Männer leiden anders an psychischen Störungen als Frauen, und sie sind viel seltener in Therapie. Aggressives Verhalten, Missbrauch von Substanzen oder sozialer Rückzug können Bewältigungsstrategien von Männern sein, die zum Beispiel eine Depression haben. Das sichtbare Verhalten verstellt dabei den Blick auf innere Krankheitsprozesse. Psychische Krankheiten werden bei Männern deshalb häufig erst später entdeckt, und Männer suchen auch seltener eine Behandlung auf. Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Leipzig, hat gemeinsam mit dem Psychologen Steffen Bartholomes aus Stralsund ein Buch geschrieben, das ein Behandlungsprogramm für Männer vorschlägt. "Wir haben damals gemeinsam in einer Tagesklinik in Bergen auf Rügen gearbeitet", berichtet Schomerus. "Als die Werft in Stralsund wieder mal in großem Stil Mitarbeiter entlassen hat, hatten wir auf einmal einige Männer in Behandlung, die nur schwer mit unseren Angeboten zurecht kamen. Diese Männer waren schwer depressiv, aber unsere Angebote passten für sie nicht gut."
Viele Konzepte der Psychiatrie und Psychotherapie sind auf "typisch weibliche" Bewältigungsmuster zugeschnitten. Ganz oben auf der Liste: Über die eigenen Gefühle reden. "Im Kreis sitzen und über Probleme reden – für viele Männer ist allein diese Vorstellung Grund genug, keine Therapie aufzusuchen. Ein typischer Mann will etwas tun, ohne viel darüber zu reden – das ist zwar ein Stereotyp, aber es gibt durchaus eher weibliche und eher männliche Strategien, mit Krisen umzugehen", beschreibt der Psychiater. Was aber weitestgehend fehlt, sind Therapieangebote, die speziell auf die männlichen Lösungswege zugeschnitten sind.
Auf Rügen haben der Psychiater Schomerus und der Psychologe Steffen Bartholomes deshalb ein Gruppenprogramm für Männer entwickelt, bei dem das Handeln im Mittelpunkt steht. "Der Ausgangspunkt ist ein Projekt, etwas, das man sich vornimmt, das getan werden soll", erläutert Schomerus. Das kann das Wiederaufgreifen eines Hobbies sein oder eine lange fällige Reparatur – oder auch ein Gespräch mit den eigenen Eltern, das man schon lange führen wollte. Rund um dieses Vorhaben entwickele sich die Therapie. "Das Buch ist mit der Hilfe von Gruppenteilnehmern entstanden, die alle Inhalte gegengelesen und kommentiert haben", berichtet Schomerus. "Das war die ultimative Qualitätskontrolle, denn dadurch wurde nochmals vieles klargestellt."
Bartholomes/Schomerus
"Ambulante Gruppentherapie für Männer mit Depressionen"
Psychiatrie Verlag
Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) blickt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät als zweitälteste deutsche Universitätsmedizin auf eine reiche Tradition zurück. Heute verfügt das Klinikum mit 1450 Betten über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Zusammen mit der Medizinischen Fakultät ist es mit über 6000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region. Jährlich werden hier über 400.000 stationäre und ambulante Patienten auf höchstem medizinischen Niveau behandelt. Diese profitieren von der innovativen Forschungskraft der Wissenschaftler, indem hier neueste Erkenntnisse aus der Medizinforschung schnell und gesichert in die medizinische Praxis überführt werden.
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 20
04103 Leipzig
Telefon: +49 (341) 97109
http://www.uniklinik-leipzig.de
Pressesprecherin / Ltr. Unternehmenskommunikation
Telefon: +49 (341) 97-15905
Fax: +49 (341) 97-15906
E-Mail: presse@uniklinik-leipzig.de