Retrolooks sind Kult. Immer wieder werden Elemente aus früheren Dekaden neu von den Modedesignern entdeckt und in der Jetztzeit zu neuem Leben erweckt. Das Team der Fondation Guillaume, der jungen Talente der Intercoiffure wagt den modischen Blick in die Anfänge des letzten Jahrhunderts und interpretiert Stilelemente der 50er und frühen 60er-Jahre neu. Dazu
stöberten die jungen Friseurinnen und Friseure buchstäblich durch die Kleiderschränke der Großeltern. „Inspiriert von den einzigartigen Kunstwerken des amerikanischen Malers Edward Hopper kreierten wir Bildwelten, die an Filmkulissen aus dieser Zeit erin nerten,“ beschreibt Mario Leibold die Arbeit zur Kollektion Retromania.

So entstanden Bilder, die eine kleine Hommage an das eigene Handwerk darstellen, denn hier feiern klassische Techniken vom Toupieren bis zur handgelegten Wasserwelle ein grandioses Comeback. Endlich kann wieder formvollendet frisiert werden. Gleichzeitig spiegeln die Motive die starke Leere und Melancholie wider, die aufgrund von Isolation und sozialer Distanz Realität unserer modernen Gesellschaft geworden ist.

Filmreif – kein Wunder, dass berühmte Filmemacher Hopper’s Werke liebten

Alfred Hitchcock, Wim Wenders oder Francis Ford Copolla – um nur die berühmtesten Namen der Hollywood Regisseure zu nennen, die sich von Hopper‘s kühlen, realistischen Bilder und radikalen Perspektive beeinflussen ließen. Mit ihren großen Licht- und Schattenflächen erinnert an die fragile Ruhe an ein Film-Still. Tatsächlich war Edward Hopper gemeinsam mit seiner Frau Josephine ein begeisterter Kinogänger und Theaterbesucher. Bühnenbild, Lichtsetzung und In szenierung inspirierten ihn immer wieder zu seinen szenischen Motiven, in denen der Betrachter zum unbeteiligten Voyeur wurde. Aber auch umgekehrt nahmen seine Werke großen Einfluss auf Regisseure dieser Zeit. Alfred Hitchcock nahm das Bild „House by the R
ailroad“ von 1925 zum Vorbild für das Motel in seinem Filmklassiker Psycho.

Aus der Perspektive des Voyeurs

Hoppers Themen sind häufig interpretiert worden als Ausdruck der Isolation, Einsamkeit und Ausgrenzung des Einzelnen. Seine Protagonisten lesen, schauen aus dem Fenster, aneinander vorbei und scheinen in Melancholie versunken zu sein. Die Szenen veranschaulichen so Distanz trotz räumlicher Nähe. Aktueller geht es wohl auch bis heute nicht. Die Bilder wirken als Momentaufnahme innerhalb eines Bühnenstücks oder Films. Hoppers Bilder haben ein erzählerisches Element: Sie erzählen Geschichten, offen, unvollendet, möglich und unmöglich zugleich. Und manchmal ist es auch unheimlich. Der Betrachter fragt sich, was der S zene vorausgegangen ist und was bald folgen wird. Hopper gelingt es, durch eine atmosphärische Stimmung dem Betrachter das Anderswo, das Abwesende oder das Rätselhafte ins Bewusstsein zu rufen.

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