Seit März leidet nahezu der gesamte Kulturbereich unter den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen, die für viele Kulturschaffende einem Berufsverbot gleichkommen. Bislang sind von staatlichen Hilfen mit rund einer Milliarde Euro erst ein Bruchteil der insgesamt zur Verfügung stehenden 25 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Ein Grund hierfür war sicherlich die mangelnde Passfähigkeit der bestehenden Programme sein. Diese gehen an der Lebenswirklichkeit der meisten Kulturschaffenden, Freiberufler*innen und Soloselbständigen vorbei. Denn viele Unternehmen und Soloselbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft haben vor allem die eigenen Personalkosten. Finanzielle Hilfen, die nur Fixkosten wie Miete und Betriebsausgaben berücksichtigen, helfen den Betroffenen nicht.
Die Präsidentin des Deutschen Kulturrates Prof. Dr. Susanne Keuchel, die in Gesprächen mit Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmeier, MdB (CDU) mehrfach auf die Notwendigkeit des fiktiven Unternehmerlohns hingewiesen hatte, fordert: „Es geht um die dringend benötigte Unterstützung einer Branche, die erneut zu einem Stillstand gezwungen wird. Die zusätzlichen Stipendienprogramme, die einen Neustart im Kulturbereich ermöglichen, sind sehr wichtig, sind jedoch kein Ersatz für bisherige Einnahmeverluste, da sie nur einen kleinen Teil der Künstler*innen und Kulturschaffenden erreichen. Zugleich wenig wertschätzend sind Stipendien-Lotterien, wie die des Landes Berlin, die per Los über die Vergabe entscheiden, ob Kulturschaffende Unterstützung erhalten oder nicht. Wir brauchen daher neben einem Neustart Kultur den fiktiven Unternehmerlohn für Soloselbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft während des gesamten Zeitraums massiver Einnahmeausfälle durch die Krise.“
Die Präsidentin des Deutschen Kulturrates fordert zugleich, dass die Kulturbetriebe langfristig unterstützt werden, die in den letzten Monaten viel Geld in Schutzmaßnahmen investiert haben und durch den neuen Lockdown schwer getroffen wurden. Die Politik muss daher dringend auch Konzepte entwickeln, die den Erhalt bestehender Strukturen langfristig sichern. Die Kulturschaffenden brauchen Perspektiven! Und die Gesellschaft Kultur – in und nach Krisenzeiten!
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