„Ich bin froh, wenn Corona vorbei ist!“ Mit diesem Wunsch dürfte Dr. Christian Otte nicht allein stehen, der Notarzt hat hierfür allerdings einen konkreten Grund. Otte ist ärztlicher Leiter der Notaufnahmen des Clemenshospitals und der Raphaelsklinik. Seit dem Beginn der Pandemie müssen er und seine Kolleginnen und Kollegen bei jedem Patienten, der infiziert sein könnte, umfangreiche Schutzmaßnahmen treffen. „In jeder der Notaufnahmen kommen täglich mehrere, teilweise bis zu 15 sogenannte Verdachtsfälle an. Aktuell sind die Zahlen weiter auf hohem Niveau, aber etwas geringer als in der Vorwoche“,  berichtet der Arzt. Ob gebrochenes Bein oder Herzinfarkt, jeder Patient könnte zusätzlich mit dem Corona-Virus infiziert sein.

Pro Patient müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege und Medizin abhängig vom Pflegeaufwand und Verlauf mitunter mehrfach unter hygienischen Bedingungen die Schutzkleidung an- und ausziehen. „Das kostet uns jedes Mal mindestens fünf Minuten“, schätzt Dr. Christian Otte den dadurch entstehenden Mehraufwand ein. Haube, Schutzkittel, Handschuhe, Maske und Gesichtsvisier müssen in einer bestimmten Reihenfolge an- und abgelegt werden, damit Viren, die sich möglicherweise auf dem Schutzkittel befinden, nicht in Kontakt mit dem Mitarbeiter geraten. Die richtige Technik wurde von den Mitarbeitern der Krankenhaushygiene immer wieder geschult, im Intranet der beiden Kliniken gibt es zu dem Thema Schulungsvideos.

Den Corona-Schnelltest erhalten alle Notfallpatienten. Wenn der Test negativ ist, Symptome wie Fieber oder Husten jedoch auf eine mögliche Corona-Infektion hindeuten, werden die Patienten zunächst auf der Corona-Station untergebracht, „zum Schutz der Mitarbeiter und anderer Patienten“, erklärt der Mediziner. Erst wenn eine Infektion durch eine oder mehrere negative PCR-Abstriche ausgeschlossen ist, können die strengen Isolierungsmaßnahmen gelockert werden. „Auf das Ergebnis haben wir früher zwei Tage oder länger gewartet, weil wir auf ein Fremdlabor angewiesen waren. Seit einigen Wochen führen wir die Tests im eigenen Labor durch und das Ergebnis liegt in der Regel schon nach wenigen Stunden vor“, berichtet Otte.

Der Ambulanzraum, in dem Otte gerade einen Notfall versorgt, wirkt ungewöhnlich leer. „Die Isolier-Zimmer sind speziell für Verdachtsfälle hergerichtet. Damit schnell desinfiziert werden kann, steht hier nur das Notwendigste drin. Wird etwas Bestimmtes benötigt, wie jetzt das Ultraschalgerät, wird es aus einem anderen Raum herbeigeschafft.“ Auch dieses Gerät muss nach der Untersuchung vollständig desinfiziert werden, „das ist sehr aufwendig, aber wir wollen durch eine rasche Erstdiagnostik möglichst schnell alle wichtigen Informationen haben“, wie Otte betont.

Auch wenn Notallpatienten keine Corona-Symptome haben, gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen, „wir tragen immer FFP2-Masken, halten möglichst Abstand, lüften oft und versuchen nur kurz im Behandlungszimmer zu bleiben. Begleitpersonen dürfen nur in Ausnahmefällen zum Beispiel bei Kindern, bei Patienten mit einer Demenz oder als Dolmetscher anwesend sein.“ Die vielen Verdachtsfälle bedeuten für Dr. Christian Otte und seine Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsalltag eine große zusätzliche Belastung, die den Kliniken allerdings finanziell nicht ersetzt wird. Denn am Ende zählt bei der Abrechnung mit den Krankenkassen nur die Diagnose und nicht der zeitliche Mehraufwand, der bei der Aufnahme betrieben werden musste. Lediglich die Kosten für die Schutzkleidung werden ersetzt, dies aber auch nur, wenn die Patienten stationär aufgenommen werden. Reicht eine ambulante Behandlung in der Notaufnahme, werden die Materialkosten nicht von den Krankenkassen getragen.

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