Laut einer Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) ist eine Mehrheit der Deutschen offen für veränderte politische Maßnahmen im Verkehrssektor. So bewerten etwa 70 Prozent der Befragten eine Differenzierung des Kaufpreises von Pkw in Abhängigkeit von dessen CO2 Ausstoß als geeignetes Instrument, um CO2-Emissionen von Pkw zu reduzieren. Die Einführung eines solchen „Bonus-Malus-Systems“ würde geringere Kosten beim Kauf von Fahrzeugen mit niedrigen Emissionswerten bedeuten. Fahrzeuge, die viel Kohlenstoffdioxid emittieren, würden hingegen teurer werden. In Nachbarländern wie Frankreich und den Niederlanden sind bereits verschiedene Bonus-Malus-Modelle etabliert.

Mehr als ein Viertel der Befürwortenden und der Kritisierenden eines solchen Systems bewerten die stärkere Anpassung der Kfz-Steuer an den CO2-Ausstoß des Pkw als wirksames Instrument. Etwa ein Fünftel beider Gruppen kann sich die Einführung eines Höchstwerts für zulässige CO2-Emissionen vorstellen. Eine deutliche Erhöhung der Kraftstoffpreise bewerten 14 Prozent bzw. 7 Prozent als wirksame Maßnahme.

Dass erst nach deutlicher Erhöhung von Kraftstoffpreisen eine Lenkungswirkung zu erwarten wäre, zeigen weitere Umfrageergebnisse: Knapp zwei Drittel der Befragten würden erst ab einem Kraftstoffpreis von zwei Euro oder mehr auf ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb umsteigen oder das eigene Fahrzeug seltener nutzen. Jeder Fünfte würde erst ab einem Kraftstoffpreis von 2,50 Euro sein Mobilitätsverhalten ändern. Die Umfrage zeigt zudem, dass 70 Prozent der Verbraucher bei einem hohen Kraftstoffpreis zum Kauf eines alternativ angetriebenen Fahrzeugs tendieren.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: „Die Umfrageergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Zahlungsbereitschaft für Kraftstoff beim eigenen Pkw sehr hoch und deutlich über dem heutigen Kraftstoffpreisniveau liegt. Der Anreiz, verbrauchssparende Pkw zu kaufen oder effizienter mobil zu sein, kann daher nur durch weitergehende, langfristig ausgerichtete push- und pull-Maßnahmen gesetzt werden. Eine Kaufprämie für Pkw ist nur ein kurzfristiger Impuls. Um die Emissionen im Verkehr kontinuierlich zu reduzieren, bedarf es hingegen deutlich stärkerer Preissignale für emissionsintensive Kraftstoffe und verbrauchsstarke Fahrzeuge. Gleichzeitig müssen ÖPNV und Fahrradangebote noch attraktiver werden, um den Umstieg auf den Umweltverbund zu erleichtern.“

Befürwortung von Verbrenner-Verbot nimmt zu – Ambivalentes Zeugnis für den Umweltbonus

Ein generelles Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor lehnen 74 Prozent der Befragten ab. Doch der Anteil der Befürwortenden wächst: 25 Prozent der Befragten können sich ein generelles Verbot von Benziner und Diesel vorstellen, 2019 waren es nur 18 Prozent. Von den Befürwortenden eines solchen Verbots bewertet knapp die Hälfte (47 Prozent) 2030 als sinnvolles Ausstiegsdatum für neue Pkw mit Verbrennungsmotor.

Dem Umweltbonus der Bundesregierung wird ein ambivalentes Zeugnis ausgestellt: Nur 36 Prozent befürworten die aktuelle Ausgestaltung der Kaufprämie. Kritisierende des Kaufzuschusses monieren besonders, dass nur eine bestimmte Technologie unterstützt werde. 93 Prozent der Kritiker wünschen sich eine stärkere Förderung von Brennstoffzellen-/Wasserstoff-Pkw; 28 Prozent gaben an, dass auch Erdgas-Pkw gefördert werden sollten. Dass der Umweltbonus aus Steuergeldern finanziert wird, bemängelten 16 Prozent. Befürwortende bewerten den Umweltbonus als eine gute politische Maßnahme, weil dieser klimafreundliche Pkw fördert. Der Umweltbonus bezuschusst Käufer von Elektrofahrzeugen mit einem Nettolistenpreis von bis zu 60.000 Euro. Derzeit gibt es kaum Modelle mit Brennstoffzellen-/Wasserstoff-Antrieb, die diese Anforderungen erfüllen. Der Umweltbonus gilt bis zum 31.12.2025.

Zur Umfrage

Die Umfrage wurde von der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (Forsa) im Rahmen des dena-Projekts „Neukonzipierung, Entwicklung und Betrieb einer zentralen Informationsplattform zur Energiewende im Straßenverkehr“ im November 2020 durchgeführt. Telefonisch wurden 1.002 Personen der deutschsprachigen Bevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren befragt.

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