Anlässlich des Dresdner Gedenktags 13. Februar hat die Dresdner Philharmonie die in Dresden lebenden Künstler Katharina Vogt und Tobias Eduard Schick mit einer Plakatkunstinstallation beauftragt. Sie greift die musikalische Tradition der Gedenkkonzerte des Orchesters auf und regt zu einer Reflexion des Erinnerns in Vergangenheit und Zukunft an.

Die Installation ist vom 9. bis 15. Februar 2021 auf dem Altmarkt zu sehen. Sie ist eine von 12 Plakatinstallationen, die die Initiative Weltoffenes Dresden (#WOD) rund um den 13. Februar initiiert hat.

Unter dem Titel „Risse – Gedenken – Einsichten“ greifen Katharina Vogt und Tobias Eduard Schick auf zwei Plakatwänden musikalische Werke auf, die in der Vergangenheit in Gedenkkonzerten der Dresdner Philharmonie gespielt wurden.

Die eine Plakatseite zeigt ein Autograph des Deutschen Requiems von Johannes Brahms, das im ersten Gedenkkonzert am 13. Februar 1946 durch den Dresdner Kreuzchor und die Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Rudolf Mauersberger erklang. Der abgebildete fünfte Satz setzt ein mit den Worten „Ihr habt nun Traurigkeit“, um sich dann einer tröstenden Perspektive zuzuwenden.

Die andere Plakatseite verwendet Ausschnitte von am Gedenktag durch die Dresdner Philharmonie aufgeführten Werken wie den Requien von Wolfang Amadeus Mozart, Giuseppe Verdi, Antonín Dvořák, Gabriel Fauré oder Luigi Cherubini, aber auch anderen Werken wie dem Violinkonzert von Alban Berg, den „Metamorphosen“ von Richard Strauss, der „Missa solemnis“ oder der Neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Hinzu kommen Fotos von Musikerinnen und Musikern des Orchesters, deren Reihung an eine Menschenkette erinnert und der versöhnenden Kraft der Musik Ausdruck gibt.

(Die beiden Plakatseiten werden durch eine dritte Seite vervollständigt, die sich auf das gesamte #WOD-Projekt bezieht; dadurch entsteht ein dreieckiger offener Raum.)

Trotz ihres hoffnungsvollen Blicks auf die Zukunft verdeckt die Installation aber auch nicht die Risse und Narben einer schmerzvollen Vergangenheit. Im Innenraum besteht die mobile Skulptur des Dreiecks einerseits aus Aufnahmen und Programmheften von Aufführungen der Dresdner Philharmonie. Sie sind verbunden mit Fotos von offiziellen Gedenkfeiern, der Menschenkette Dresdner Bürger*innen als Symbol von Versöhnung und Demokratie, rechtsextremen Aufmärschen und Gegenprotesten von „links“ und zeigen damit auch ein breites Panorama der Geschehnisse um den 13. Februar.

Durch den Aufbau der Installation selbst und eine zusätzliche Audiozuspielung wird der Reflexionsraum nicht nur visuell, sondern auch auditiv erlebbar.

Informationen zu den Künstlern:

Katharina Vogt (* 1984) studierte zunächst Medizin und später auch Musikpädagogik mit Hauptfach Viola in Berlin und Dresden. Während ihres Musikstudiums war sie Mitglied der Kompositionsklasse von Manos Tsangaris. Ihre nahezu ausschließlich musiktheatralen und installativen Werke entstehen oft in Zusammenarbeit mit Tobias Eduard Schick. Als Bratschistin arbeitete sie mit namhaften Komponisten wie Helmut Lachenmann und Mathias Spahlinger zusammen. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden in Deutschland und der Schweiz (z.B. new talents cologne, Berliner Akademie der Künste, Dampfzentrale Bern) aufgeführt. Katharina Vogt arbeitet im Städtischen Klinikum Dresden als Assistenzärztin für Radiologie.

Tobias Eduard Schick (*1985) studierte Komposition in Dresden und Rom, u.a. bei Mark Andre, Ernst Helmuth Flammer und Manos Tsangaris, elektronische Musik u.a. bei Franz Martin Olbrisch sowie Kontrabass und Klavier. Seine Kompositionen wurden vielfach in Deutschland, im europäischen Ausland, in den USA, in Kanada sowie in Japan aufgeführt und mehrfach von Deutschlandfunk Kultur und WDR 3 gesendet. Im Jahr 2017 wurde er mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit über Weltbezüge in der Musik Mathias Spahlingers promoviert. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt den Kompositionspreis des Plural Ensemble, Madrid sowie Stipendien der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen und des Musikfonds. Im Frühjahr 2020 erschien eine Portrait-CD beim Label NEOS. Schick ist Alumnus der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Cusanuswerks. Texte über die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie über ästhetische Fragestellungen wurden u.a. in Publikationsreihen und Zeitschriften wie Musik-Konzepte, Musik & Ästhetik, Archiv für Musikwissenschaft oder MusikTexte veröffentlicht. Als freier Autor ist Schick für Radiosender wie Deutschlandfunk Kultur oder SWR 2 sowie für Zeitschriften und Einrichtungen wie die Dresdner Philharmonie, HELLERAU – europäisches Zentrum der Künste Dresden, KlangNetz Dresden oder das Label Kairos tätig. Er arbeitet als freischaffender Komponist und unterrichtet Musikwissenschaft und Analyse an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.

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