Der Strukturwandel der baden-württembergischen Wirtschaft rund um die großen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellt viele Mittelständler bereits seit geraumer Zeit vor große Herausforderungen. Dieser ohnehin schon hohe Veränderungsdruck wird durch die Corona-Pandemie nochmals massiv beschleunigt. Die Betroffenheit der Betriebe in Baden-Württemberg ist gewaltig, vielfach ist die Liquiditätslage angespannt, und Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht. Als Förderinstitute waren Bürgschaftsbank und MBG Baden-Württemberg daher im vergangenen Jahr besonders gefordert. 2020 haben sie 2.645 Vorhaben mit einem Volumen von mehr als 735 Mio. Euro unterstützt. Dieses Rekordergebnis wurde durch vom Bund und Land deutlich verbesserte Hilfen ermöglicht.

Im Geschäftsjahr 2020 ist die Zahl der genehmigten Bürgschaften mit 2.546 im Vergleich zum Vorjahr um 42,3 Prozent gestiegen (Vj. 1.789). Das Bürgschafts- und Garantiegeschäft zusammen belief sich auf 461,8 Mio. EUR (Vj. 302,5 Mio. EUR) und lag mit einem Anstieg von 52,7 Prozent weit über dem Vorjahreswert. Das für die Endkunden ermöglichte Kredit- und Beteiligungsvolumen zog um 38,9 Prozent auf 702,3 Mio. EUR an (Vj. 505,6 Mio. EUR). Damit liegt die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich mit mehr als einem Drittel sowohl bei der Anzahl der geförderten Vorhaben als auch beim Volumen auf dem Spitzenplatz.

Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Guy Selbherr betont: „Unser Förderergebnis aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass wir für den Mittelstand – vor allem auch in Krisenzeiten – ein verlässlicher Partner sind.“ Dass Gründerinnen und Gründer in Baden-Württemberg trotz Pandemie und Einschränkungen nicht nur kreativ bleiben, sondern zuversichtlich sind, zeigt der deutliche Anstieg der Stückzahlen. 2020 wurden 874 Neugründungen mit einem Bürgschaftsvolumen von 94,9 Mio. EUR genehmigt (Vj. 730; 70,2 Mio. EUR). Auch das Nachfolgegeschehen verlief lebhafter, hier waren es 560 Genehmigungen mit einem Bürgschaftsvolumen von 123,9 Mio. EUR (Vj. 493; 101,6 Mio. EUR). Auffallend ist dabei, dass es sich, selbst in den von der Krise besonders betroffenen Branchen wie der Gastronomie oder dem Handel, um Vollerwerbsgründungen handelt. Im Handel zeigte sich bereits ein Trend hin zu Online-Angeboten, und im Dienstleistungsbereich verstärkte die Digitalisierung Gründungen im IT-Umfeld.

Gemeinsam mit Bund, Land und ihren Partnern hat die Bürgschaftsbank ihr Angebot aufgrund der Corona-Pandemie weiter optimiert und ergänzt. Beispielsweise um den LiquiPlus Kredit, den sie gemeinsam mit der L-Bank anbietet. Hier gibt es zwei zusätzliche Förderelemente: einen Tilgungszuschuss in Höhe von 10 % und eine optionale Bürgschaft der Bürgschaftsbank (bis 2,5 Mio. Euro Bürgschaftssumme) bzw. der L-Bank (über 2,5 Mio. Euro Bürgschaftssumme) von bis zu 90 %. Damit wird krisengeschädigten Unternehmen die Kreditaufnahme erleichtert. Im vergangenen Jahr hat die Bürgschaftsbank damit und zusammen mit dem Liquiditätskredit 442 Vorhaben mit einem Kreditvolumen von über 117 Mio. Euro gefördert. Mit der passgenauen „Sofortbürgschaft“ für Beträge bis 250 TEUR konnte das Angebot mit einer Absicherung bis 100 % erweitert und über den volldigitalen Kanal des Finanzierungsportals „Ermöglicher“ genutzt werden.

MBG „impft“ Start-ups, um Corona-Krise zu überstehen

Flankierend zu den Angeboten der Bürgschaftsbank unterstützte die MBG im vergangenen Jahr in dieser herausfordernden Situation als Finanzierungs- und Sparringspartner den baden-württembergischen Mittelstand und hier insbesondere den Mittelstand der Zukunft, nämlich die Start-ups. 2020 hat sie 99 Beteiligungen mit einem Volumen von 33,6 Mio. Euro (Vj. 96, 33,9 Mio. Euro) ausgegeben und ist damit bundesweit auf Platz zwei. Auch bei der MBG waren die Programme Existenzgründung und Unternehmensnachfolge besonders gefragt. Bei den Neugründungen waren es insgesamt (inklusive Mezzanin-BW, siehe unten) 36 Vorhaben mit einem Volumen von 13,1 Mio. Euro (Vj. 14, 2,2 Mio. Euro) und bei den Übernahmen 26 Projekte mit einem Volumen von 8,7 Mio. Euro (Vj. 19, 5,4 Mio. Euro).

