Relativ gesehen – also im Verhältnis zum Einkommen – ist der Schaden bei ärmeren Haushalten dagegen sehr viel höher als bei reicheren Haushalten: Im Schadensfall müssen sie einen deutlich größeren Teil ihres Einkommens aufbringen, um solche Schäden zu beheben – trotz der kleineren absoluten Schadenssumme. Grund hierfür ist die fehlende Vorsorge.
Staat könnte Vorsorgezuschuss an ärmere Haushalte zahlen
Aus diesen Erkenntnissen leitet Ökonom Osberghaus einige Empfehlungen an politische Entscheidungsträger/innen ab: Falls der Staat nach einem Hochwasser Fluthilfen zahlt, sollte er hierbei das Einkommen bzw. Vermögen der Empfänger berücksichtigen. „Bisher werden Finanzhilfen an alle vom Hochwasser Betroffenen pauschal, also in gleicher Höhe, gezahlt. Dabei profitieren reichere Haushalte stärker als einkommensschwache“, erklärt Osberghaus. Zudem fehlten einkommensschwachen Haushalten häufig die Mittel, um selbst gegen Hochwasser vorzusorgen. „Der Staat sollte überlegen, einkommensschwachen Haushalten gezielt finanzielle Zuschüsse für eine private Hochwasservorsorge zu zahlen. Ansonsten können es sich diese Menschen einfach gar nicht leisten, technische Maßnahmen am Haus durchzuführen, geschweige denn eine Versicherung abzuschließen“, so Osberghaus weiter.
Klimawandel verschärft Hochwasser-Risiko
Hochwasserschäden haben in den vergangenen Jahren in Deutschland und Europa immer wieder zu erheblichen Verlusten bei privaten Haushalten geführt. Durch den Klimawandel wird sich dies in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich noch verschärfen. So erwarten Wissenschaftler auf Basis eines Szenarios mit starkem Klimawandel, dass die jährlichen Schäden in Europa von derzeit 5,3 Milliarden Euro auf 20 bis 40 Milliarden Euro im Jahr 2050 steigen könnten. Vor diesem Hintergrund analysiert die vorliegende ZEW-Studie, wie erwartete Hochwasserschäden mit der sozialen Stellung der Betroffenen zusammenhängen. „Die aktuelle ZEW-Studie ist die erste, die diese Fragen für ganz Deutschland auf Haushaltsebene untersucht“, sagt Osberghaus.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
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