Selbst die von der Krise besonders betroffenen Friseurbetriebe haben in 2020 trotz verordneten Betriebsschließungen und einer unsicheren Geschäftsentwicklung weiter stark in ihren Nachwuchs investiert. 363 neue Azubis begannen in einem Salon ihre Ausbildung. Im Jahr 2019 waren es 380. Kammerchef Hoefling wertet dieses Engagement als Zeichen dafür, dass auf das Handwerk auch in Krisenzeiten Verlass ist und Schulabgänger selbst in schwierigen Zeiten willkommen sind. „Jeder ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche kann noch einen Ausbildungsplatz bekommen.“ Das Handwerk freue sich jederzeit über neue Auszubildende, auch außerhalb des regulären Starts.
Die Entwicklung zeige deutlich, so Hoefling, dass die Anstrengungen des Handwerks zunehmend Früchte tragen, die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Ausbildungen zu verdeutlichen und sie im europäischen Qualifikationsrahmen zu verankern. „Dieses Engagement wird von der Gesellschaft zunehmend anerkannt und kommt den Betrieben bei ihrer Suche nach qualifizierten, ausbildungsreifen Nachwuchskräften zugute.“ In dem Zusammenhang bezeichnete der Kammerchef die neu eingeführte staatliche Ausbildungsprämie als wichtiges Signal an die Unternehmer, weiterhin in die Ausbildung zu investieren, „denn wenn wir die Jugendlichen heute nicht ausbilden, fehlen sie uns in drei Jahren als Fachkräfte.“ Insgesamt habe sich das Handwerk in 2020 als ein relativ stabiler Wirtschaftsbereich erwiesen.
Als große aber nicht unlösbare Aufgabe sieht Hoefling die Berufsorientierung der Schulabgänger in Pandemiezeiten. Weil Berufsmessen, Praktika oder Vorträge an Schulen in der Vergangenheit ausgefallen seien, konnte durch eine große Bandbreite an digitalen Angeboten viel aufgefangen werden. „Beispielsweise waren unsere Web-Seminare stets ausgebucht, weil sich Jugendliche mit dem Medium Internet leichttun.“ Die Vielfalt an Online-Infos der Handwerksorganisationen werde sich im laufenden Jahr fortsetzen, um die Chancen einer dualen Ausbildung ins richtige Licht zu rücken.
Insgesamt befinden sich im Handwerk der Region Stuttgart zum Jahreswechsel über alle drei Ausbildungsjahre 10.762 jungen Menschen in einer beruflichen Ausbildung. Besonders erfreulich sei, dass sich wie schon in den Jahren zuvor Abiturienten und Schüler mit Fachhochschulreife immer stärker für eine handwerkliche Ausbildung interessieren. Die Zunahme der Berufsanfänger mit höherer Schulbildung auf nun 718 liegt bei 3,9 Prozent.
Rückläufig ist der Anteil der weiblichen Azubis. 2020 lag er bei einem Minus von 6,1 Prozent. Maßnahmen wie der GirlsDay und eine Kommunikationskampagne sollen im laufenden Jahr die Akzeptanz von Handwerksberufen bei Schulabgängerinnen merklich erhöhen. Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen der Branche zählten im vergangenen Jahr der Kraftfahrzeugmechatroniker (582 Azubis), gefolgt vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (415) und dem Elektroniker (400). Die Berufe Friseur, Maler und Lackierer und der Schreiner folgen auf den nachfolgenden Plätzen. Die Top-Ten der „Modeberufe“ machen fast 64 Prozent aller neuen Ausbildungsstellen aus.
Zur ausführlichen Ausbildungsbilanz 2020 mit den Landkreiszahlen kommen Sie hier: www.hwk-stuttgart.de/ausbildungsbilanz
Infos über Ausbildungsprofile im Filmformat: www.azubiTV.de
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