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Kommentar von Prof. Thomas Wimmer,
Vorsitzender des Vorstands, Bundesvereinigung Logistik (BVL)

Kommt am Jahresende zum Winter-Blues der Lockdown-Blues hinzu? Wird es ein Frühlingserwachen der Wirtschaft geben? Bis zum Ende des letzten Monats freuten wir uns über den V-förmigen Verlauf der Konjunkturkurve, und auch jetzt noch schätzen Industrie und Handel die aktuelle Geschäftslage positiv ein. Sie liegt im Teilindikator der Nachfrager nach logistischen Leistungen sogar oberhalb des Normalwerts – fast schon auf Vorkrisenniveau. Das ist sehr beeindruckend.

Nicht minder bemerkenswert ist, dass die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate wieder abwärts gerichtet sind – wie schon zum Jahreswechsel 2018/2019. Spiegelt diese Einschätzung einen Zweckpessimismus wider oder resultiert sie aus den politischen Diskussionen über Verschärfungen des zweiten Lockdown?

Dieser trifft fast alle Protagonisten des Wirtschaftsbereichs Logistik, denn das seit März veränderte Leben kostet Kraft. Mit der Geschwindigkeitsreduzierung, die wir im Oktober erneut erlebten, und der aktuell drohenden Vollbremsung macht sich vielerorts ein Gefühl von Vergeblichkeit breit. Das zeigen die Ergebnisse der November-Umfrage zum Logistik-Indikator sehr deutlich. Auch wenn der E-Commerce-Anteil überproportional wächst, wird der Verlust von Auftragsvolumen aus Industrie und Handel nicht kompensiert.

Lassen Sie uns trotzdem optimistisch in Richtung des nächsten Frühjahrs schauen. Ja, der Lockdown wird bis in den Januar hinein andauern, vielleicht sogar noch etwas länger. Aber die Zulassung von Impfstoffen und der Beginn der Impfungen ist absehbar, die Impfstofflogistik läuft schon jetzt auf Hochtouren. Das Wirtschaftsleben wird nicht wieder so stark zum Erliegen kommen wie im März/April 2020. Das erste Halbjahr 2021 ist noch mit vielen Unsicherheiten behaftet, aber der Wachstumsmotor läuft schon jetzt – wenn auch mit niedrigeren Drehzahlen als von uns allen gewünscht.

Wirtschaft und Gesellschaft sind in den letzten Monaten kräftig durchgeschüttelt worden. In Deutschland hat die Regierung die Schäden für Unternehmen und Arbeitnehmer bestmöglich finanziell abgefedert. Die Wertschöpfungsketten haben sich weitgehend als robust erwiesen, die Anpassungsfähigkeit und -geschwindigkeit war deutlich höher, als man dies vor der Krise erwartet hätte. Uns diese Hands-on-Mentalität zu erhalten, weiterhin agil zu bleiben und Change-Prozesse mit Kreativität und Systematik weiterzuverfolgen – das sind die positiven Ableitungen aus der Krise.

Ich wünsche Ihnen und uns allen schon jetzt einen guten Start ins neue Jahr.

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