Engmaschig überwachte Sicherheit
Es war ein stattlicher Baum, der am Wochenende auf den Verbindungsweg in der Nähe der Scheffelterrasse am Schlossgarten fiel: Und er befand sich in der engmaschigen Überwachung durch die Spezialisten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Der Spitzahorn war zuletzt vor einem Jahr von einem Fachmann eingehend begutachtet worden. Der Spezialist, vereidigter Sachverständiger für Verkehrssicherheit von Bäumen, Baumpflege und Baumschäden, hatte im Januar 2020 verschiedene Schäden an dem Baum festgestellt und daher ein halbjähriges Überwachungsintervall im Rahmen der Regelkontrolle festgelegt. Zuletzt war der Baum im Herbst 2020 kontrolliert worden.
Klimawandel verändert die Bedingungen
„Der Baum wurde engmaschig überwacht“, stellt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, klar. „In den letzten Jahren haben wir mit beträchtlichem finanziellem Aufwand in immer kürzeren Abständen in den historischen Gärten Baumkontrollen durchführen lassen.“ Und er ergänzt: „Diese Überwachung ist längst in einem sehr viel intensiveren Maß nötig als vor einigen Jahren – eine unmittelbare Folge des Klimawandels, dessen Auswirkungen im historischen und denkmalgeschützten Garten wir engagiert angehen.“
Baum war im Fokus
Am Spitzahorn am Verbindungsweg zwischen Scheffelterrasse und Schloss-Wolfsbrunnenweg hatte der Baumsachverständige den „deutlich erkennbaren Schrägwuchs“ festgestellt. Der Baum hatte aber den Schrägwuchs durch eine deutlich sichtbare kräftige Ausbildung der Halte- und Stützwurzeln ausgeglichen. Zugleich diagnostizierte der Fachmann aber eine Infektion mit einem Schadpilz, dem Hallimasch. Um den Baum möglichst lang zu erhalten, wurde eine regelmäßige Überwachung angesetzt: So sollte beobachtet werden, ob der Spitzahorn noch gesund genug war, um den Schadpilz aus eigener Kraft in Schach zu halten. Am umgestürzten Baum fiel nun auf, dass der Hallimasch in den nicht einsehbaren Wurzelraum vorgedrungen war und so die Verankerung geschwächt hatte. Die veränderten Klimabedingungen machen inzwischen die Bäume anfällig für Schadpilze und Krankheiten – und damit auch gefährdet, wenn bei Sturm oder starkem Schnee große Kräfte auf ihre Stabilität einwirken. So kann es geschehen, dass selbst ein sorgfältig überwachter Baum nicht mehr durchhält.
Klimawandel erhöht den Pflegeaufwand beträchtlich
Der pflegerische Aufwand in den historischen Gärten ist durch den Klimawandel in den letzten Jahren enorm gestiegen: Der Stress durch die veränderten Wetterverhältnisse erfordert eine permanente Überwachung aller Bäume. Trockenheit und Hitze führen dazu, dass immer mehr Bäume geschwächt sind, ja sogar teilweise oder ganz absterben. „Die Zunahme der Bäume, die unsere Pflegeteams in den Schlossgärten wegen gravierender Schäden oder weil sie ganz abgestorben sind entnehmen müssen, ist erschreckend“, erklärt Michael Hörrmann. Neben der Überwachung und Sicherung sind die Staatlichen Schlösser und Gärten längst im deutschlandweiten Verbund mit den anderen großen Gärten dabei, Konzepte zu entwickeln, wie die großen historischen Gärten in ihrem Bestand und Erscheinungsbild für die Zukunft gerettet werden können. Nachpflanzungen mit Bäumen der gleichen Art, die besser an Trockenheit und Wärme angepasst sind, werden einer der Wege sein. „Aber das erfordert, neben der ständigen aktuellen Überwachung, vor allem auch den langen Atem“, erklärt Michael Hörrmann.
Information
Aktuell ist das Schloss Heidelberg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes mindestens bis zum 14. Februar geschlossen. Der Schlossgarten ist unter Wahrung der Regeln der Corona-Verordnung frei zugänglich.
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