Die MBG hat ihr Angebot im Zuge der Pandemie für Start-ups erweitert: Eigenkapital ist zur Finanzierung von Innovationen und des Marktzugangs für viele junge Unternehmen die Basis, um ihr Geschäftsmodell erfolgreich zu entwickeln. Die Corona-Krise stellt damit eine besondere Herausforderung dar. Mit dem Programm Mezzanin-BW im Rahmen des „Säule II Programms“ bietet die MBG ergänzend zu den bekannten Beteiligungsprogrammen Start-ups und kleinen Mittelständlern neue Möglichkeiten der Eigenkapitalfinanzierung an. Interessierte Unternehmen können Finanzierungen in Form typisch stiller Beteiligungen von bis zu 800.000 Euro beantragen. Hier hat die MBG in 2020 13 Vorhaben mit einem Volumen von 7,8 Mio. Euro genehmigt. „In der Corona-Krise sind die Auswirkungen im technologieorientierten Start-up-Bereich und bei innovativen Mittelständlern besonders ausgeprägt, weil Finanzierungsrunden verschoben oder Marktzugänge durch Kontakteinschränkungen erschwert wurden. Hier setzt Mezzanin-BW an“, so Dirk Buddensiek, MBG-Geschäftsführer und Bürgschaftsbank-Vorstand. Auf Basis der erweiterten Kleinbeihilferegelung plant der Bund eine Ausweitung der Obergrenze von bisher 800 TEUR, was aus Sicht der MBG sehr zu begrüßen wäre.

Start-up BW Innovation Fonds startet jetzt

Nachdem der VC Fonds BW nun ausfinanziert ist, hat die MBG gemeinsam mit dem Land einen Folgefonds, den Start-up BW Innovation Fonds, entwickelt. Das Fundraising ist hier mittlerweile abgeschlossen, und die Investitionstätigkeit, die spätestens Anfang des Quartals 2 2021 startet, wird aktuell vorbereitet. In dem „Topf“ sind nach dem First Closing 27,5 Millionen Euro. Der Fonds richtet sich wie sein Vorgänger vor allem an baden-württembergische Start-ups aus den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie, digitale Transformation, industrielle Innovation sowie Gesundheitswesen/Medizintechnik. „Die Corona-Krise macht wie unter einem Brennglas deutlich, dass Innovationen durch Digitalisierung sowie im Bereich Gesundheitswesen und Medizintechnik in höchstem Maße aktive Zukunftsgestaltung sind“, betont Dirk Buddensiek.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sagte im Rahmen der Bilanzpressekonferenz: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen die Unternehmen im Land mit voller Wucht. Der zweite Lockdown bringt viele an die Belastungsgrenze. Bürgschaftsbank und MBG sind mit ihrem erweiterten Förderportfolio gerade jetzt wichtige Partner für die Wirtschaft. Mit vereinten Kräften konnten wir seit März 2020 wichtige Förderlücken schließen und so etlichen Unternehmen in existenzbedrohenden Notlagen helfen und ihren Weiterbestand sichern. Daneben müssen wir gerade jetzt Zukunftsinvestitionen in den Blick nehmen. Wir brauchen auch nach der Corona-Pandemie mutige Gründerinnen und Gründer, die unseren Wirtschaftsstandort mitgestalten. Bürgschaftsbank und MBG sind auch hier wichtige Eckpfeiler der Gründungsförderung: Mit dem neuen Start-up BW Innovation Fonds, in den das Land 10 Millionen Euro eingebracht hat, können wir die Start-ups gerade in der risikoreichen Anfangsphase wirksam unterstützen.“

Neue Website online

Die Digitalisierungsstrategie der deutschen Bürgschaftsbanken schreitet weiter voran: Nach dem Finanzierungsportal ermoeglicher.de bauen die Förderinstitute nun ihre Online-Präsenz mit dem bundesweiten Dachportal weiter aus und vereinheitlichen ihre Internet-Auftritte. Heute geht die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg mit ihrer neuen Website bw.ermoeglicher.de online. Moderner, intuitiv bedienbar und natürlich responsive setzt das Förderinstitut damit seinen Digitalisierungskurs fort. Nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich und technisch hat es seinen Internet-Auftritt komplett neu aufgesetzt. „Unser bundesweit einheitliches neues Dachportal ist ein wichtiger Meilenstein, um die Kundenansprache im digitalen Zeitalter weiter zu optimieren“, so Selbherr.

Die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH gehört zu den großen Beteiligungskapitalgebern in Deutschland. Sie investiert im öffentlichen Interesse und ist Partner des Mittelstands. Aktuell stellt sie knapp 760 kleinen und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg rund 214 Millionen Euro Beteiligungskapital zur Verfügung. Die MBG unterstützt Wachstums- und Innovationsvorhaben, Unternehmensnachfolgen und Existenzgründungen überwiegend mit Mezzaninkapital in Form von stillen Beteiligungen. Venture Capital orientierte Start-ups begleitet die MBG auch mit offenen Beteiligungen. Gesellschafter der MBG sind Kammern, Verbände und die Kreditwirtschaft. www.mbg.de

Über die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg GmbH

Die Bürgschaftsbank wurde von der Wirtschaft für die Wirtschaft gegründet. Ihre Gesellschafter sind Kammern, Verbände sowie Spitzeninstitute der Kreditwirtschaft. Ihre Bürgschaften für Haus- und Förderbankkredite ermöglichen kleinen und mittleren Unternehmen im Land Finanzierungen, wenn Sicherheiten fehlen. Insgesamt bestehen 14.789 Bürgschaften an baden-württembergischen Unternehmen mit einem Kredit- und Beteiligungsvolumen von rund 2,9 Milliarden Euro. Im Bundesvergleich ist die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg mit über einem Drittel der bundesweit verbürgten Kredite und garantierten Beteiligungen das größte Institut dieser Art. bw.ermoeglicher.de

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