Kamen die Umbrüche durch die Covid19-Pandemie überraschend?
Mario Buchinger ist überzeugt, dass der Wandel schon erkennbar war: „Aus Gesprächen mit unseren Kunden und Geschäftspartnern sahen wir einerseits, dass Unternehmen, die kontinuierlich an der eigenen Verbesserung arbeiten, auch schwere Krisen besser meistern können. Andererseits gab es auch viele Unternehmen, denen es schwerfiel, den eigenen Erfolg in der Vergangenheit zu vergessen und offen für Neues zu sein.“
Was ist für unsere mitteleuropäische Gesellschaft die derzeit größte Herausforderung?
„Es ist nicht die Covid19-Panademie“, meint der Ökonomie-Physiker. Stattdessen sieht er zwei wesentliche Probleme: Einerseits die menschgemachte Klimakrise, die unser aller Leben, auch in den wohlstandsverwöhnten Industriestaaten, massiv bedroht. Andererseits besteht die große Gefahr, dass Europa zur verlängerten Werkbank Ost-Asiens – und hier insbesondere Chinas – wird.
Der Prozessspezialist, der weltweite Verbesserungsprojekte bei großen deutschen Industriekonzernen – wie Daimler und Bosch – geleitet hat, sagt dazu: „Europa ist technologisch und innovativ ein alter Kontinent. Unsere wegweisenden Kompetenzen lagen bisher primär in der Verbrennungstechnik und im Maschinenbau. Ersteres hat bereits ein Ablaufdatum, letzteres wird zwar wichtig bleiben, aber in seiner Bedeutung zurückfallen.“
Wo liegen die Schwerpunkte der Zukunft?
Mario Buchinger sieht die Zukunft durch Dematerialisierung bestimmt: „Denken Sie an das Musikgeschäft. Mir als Schallplattenhörer gefällt diese Entwicklung nicht, aber Musik wird heute größtenteils digital konsumiert. Tonträger sind nur noch etwas für Sammler – Streaming ist gang und gebe. Mit der Mobilität werden wir das auch erleben – Mobility as a Serviceist das Stichwort. Man nutzt verschiedene Verkehrskonzepte ohne die dazugehörigen Fahrzeuge zu besitzen. Unternehmen, die diesen Wandel und die dazugehörenden Kundenwerte verstanden haben, werden erfolgreich sein. Zudem liegt der Erfolg der Zukunft im Klimaschutz – sowohl technologisch, aber auch soziologisch müssen wir umdenken.“
Sie sprechen immer wieder von Kundenwerten. Das Thema ist abstrakt – was versteht man genau darunter?
„Kundenwerte sind emotionelle Bedürfnisse, die die Kunden haben und die ein Produkt oder eine Dienstleistung löst.“, erklärt Mario Buchinger. Die Lösung kann vielfältig sein und sich schnell verändern. Gleichzeitig muss diese für den Kunden einfach und bequem anwendbar sein, ohne dass dieser die dafür benötigten Ressourcen unbedingt besitzen muss.
Mario Buchinger spezifiziert das anhand des vorherigen Beispiels: „Denken Sie an die Musik. Der Nutzen ist, dass die Hörerinnen und Hörer überall und zu jeder Zeit die gewünschten Songs konsumieren können. War das zu Beginn bei verschiedenen Plattformen noch mühsam oder musste man die Songs im Download erwerben, so kann man heute über Streaming-Anbieter eine unendliche Anzahl an Liedern ständig und überall hören – ohne diese zu besitzen.“
Welche Eigenschaften sind bei Entscheidern in Wirtschaft und Politik künftig wichtig?
Der Führungskräfteentwickler ist sicher: „Erfolgreiche Führungskräfte müssen in der Lage sein, ihre eigene Erfahrung und Erfolge in einem gewissen Maß zu vergessen. Einseitige Erfolgsindikatoren, wie verkaufte Stückzahlen, werden weniger wichtig, dafür werden umweltrelevante Kenngrößen immer präsenter. Gerade im Kontext von Klimaschutz steckt ein großes Innovationspotenzial, das aufgrund von kurzsichtigen Entscheidungshorizonten nicht genutzt wird.“
Zudem ist das Wertegerüst nachfolgender Generationen anders. Daher wird Empathie, mit derer man sich in die Bedürfnisse der verschiedenen – auch künftigen – Bevölkerungs- und Menschengruppen hineinversetzt, als wesentliche Eigenschaft immer wichtiger. Mario Buchinger ist überzeugt: „Gute Führungskräfte sind nicht nur starke Entscheider, sondern auch Veränderungsentwickler und Erklärer.“
Dr. Mario Buchinger ist Ökonomie-Physiker, Musiker und Autor. Der Lean- und Kaizen-Spezialist war zehn Jahre als Angestellter und Führungskraft bei Daimler und Bosch tätig. Dort begleitete er die Organisationen zu einer kontinuierlichen Verbesserungskultur in verschiedensten Bereichen über alle Führungsebenen hinweg. Im Jahr 2014 gründete Mario Buchinger sein eigenes Unternehmen Buchinger|Kuduz. Über 15 Jahre Erfahrung aus weltweiten Verbesserungsaktivitäten sowie ein multikultureller Hintergrund bilden einen großen Mehrwert für seine Kunden aus Industrie, Finanz- und Bauwirtschaft sowie öffentlichen Organisationen im In- und Ausland. Mit dem im Jahr 2020 erschienen Fachbuch „Das Wasserfall-Paradoxon“ zeigt der Spezialist für Veränderungen einen möglichen Weg für die erfolgreiche langfristige Entwicklung von Organisationen auf.
Buchinger|Kuduz, gegründet durch den Ökonomie-Physiker Dr. Mario Buchinger, ist auf die langfristige Entwicklung von Unternehmen und Organisationen – weit über das reine Profit- und Effizienzdenken hinaus – spezialisiert. Buchinger|Kuduz begleitet die Kunden auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Verbesserungskultur in allen Bereichen und auf allen Führungsebenen. Zu den Kunden zählen unter anderem Industriebetriebe, Finanz- und Bauwirtschaft sowie öffentlichen Organisationen im In- und Ausland. Mit einem Netzwerk aus Spezialisten setzt Buchinger|Kuduz auch große, internationale Projekte um.
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