Baumwolle hat einen entscheidenden Nachteil: Die Pflanze benötigt für ein gutes Wachstum tropisches oder subtropisches Klima – hierzulande ist ein Anbau daher nicht möglich. Das Resultat sind weite Transportwege und damit ein erhöhter Ressourcenverbrauch. Und selbst wenn Baumwolle nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft produziert wird und die Landwirte damit auf den Einsatz von Kunstdüngern, Pestiziden, Entlaubungsmitteln und gentechnisch veränderten Pflanzen verzichten, bleibt ein Problem: Baumwollpflanzen haben einen hohen Wasserbedarf.
Alte Rohstoffe neu entdeckt
Hanf, Nessel oder Leinen eignen sich dagegen auch für den Anbau in unseren Breiten. Vorausgesetzt, die Felder werden ökologisch bewirtschaftet, ist der Anbau insgesamt sehr nachhaltig, da diese Pflanzen relativ anspruchslos sind.
Hanf gehört zu den ältesten und vielfältigsten Kulturpflanzen der Erde. Viele Jahrtausende wurde er als Lieferant für Fasern, Nahrungsmittel und Medizin genutzt. Bis ins 19. Jahrhundert war Hanf neben Leinen, Nessel und Wolle der wichtigste textile Rohstoff, der mit der Industrialisierung schließlich von Baumwolle und synthetischen Fasern verdrängt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Hanfanbau in Deutschland praktisch zum Erliegen, 1982 folgte sogar ein Verbot. Erst seit 1996 darf in Deutschland wieder Nutzhanf, der arm an der berauschenden Substanz THC (Tetrahydrocannibol) ist, angebaut werden.
Hanf besitzt viele ökologische Vorteile: Er ist anspruchslos und wächst auf fast jedem Boden. Die Pflanzen, die bis zu 4 m groß werden, benötigen wenig Düngemittel und – selbst im konventionellen Anbau – keine Unkrautvernichtungsmittel.
Leinen – auch als Flachs bezeichnet – ist sehr reißfest, kochfest und kann gut versponnen werden. Die Fasern, die aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen werden, sind von Natur aus bakterizid und schmutzabweisend. Die Hauptanbaugebiete liegen in China und Europa (vor allem in Frankreich und Belgien). Leinen ist beim Anbau recht anspruchslos: Die Pflanze muss nur wenig gedüngt werden und ihr Wasserbedarf ist deutlich geringer als bei Baumwolle.
Nessel – auch Ramie oder Chinagras genannt – gehört zur Familie der Brennnesselgewächse, das Gewebe ähnelt Leinen oder Hanf. Die Pflanze wird vor allem in Asien und Südamerika angebaut, vereinzelt auch in Europa. Wegen der geringen Elastizität und Widerstandsfähigkeit wird Nessel meist als Beimischung zu anderen Fasern (z. B. Baumwolle) verwendet. Im Anbau ist die Pflanze sogar noch anspruchsloser als Leinen: Sie benötigt auch bei konventioneller Bewirtschaftung weder Pestizide noch eine Bewässerung.
Steigendes Angebot bei QUL-Mitgliedern
Auch unter den Mitgliedern des Qualitätsverbands umweltverträgliche Latexmatratzen e.V. (QUL), der mit dem QUL-Siegel emissions- und schadstoffarme Matratzen und Bettwaren aus 100 % Naturlatex auszeichnet, finden diese alternativen Fasern eine zunehmende Verbreitung. So setzen einige Hersteller bzw. Zulieferer als Polstermaterialien für zertifizierte QUL-Produkte Hanf, Leinen, Baumwoll-Leinen und Baumwoll-Nessel ein. Für Bezugsstoffe kommen Hanf, Hanf-Tencel und Baumwoll-Leinen-Drell zum Einsatz. „Es freut uns, wenn unsere Mitglieder immer mehr auf diese nachhaltigen Fasern setzen“, sagt Annette Esklony vom QUL.
Der Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen (QUL e.V.) stellt seit 1994 Kriterien für die Standards von Naturmatratzen auf. Er ist heute eine der wesentlichen Instanzen zur Schadstoffprüfung von Matratzen und hat mit dem QUL-Naturlatex-Label ein eigenes Gütesiegel für höchste Verbrauchersicherheit ins Leben gerufen. Dem QUL gehören derzeit 14 Matratzenhersteller sowie Latexlieferanten und -verarbeiter an.
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