Die Aktionen vor den Betriebsstätten einiger Verarbeiter haben wichtige Erkenntnisse gebracht: Es ist sehr erfreulich, dass sich in diesem Zusammenhang verschiedene Organisationen, die sich für den Erhalt bäuerlicher Strukturen engagieren, zum Milchdialog zusammengeschlossen haben. Die Resonanz der Bäuerinnen und Bauern, die sich auf den Weg machten, um das Forderungspapier abzugeben und um die – hoffentlich konstruktiven – Antworten eine Woche später abzuholen, war überwältigend. „Dafür möchten wir dem Organisationsteam und den Teilnehmern unseren herzlichen Dank aussprechen. Gerade jetzt ist Solidarität unter den Bäuerinnen und Bauern gar nicht hoch genug einzuschätzen. Es zeigt aber natürlich auch, wie verzweifelt die Lage auf den Betrieben ist“, stellt dazu der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz fest.

Zudem hat sich gezeigt, dass die Zahlen der MEG Milch Board in der Diskussion mit den Betriebsleitern/innen wichtige Argumente geliefert haben. So belegen die Studien zur Berechnung der Milcherzeugungskosten, dass sowohl im Durchschnitt der Betriebe als auch im Biobereich die Kosten bei weitem nicht gedeckt sind. Lenz betont, dass diese Unterdeckung von rund 16 beziehungsweise 17 Cent pro Kilo erzeugter Milch die Ist-Situation widerspiegeln. Weitere Investitionen in Tierwohl, ökologische oder soziale Standards kämen hinzu und müssten entsprechend eingepreist werden.

Zahlreiche Molkereien haben in ihren Antwortschreiben auf die Vorlage des Milchindustrieverbandes zurückgegriffen und wiederum auf ihre „prekäre“ Situation hingewiesen. „Das ist wenig verständlich, und hilft keinem weiter. Ging es bei der Aktion doch darum, gemeinsame Wege zu finden, die eine Milchvermarktung mit Wertschöpfung ermöglichen. Natürlich auch mit Wertschöpfung für die Verarbeiter, eben nur nicht ausschließlich auf Kosten der Milchbäuerinnen und -bauern.“, konstatiert Lenz. Wie die Wertschöpfung der Molkereien tatsächlich ist, hat die MEG Milch Board im Jahr 2015 veröffentlicht. In der Studie ist klar aufgezeigt, dass zahlreiche Molkereien auch in Krisenzeiten noch beträchtliche Rückstellungen bilden konnten. Geld, das auf den Betrieben schmerzlich fehlte. Weiterhin wurde deutlich, dass es immense Unterschiede in der Wertschöpfung zwischen den Molkereien gab. Der Milchauszahlungspreis allerdings bewegte sich auf sehr ähnlichem Niveau. Ein Wettbewerb um die Milch der Bauern findet also gar nicht statt. Ganz konkret bedeutet das: „Der Billigheimer mit niedriger Wertschöpfung gibt den Preis vor, an dem sich dann alle anderen Molkereien orientieren. Ein klares Zeichen von Marktversagen und fehlendem Wettbewerb! Nur ein funktionierender Markt mit Rahmenbedingungen die den Wettbewerb möglich machen bringt auch Wertschöpfung auf den Höfen“, so Lenz.

„Diese Studie zur Wertschöpfung der Molkereien haben wir auf Wunsch unserer Mitglieder neu aufgelegt. Sie wird im Januar 2021 veröffentlich werden. Überraschungen bezüglich der Ergebnisse sind nicht zu erwarten.“

Darüber hinaus sei es aus Sicht der Molkereien verständlich, dass diese billige Rohstoffe – in Form von hochwertiger Milch – einkaufen möchten. Der Anreiz, an diesem, für die Molkereien, bewährten System etwas zu ändern sei also äußerst gering. „Deshalb war es wichtig, diese Aktionen im Schulterschluss mit mehreren Verbänden durchzuführen“, ist Lenz überzeugt. „Schließlich sind die Molkereien unsere Vertragspartner und auf unsere Milch angewiesen. An dieser Stelle müssen wir ansetzen. Das Konzept der MEG Milch Board, die RoadMap Milch & Markt, ist bekannt. Ebenso bekannt sind die skizzierten Wege in der Sektorstrategie des BDM. Damit liegen Vorschläge auf dem Tisch, um die von allen immer wieder anerkannte Notwenigkeit, dass es mehr Wertschöpfung auf den Höfen braucht, umzusetzen. Darüber hinaus trägt auch die Gesellschaft Verantwortung, um einen Systemwechsel einzuleiten.“

> Studie zur Wertschöpfung der Molkereien

Über MEG Milch Board w.V.

Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahr 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbäuerinnen und -bauern in Deutschland. Grundlage ist das Agrarmarktstrukturgesetz (AgrarMSG), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, durch den Rechnungshof der Europäischen Union und durch viele andere Organisationen.

Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.

Die MEG Milch Board w. V. fordert die Umsetzung einer vertragsgebundenen Milchvermarktung, die in der RoadMap Milch & Markt beschrieben ist.

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