Der erste Gedichtband von Paul Celan, Der Sand aus den Urnen, zählt heute zu den Raritäten auf dem Buchmarkt der Weltliteratur, da der Autor im September 1948 veranlasste, die gesamte Auflage aus dem Verkehr zu ziehen. Celan hatte bis zu seiner Übersiedlung von Wien nach Paris im Juli 1948 an dem Band gearbeitet, der 30 Gedichte aus der Zeit in Czernowitz und Bukarest enthält, aber auch neuere Gedichte aus den Wiener Monaten und die erste deutschsprachige Fassung der Todesfuge. Mit der Neuerwerbung aus einem Stuttgarter Antiquariat kam in diesem Jahr das dritte Originalexemplar dieser höchst seltenen Erstausgabe ins DLA. Neben der Widmung an den vor den Nationalsozialisten geflohenen Schriftsteller und Übersetzer Friedrich Hagen (1903–1979), eine der ersten Bekanntschaften Celans in Paris, enthält es 13 Korrekturen mit schwarzer Tinte

Als Celan (1920–1970) nach Paris abreiste, vertraute er die letzten »notwendigen Korrekturen« seinen Freunden an und erwartete an der Seine das Ergebnis – ein Ergebnis, das sich für den Dichter als untragbar erwies: Der Band enthielt Druckfehler »von der entsetzlichsten Sorte« (Celan an Rychner, 24.10.1948) und Lithografien des Surrealisten Edgar Jené, die der Dichter verabscheute. Dabei war es Jené gewesen, der den Kontakt zum Verlag A. Sexl angebahnt hatte, nachdem frühere Versuche der Veröffentlichung gescheitert waren. Bis 1952 wurden fünf Pflichtexemplare der missglückten Ausgabe an Bibliotheken verteilt und neun Exemplare wurden verkauft; die restliche Auflage wurde eingestampft. Nach der im Nachlass befindlichen Nummer 1 – mit u.a. Bleistiftnotizen zur Entstehung der Gedichte – und nach einem nicht nummerierten Exemplar aus dem Besitz der Pariser Geliebten Brigitta Eisenreich wurde im Celan-Jubiläumsjahr die Nummer 7 erworben und somit das einzige bislang bekannte Widmungsexemplar: »Friedrich Hagen / um diesen Lichtring der Stille / in die Nähe seiner / Hände zu legen / Paul Celan / Paris, im Januar 1949«. Die Lithografie vor dem Titelblatt fehlt, die Lithografie vor der Todesfuge ist in diesem Exemplar erhalten.

»Wie groß war mein Entsetzen, als ich es bekam! […] [D]as Buch erschien voller Druckfehler, mit dem geschmacklosesten Einband, den ich je gesehn, und obendrein mit zwei Illustrationen eines Freundes, der Maler ist, und der es nicht unterlassen konnte, mein Buch mit zwei Beweisen äußerster Geschmacklosigkeit zu versehen.« (Paul Celan an Max Rychner, 24.10.1948) »Ein echter Glücksfall im Paul-Celan-Jahr 2020: Ein einzigartiges Exemplar, das einen reichen Einblick in die Publikationsgeschichte dieses bedeutenden und hochaktuellen Lyrikers ermöglicht.« Sandra Richter, Direktorin des DLA

Auf dem Hölderlin-Leser Celan, dessen umfangreicher Nachlass sich im Deutschen Literaturarchiv befindet, liegt in der aktuellen Marbacher Ausstellung ›Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie“ (bis 1. August 2021) ein besonderer Schwerpunkt: Er wäre im Jahr 2020 100 Jahre alt geworden und zugleich jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.

 

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