Warum werden Krankenhäuser nun vorrangig mit dem Impfstoff von AstraZeneca beliefert?
Pletz: Die Arzneimittelbehörde der EU hat den Impfstoff von AstraZeneca grundsätzlich für alle Altersklassen zugelassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt jedoch, diesen nicht für über 65-Jährige zu verwenden, da in Studien nur wenige Teilnehmer mit einem Alter über 65 Jahre eingeschlossen wurden und die STIKO nicht sicher ist, ob der Impfstoff bei Älteren eine ausreichende Effektivität zeigt.
Aufgrund dieser Empfehlung werden alle Impfstellen mit dem Impfstoff von BioNTech oder Moderna beliefert, damit ihn hier die älteren Menschen erhalten können. Für die Impfung ihrer Mitarbeiter werden alle Krankenhäuser in Deutschland daher vorrangig mit dem AstraZeneca-Impfstoff beliefert.
Wie gut wirkt der Impfstoff von AstraZeneca?
Pletz: Grundsätzlich zeigen alle Impfstoffe eine gute Schutzwirkung. In den Studien musste nicht eine vollständig geimpfte Person wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, keine einzige starb. Dass der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Effektivität von 90 Prozent erreichen würde, damit hatte keiner gerechnet. Wir haben uns an diese unglaublich guten Werte gewöhnt. Mit einer Effektivität von rund 70 Prozent in allen Altersgruppen liegt der Impfstoff von AstraZeneca noch immer deutlich über jener der Grippeschutzimpfung, die bei 40 bis 60 Prozent liegt.
Was bedeutet der prozentuale Wert der Effektivität genau?
Pletz: In einer Teilstudie von AstraZeneca lag die Effektivität der Impfung bei unter 55-Jährigen bei 90 Prozent. Dies bedeutet konkret, dass sich drei von 1347 Geimpften infizierten und 30 von 1374 Personen in der Kontrollgruppe infizierten, das heißt die Anzahl der Infektionen konnte durch die Impfung um 90 Prozent reduziert werden. In der Gesamtstudie mussten 18 Patienten wegen COVID-19 hospitalisiert werden, zwei von 12.021 aus der Impfgruppe und 16 von 11.724 in der Kontrollgruppe – wichtig: Ab dem 21. Tage nach der ersten Impfung gab es keine Krankenhauseinweisungen mehr bei den Geimpften. Todesfälle gab es in dieser Studie nicht.
Welche Faktoren beeinflussen den persönlichen Impfschutz?
Pletz: Neben dem Impfstoff selbst beeinflusst auch der Impfling, wie die Impfreaktion ausfällt. Jüngere Menschen entwickeln grundsätzlich eine besser Impfreaktion als Ältere, Frauen eine bessere als Männer. Studien haben gezeigt, dass der Impfstoff von AstraZeneca am besten wirksam ist, wenn die zweite Impfung erst nach neun bis zwölf Wochen stattfindet. Nach diesem Zeitplan werden wir uns auch am UKJ bei den jetzt folgenden Impfungen richten.
Wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus?
Pletz: Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören vorübergehende Schmerzen an der Einstichstelle, leichte bis mäßige Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, Unwohlsein und Muskelschmerzen. Das alles ist nicht unüblich. Gerade bei jüngeren Menschen, die über ein aktiveres Immunsystem verfügen, fällt die Impfreaktion oft deutlicher aus. Diese Nebenwirkungen sind aber nach ein, zwei Tagen in der Regel wieder verschwunden. Bei dem AstraZeneca-Impfstoff ist im Gegensatz zu den anderen Impfstoffen eher nach der ersten Impfung mit Nebenwirkungen zu rechnen.
Kann ich später auch einen anderen Impfstoff erhalten, wenn ich einmal den AstraZeneca-Impfstoff bekommen habe?
Pletz: Nach heutigem Stand kann man seinen Impfschutz später mit jedem anderen Impfstoff auffrischen lassen.
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