"Praktisch jede Woche muss bei uns ein Kind stationär mit Brandverletzungen behandelt werden. Es ist für die betroffenen Familien jedes Mal katastrophal", erzählt Privatdozentin Steffi Mayer. Die Oberärztin der Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) hat sich auf diese oft sehr schmerzhaften und folgenschweren Fälle spezialisiert. Die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie gehört zu den wenigen zertifizierten Zentren für brandverletzte Kinder in Deutschland. Am "Tag des brandverletzen Kindes", der am 7. Dezember zum 10. Male begangen wird, appelliert sie wie die Initiative Paulinchen e.V. an Eltern, Großeltern und alle Erwachsenen: "Vorsicht heiß!". Denn die Unfälle finden fast immer im häuslichen Milieu im Beisein Erwachsener statt.

Rund 30 000 Kinder erleiden pro Jahr sogenannte thermische Verletzungen. "Nach Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten sind Verbrennungen an heißen Gegenständen wie Bügeleisen, Öfen oder Herdplatten häufig", so Dr. Mayer. 7500 Kinder mit diesen Verletzungen müssen in Deutschland stationär behandelt werden – am UKL sind es etwa 50 im Jahr. "Hauptsächlich treten Verbrühungen die Verletzungsursache auf, vor allem Kleinkinder sind betroffen. Eine Tasse mit 50 Grad heißer Flüssigkeit – also ein frischer Kaffee oder Advents-Tee – reicht aus, um 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes zu verbrühen und damit lebensgefährlich zu verletzen. Gerade die kleinen Kinder haben ja eine sehr zarte Haut, die durch die heiße Flüssigkeit stark geschädigt wird", so Klinikdirektor Prof. Martin Lacher.

Besonders gefährlich sind Tassen, die vom Tisch, oder Kochtöpfe, die vom Herd heruntergezogen werden und dann das Kind großflächig übergießen. Bei den Kontaktverbrennungen an heißen Oberflächen wie Bügeleisen und ähnlichen Geräten wirken besonders hohe Temperaturen meist auf die Hände ein und können das Kind dauerhaft beeinträchtigen.

"Die Behandlung der sehr schmerzhaften Verletzungen bedeuten häufig einen langen Krankenhausaufenthalt und mehrere Narkosen. Die entstandenen Narben brauchen zudem eine monate-, oft jahrelange Betreuung und viel Engagement von Eltern und Ärzten. All das ist eine große Belastung für die gesamte Familie. Und es gibt keine Garantie, dass alles wieder gut wird: Nicht selten bleiben aus einem Moment der Unachtsamkeit schlimme Narben fürs ganze Leben zurück", so die Leipziger Kinderchirurgen. "Dabei lassen sich 60 Prozent dieser Unfälle durch Vorbeugung vermeiden: Heißes immer außer Reichweite des Kindes stellen und es von heißen Flächen wie Herdplatten, Kaminöfen und Backöfen fernhalten. Vorsicht vor erreichbaren Kabeln, Tischdecken und Topfgriffen."

Sollte es doch zu einer Brandverletzung kommen, empfehlen die Experten die betroffene Stelle höchstens 10 Minuten mit handwarmem Wasser kühlen, den Notruf zu wählen oder einen Kinderchirurgen oder Kinderarzt aufzusuchen.

Hintergrund Paulinchen-Tag:

Der Paulinchen e.V. wurde von Müttern verletzter Kinder gegründet, um Erwachsene zu sensibilisieren, Kinder und Jugendliche vor Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen zu schützen und Betroffenen zu helfen. Der Name des Vereins geht auf einer Struwwelpeter-Geschichte zurück, in der ein Kind (Paulinchen) verhängnisvoll mit einem Feuerzeug spielt. Seit zehn Jahren richtet der Verein den Paulinchen-Tag aus.

Beratungshotline des Paulinchen e.V.: täglich von 8 bis 20 Uhr 0800 0 112 123

Über Universitätsklinikum Leipzig AöR

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) blickt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät als zweitälteste deutsche Universitätsmedizin auf eine reiche Tradition zurück. Heute verfügt das Klinikum mit 1450 Betten über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Zusammen mit der Medizinischen Fakultät ist es mit über 6000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region. Jährlich werden hier über 400.000 stationäre und ambulante Patienten auf höchstem medizinischen Niveau behandelt. Diese profitieren von der innovativen Forschungskraft der Wissenschaftler, indem hier neueste Erkenntnisse aus der Medizinforschung schnell und gesichert in die medizinische Praxis überführt werden.

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