Dr. Fabian J. Brunner und Priv.-Doz. Dr. Christoph Waldeyer, Klinik für Kardiologie des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Hamburg, haben die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Modell, das das cholesterinabhängige Langzeitrisiko für einen Herzinfarkt berechnet, erhalten. Die beiden zweiten Preise über jeweils 3.000 Euro gingen an Dr. Luzia Veletzky, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, sowie Dr. Jan Kempski, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, und Dr. Anastasios Giannou, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie.
Dr. Eva Gümbel, Staatsrätin in der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke: „Die Corona-Pandemie führt uns aktuell vor Augen, wie wichtig die Innovationskraft der Wissenschaft ist. Ein herausragendes Beispiel hierfür stellen die mit dem Dr. Martini-Preis ausgezeichneten Forschungsarbeiten dar – von neuen Präventions- und Therapieverfahren bis zur Erforschung bislang vernachlässigter Krankheiten. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag, um die medizinische Versorgung weit über Hamburgs Grenzen hinaus nachhaltig zu stärken. Ich danke der Preisträgerin und den Preisträgern für ihre wichtige Arbeit und gratuliere herzlich zu der verdienten Auszeichnung!“
„Der älteste Medizinpreis Deutschlands honoriert herausragende klinische Forschungsarbeiten, deren Erkenntnisse nicht nur zum Verständnis der Entstehung von Krankheiten beitragen, sondern neue Therapieoptionen eröffnen. Dank der großzügigen Unterstützung der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve können wir auch in diesem Jahr die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entsprechend würdigen. Dafür danken wir der Spenderin Eva-Maria Greve herzlich“, sagt Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Vorsitzender des Kuratoriums der Dr. Martini-Stiftung und Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.
Erster Preis geht an internationale Studie zur Berechnung des Langzeitrisikos für Herzinfarkt
Die Preisträger Dr. Brunner und Priv.-Doz. Dr. Waldeyer haben ein Modell entwickelt, mit dem sich das cholesterinabhängige Risiko für einen Herzinfarkt bis zum Alter von 75 Jahren berechnen lässt. Ihre internationalen Studienergebnisse, beruhend auf Daten von rund 400.000 Menschen der europäischen, nordamerikanischen und australischen Allgemeinbevölkerung, wurden 2019 in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. Ihre Analysen zeigen, dass bereits bei jungen Menschen das Risiko, im Laufe des Lebens einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, stark von den Blutspiegeln des non-HDL-Cholesterins abhängt. Auf dieser Basis entwickelten sie einen Risikorechner, der das individuelle Langzeitrisiko für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse abschätzt und zugleich den potenziellen Nutzen einer cholesterinsenkenden Therapie simuliert. Der Risikorechner ist unter www.nonhdlrisk.com frei verfügbar.
Literatur
Lancet, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31810609/
Zweiter Preis für Querschnittsstudie zur durch Loiasis verursachten Krankheitslast in Gabun
In Afrika sind Schätzungen zufolge über zehn Millionen Menschen mit der parasitären Erkrankung Loiasis infiziert. Obwohl diese Infektionskrankheit und die verursachten Symptome lange bekannt sind, wurde sie als harmlos angesehen und kaum erforscht. Das ändert Dr. Veletzky mit ihrer Querschnittsstudie: Sie befragte und untersuchte 1232 Teilnehmende im zentralafrikanischen Gabun, die an Loiasis erkrankt sind. Basierend auf ihren Ergebnissen wurden die Loiasis-assoziierten, krankheitskorrigierten Lebensjahre mittels anerkannter Standardverfahren berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass Loiasis eine erhebliche Morbidität verursacht, und zwar in vergleichbarem Ausmaß wie andere Erkrankungen, die international bekämpft werden. Mit dieser Studie legt sie einen wichtigen Grundstein für die Anerkennung dieser vernachlässigten Infektion als relevante Erkrankung in endemischen Gebieten.
Literatur
Lancet Infect Diseases, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32585133/
Zweiter Preis für Studie zur Erforschung eines neuartigen Therapiekonzeptes bei Dickdarmkrebs
In der Onkologie werden immer häufiger Immuntherapien gegen unterschiedliche Krebsarten eingesetzt. Die Studie von Dr. Jan Kempski und Dr. Anastasios Giannou erforscht, welche molekularen Signalwege welche Art von Immunantworten gegen Krebszellen steuern. Untersucht wurde die Wirkweise des IL-22 Bindeproteins (IL-22BP) beim Dickdarmkrebs. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass im Tumorgewebe weniger von diesem Protein produziert wird als im gesunden Darm. Im Zusammenspiel mit weiteren Signalproteinen kann es dadurch zu einer Förderung des Tumorwachstums kommen. Die erhobenen Daten können jetzt zur Entwicklung von neuen medikamentösen Therapiekonzepten bei Darmkrebs beitragen.
Literatur
Gastroenterology, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32585307/
Dr. Martini-Stiftung zur Förderung des medizinischen Nachwuchses
Die Dr. Martini-Stiftung wurde 1880 von Freunden und Kollegen des im gleichen Jahr verstorbenen Chirurgen Dr. Erich Martini ins Leben gerufen. Der Dr. Martini-Preis – Deutschlands ältester Medizinpreis – ist von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve dotiert.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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