bei der Suche nach Lösungen zu Wort kommen“, fordert Eva Maria Welskop-Deffaa, Vorstand Fach- und Sozialpolitik des Deutschen Caritasverbandes. „Wir brauchen einen Dialogprozess zwischen Menschen mit Armutserfahrung und der Regierung.“ Die Caritas könnte diesen Prozess unterstützen.

Zugänge zu sozialen Einrichtungen sind zentral

Auch an einer zweiten Stelle sieht die Caritas die Regierung in der Pflicht nachzubessern, bevor die Arbeit am Bericht abgeschlossen wird: Die Rolle der sozialen Infrastruktur bei der Armutsprävention und -bekämpfung ist im Berichtsentwurf nicht annähernd so intensiv beleuchtet worden, wie dies für den neuen Armuts- und Reichtumsbericht angekündigt war. „Gute Zugänge zu sozialen Einrichtungen der Gesundheit, Pflege für Kinder und ihre Familien sowie zur Allgemeinen Sozialberatung sind für Menschen mit geringen Einkommen zentral. Sie sind der Schlüssel, um Teufelskreise der Armut zu durchbrechen“, so Welskop-Deffaa.

Soziale Ungleichheit regional bekämpfen

Die Diskussion um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse dürfe nicht bei der Frage nach Straßen und Einkaufsgelegenheiten enden. Der Sechste Armuts- und Reichtumsbericht müsse in seiner finalen Fassung Hinweise darauf geben, wo durch die fehlende Erreichbarkeit von Schuldnerberatungsstellen, Quartierbüros oder anderen sozialen Diensten und Einrichtungen Armutsrisiken entstehen. „Nur so kann soziale Ungleichheit beseitigt werden“, unterstreicht Welskop-Deffaa. Der Armuts- und Reichtumsbericht brauche vertiefte Wirkungsanalysen. Wichtig sei es zu wissen: Wie ist es regional um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bestellt? Auch hier müsse der Bericht noch deutlich geschärft werden.

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