Fahrgäste, die den Anschlusswunsch angemeldet haben, erhalten nach Klärung der Sachlage zwischen den beteiligten Verkehrsunternehmen und DB Netz direkt Rückmeldung über dieselben Fahrplan-Apps: Eine Push-Nachricht informiert darüber, ob und wie lange der Anschlusszug warten kann. Kann der Anschluss nicht gehalten werden, wird dem Fahrgast eine Alternative für seine Weiterfahrt übermittelt. Das System speist gleichzeitig die Information automatisch in das Reisendeninformationssystem (RIS) der Deutschen Bahn und DEFAS Bayern der BEG und damit in alle anderen daran angeschlossenen Auskunftssysteme ein. So werden auch andere Fahrgäste darüber informiert, ob der Anschlusszug erreicht wird – beispielsweise über Informationsdisplays im Zug.
„Dass Fahrgäste ihren Anschlusswunsch selbst per Fahrplan-App anmelden können, ist, soweit wir wissen, europaweit einmalig“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. „Wir werden damit digitaler und schneller. Das erhöht den Komfort für die Fahrgäste und macht die Reisekette sicherer. Außerdem erhalten wir ein klareres Bild vom tatsächlichen Anschlussbedarf der Fahrgäste. Und das Personal in den Leitstellen kann Entscheidungen viel besser an den Wünschen der Fahrgäste ausrichten.“
System mit Zukunftspotenzial
Die Anschlussvormeldung per App wurde erstmals im Jahr 2018 getestet, um die prinzipielle Machbarkeit zu prüfen. Die Projektpartner bei diesem erfolgreichen Pilotversuch waren die BEG, DB Regio Bayern, Agilis und die Südostbayernbahn. Seitdem hat ein Projektteam ein umfangreiches Umsetzungskonzept mit allen fachlichen und technischen Voraussetzungen erarbeitet. Beteiligt waren neben den ursprünglichen Partnern auch die Erfurter Bahn, Go Ahead und die Westfrankenbahn sowie Experten aus den Bereichen Infrastrukturbetrieb, Fahrgastinformation und Betriebsleitsysteme. Die nun ausgeschriebene Datenverarbeitungsplattform soll nach dem Wunsch der BEG nicht nur im bayerischen Regionalverkehr zum Einsatz kommen. Die anbietenden Unternehmen haben die Aufgabe, das System so aufzusetzen, dass es auch für Anschlüsse zu Regionalbussen und auch für andere Bundesländer zur Verfügung stehen kann.
Jede Minute zählt: Komplexe Prozesskette wird zuverlässiger und schneller
Die Entscheidung darüber, ob ein Zug auf einen anderen verspäteten Zug warten kann, trifft weiterhin DB Netz in der Leitstelle. Dabei gilt es, einen Mittelweg zwischen Anschlusssicherung und Pünktlichkeit zu finden. Denn auch der wartende Zug soll seine Fahrgäste pünktlich zu deren Anschlusszügen bringen. Auch kann es sein, dass das Gleis im Bahnhof für einen nachfolgenden Zug freigegeben werden muss. Außerdem begrenzen eingleisige Streckenabschnitte die Wartezeit der Züge. Eine Garantie dafür, dass Anschlusszüge erreicht werden, gibt es also auch in Zukunft nicht. Das neue IT-System macht die Anmeldung und Bearbeitung des Anschlusswunsches aber zuverlässiger und schneller. „Jede Minute zählt“, erklärt Prechtl. „Mehrere mündliche Abstimmungsgespräche, die heute noch für die Sicherung eines Anschlusses nötig sind, fallen mit unserem neuen System weg. Die Fahrgäste werden etwa bis zu zehn Minuten vor Regelankunft die Möglichkeit haben, aufs Knöpfchen für die Anschlussvormeldung zu drücken.“ Und auch ein weiteres Problem wird dann gelöst sein: Wenn kein Zugbegleiter in der Nähe ist, haben Fahrgäste heute gar keine Möglichkeit, ihren Anschlusswunsch zu melden.
Zeitplan europaweites Vergabeverfahren Datenverarbeitungssystem „Middleware“ für die Anschlussvormeldung durch den Fahrgast via App
- Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union: 5. März 2021
https://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:111934-2021:TEXT:DE:HTML&src=0
- Angebotsfrist: 14. April 2021
- Voraussichtlicher Zuschlag: Mai 2021
- Entwicklungslaufzeit inklusive Testphase: bis Juli 2022
- Inbetriebnahme neues System: voraussichtlich Juli 2022
Mehr Informationen zur Anschlusssicherung:
https://beg.bahnland-bayern.de/de/aufgaben/kontrollieren/anschlusssicherung
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung. Die Aufträge für Verkehrsleistungen werden in Wettbewerbsverfahren vergeben. Den Zuschlag erhält jeweils das Verkehrsunternehmen, welches das insgesamt wirtschaftlichste, also das qualitativ und preislich beste Angebot abgibt. Als Folge des Wettbewerbs zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte die BEG in den letzten Jahren nicht nur das Fahrplanangebot, sondern auch Qualitätsmerkmale wie Komfort und Fahrgastinformation ständig verbessern. Große Erfolge waren unter anderem die Einführung des Bayern-Takts – ein Stundentakt für fast ganz Bayern – sowie des Bayern-Tickets.
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