Angesichts alarmierender Zahlen im heute veröffentlichten Waldzustandsbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einem neuen Waldsterben. „Der Wald ist durch Stickstoffeinträge, Dürre, intensive Forstwirtschaft sowie mangelhafte Jagd nach wie vor im Dauerstress“, mahnt Jörg Nitsch, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald. „Nur ein kleiner Teil der Waldbäume ist noch gesund. Die allermeisten Bäume zeigen Auflichtungen im Kronenbereich oder sterben sogar ab.“ Dem Waldzustandsbericht zufolge, aus dem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Mittwoch zitierte, sind 79 Prozent der Fichten, 80 Prozent der Kiefern und Eichen sowie 89 Prozent der Buchen betroffen. Knapp 40 Prozent aller Bäume wiesen eine „deutliche Verlichtung“ auf. 

„Die Lage ist ernst. Die Bundesregierung muss endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und gleichzeitig Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft massiv reduzieren“, so Nitsch

Der Zustand des Waldbodens verschlechtert sich unter anderem durch den Stickstoffüberschuss aus der Viehhaltung. „Der überfällige Umbau der Nutztierhaltung und eine Halbierung der Nutztierbestände bis 2050 – vor allem bei Schweinen und Geflügel – trägt nicht nur zur Schonung von Tropenwäldern bei, sondern ist wegen der Stickstoffemissionen aus der Gülle auch wichtig für den Erhalt der heimischen Wälder“, so Nitsch.

Eine echte Waldwende braucht vorausschauendes Handeln. „Doch statt eine enkeltaugliche und kluge Waldpolitik zu machen, verteilen Julia Klöckner und einige Bundesländer lieber Steuergelder mit der Gießkanne an Waldbesitzende mit möglichst geringen Auflagen“, kritisiert Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik. Der BUND fordert, öffentliche Gelder nur für öffentliche Leistungen auszugeben: Nur Waldbesitzende, die ihre Wälder besonders ökologisch verträglich bewirtschaften und so der Allgemeinheit Gutes tun, sollen Unterstützung erhalten. Für eine verfehlte, zu intensive Forstwirtschaft sollte künftig kein einziger Euro Steuergeld mehr fließen.

Außerdem bedarf es nach Auffassung des BUND einer grundlegenden Wende im Waldmanagement. „Unsere Wälder müssen endlich schonender bewirtschaftet werden“, erklärt Jörg Nitsch. „Konkret bedeutet dies: Es müssen weniger Bäume gefällt und Wälder dürfen nicht länger entwässert werden. Schwere Holzerntefahrzeuge verdichten den Waldboden und erschweren die Wasseraufnahme, vielerorts lässt sich das vermeiden.“ Außerdem muss es wieder mehr Naturwälder ohne Holznutzung geben, mindestens auf zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland.

Beim Waldumbau sind vielfältige Laubwälder naturfernen, anfälligen Nadelforsten vorzuziehen. Dafür sind Regelungen im neuen Bundesjagdgesetz überfällig, die einer Vielfalt von jungen Laubbäumen das Aufwachsen ermöglichen. „Die Regierung muss ihr Wort halten und bei der aktuellen Novelle des Bundesjagdgesetzes die jagdrechtlichen Regelungen waldfreundlich gestalten“, fordert Uhde.

Mehr Informationen:
„Waldwende statt Waldsterben! Neun BUND-Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise“, Download unter www.bund.net/waldkrise 

Auch das aktuelle BUNDmagazin widmet sich dem Schwerpunktthema Wald: www.bund.net/service/publikationen/detail/publication

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