Ottmar Edenhofer wird künftig das „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ des Vatikans beraten. Der Direktor des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wurde von Papst Franziskus berufen, der die Behörde erst vor wenigen Jahren ins Leben rief. Auftrag des Dikasteriums ist die Stärkung von Gerechtigkeit – insbesondere für Flüchtlinge und Staatenlose, die ihre Heimat aufgrund von Gewalt, wirtschaftlichen Krisen oder Naturkatastrophen verlassen mussten, sowie für Kranke und Arme.
„Durch die Destabilisierung unseres Klimas ausgelöste Wetterextreme treiben bereits heute weltweit Migrationsbewegungen an. Dürren können schwelende Konflikte gewaltsam aufflammen lassen und Ernteausfälle die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben“, kommentiert Edenhofer seine Berufung. „Leider ist zu befürchten, dass bei einer weiteren fortschreitenden Erwärmung des Planeten Migration und Konflikte weiter zunehmen werden. Die Klimafrage ist ganz fundamental auch eine Gerechtigkeitsfrage. Es ist deshalb eine große Ehre und Verantwortung zugleich, den Heiligen Stuhl in diesen wichtigen Belangen wissenschaftlich zu beraten.“
Unter Edenhofer, der auf dem Höhepunkt des Jugoslawien-Konflikts Anfang der 1990er Jahre die Leitung der Flüchtlingshilfe der Jesuiten in Kroatien und Bosnien leitete, ist eine ganzheitliche Betrachtung von Klimaschutz und menschlicher Entwicklung zu einem der wichtigsten Forschungsthemen des MCC geworden. Parallel dazu ist spätestens seit der 2015 von Papst Franziskus vorgestellten Enzyklika „Laudato si“ zu Ungleichheit und Nachhaltigkeit, die auf Erkenntnissen der Klimawissenschaft basiert, Klima- und Umweltschutz ein Kernanliegen des Vatikans geworden. Zur Entstehung der Enzyklika hatte unter anderem auch Edenhofer beigetragen. Sobald es ein Abklingen der Corona-Pandemie zulässt, soll das Plenum der rund 50 Mitarbeiter umfassenden Behörde wieder in regelmäßigen Abständen im Sitz in Palazzo di San Callisto in Travestere zusammenkommen, um Lösungen für aktuelle Krisenherde zu diskutieren.
Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Unsere sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
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