Mit einer nachdrücklichen Aufforderung sollte von Seiten der Bundesnetzagentur (BNetzA) noch einmal Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen über die Preise zentraler Vorleistungsprodukte für die Branche gebracht werden. Auf dem Netz der Telekom machen die Bitstromprodukte, die von ihr mit erheblichen Preissteigerungen zur Genehmigung bei der BNetzA vorgelegt wurden, fast 98 Prozent der Kundenangebote aus. Die stärksten Preissteigerungen sollen gerade die am meisten von den Kunden genutzten Bandbreiten mit 50 und 100 Mbit/s betreffen.

Derzeit ist kein substanzielles Entgegenkommen der Telekom in Richtung der Wettbewerber erkennbar. Sie geht offenbar davon aus, dass ihre Preisforderungen von der BNetzA unverändert genehmigt werden. „Die schon heute hohen Vorproduktpreise haben in Wahrheit den schnellen Wechsel auf FTTB/H auf Seiten der Telekom nicht gefördert, sondern sogar verhindert“, sagt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. „Und die nun angekündigten zwei Millionen FTTH-Anschlüsse jährlich sind allein die Reaktion auf den zunehmenden Wettbewerb. Genau diesen würden nun aber steigende Preise für die Wettbewerber und ihre Kunden massiv schwächen. Das wäre aus wirtschaftlicher Sicht eine schwere Hypothek für die Bürger und die Zukunft Deutschlands“, warnt Grützner.

„Die Kosten des Glasfaserausbaus dürfen den Kunden aus unserer Sicht keinesfalls schon vorab aufgebürdet werden. Verbraucherinnen und Verbraucher würden sonst ohne jede Leistungsverbesserung allein für einen Wettbewerbsvorteil der Telekom zur Kasse gebeten und dies, ohne überhaupt auf ein Glasfasernetz der Telekom wechseln zu können“, so der VATM-Geschäftsführer. Bei rund 40 Millionen Festnetzanschlüssen wird schnell deutlich, dass ein baldiger Wechsel auf ein Glasfasernetz der Telekom für die meisten Kunden auf absehbare Zeit unmöglich bleiben wird.

„Höhere Preise für gleiche Qualität auf alten Kupferleitungen wären aber unfair und von Seiten der Wettbewerber wollen wir nicht dabei helfen, diese durchzusetzen. Dabei stehen die Wettbewerber der Telekom allerdings vor einem Dilemma. Gäben sie die Preiserhöhungen nicht weiter, wären sie nicht mehr wettbewerbsfähig“, verdeutlicht Grützner. Der VATM hat in Stellungnahmen und wissenschaftlichen Gutachten deutlich gezeigt, dass bei vielen Kostenelementen erheblicher Spielraum besteht, steigende Kupfer- oder Tiefbaupreise auszugleichen und langfristig stabile Preise zu halten.

„Dies wäre für den gesamten Markt, die Glasfaser ausbauenden Unternehmen und die Kunden extrem wichtig und würde Planungssicherheit für alle Beteiligten schaffen. Wir müssen sicherstellen, dass alternative Anbieter und ihre Kunden nicht unfreiwillig der Telekom ihre längst abgeschriebenen Kupfernetze und Vectoring ein zweites Mal vergolden. Das wäre sicher der falsche Weg zur Digitalisierung des Landes“, warnt VATM-Geschäftsführer Grützner. „Wir alle wollen Glasfaserausbau und Digitalisierung. Dies gelingt uns aber nur dann, wenn wir auch wirklich für alle, die hieran so engagiert arbeiten, die bestmöglichen Bedingungen schaffen und nicht Vorteile für nur ein Unternehmen.“

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Dem VATM gehören die größten deutschen Telekommunikationsunternehmen an, insgesamt rund 120 auch regi-onal anbietende Netzbetreiber, Diensteanbieter aber auch Zulieferunternehmen. Die VATM-Mitgliedsunternehmen versorgen 80 Prozent aller Festnetzkunden und nahezu alle Mobilfunkkunden außerhalb der Telekom. Seit der Marktöffnung im Jahr 1998 haben die Wettbewerber im Festnetz- und Mobilfunkbereich Investitionen in Höhe von rund 89 Mrd. € vorgenommen. Sie investieren auch am stärksten in den zukunftssicheren Glasfaserausbau direkt bis in die Häuser.

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