Übergewicht und Adipositas sind in allen Altersgruppen weitverbreitet. Immer weniger Erwachsene sind normalgewichtig. Auch Schwangere sind zunehmend übergewichtig oder adipös und weisen immer häufiger Schwangerschaftsdiabetes auf. Das zeigt die Datenauswertung u. a. der großen nationalen Stichproben des Mikrozensus, die im 14. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht ist. Unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Heseker, Universität Paderborn, führt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) damit die Datenanalyse zu Übergewicht und Adipositas der vorherigen DGE-Ernährungsberichte mit repräsentativen Zahlen für Deutschland fort.

Normalgewicht in der Schwangerschaft schützt vor Komplikationen

Immer mehr Schwangere sind bei der Erstuntersuchung übergewichtig. Nach den jährlich durchgeführten Bundesauswertungen Geburtshilfe wurden 2017 fast 40 % der Schwangeren bei der Erstuntersuchung als übergewichtig eingestuft, 2007 waren es noch 34 %. Die Daten des Mikrozensus zeigen, dass ältere Frauen zu Beginn der Schwangerschaft häufiger übergewichtig sind als jüngere. „Das hat Folgen für Mutter und Kind“, sagt Prof. Heseker, Chefredakteur des aktuellen DGE-Ernährungsberichts. „Adipositas in der Schwangerschaft ist für die werdende Mutter unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Gestationsdiabetes, Hypertonie und Präeklampsie verbunden und mit einem erhöhten Geburtsgewicht sowie einem späteren Übergewichtsrisiko des Kindes assoziiert. Eine zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft erhöht auch das Risiko des Kindes für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und das Metabolische Syndrom.“

Die empfehlenswerte Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beträgt 10 bis 16 kg, für Übergewichtige maximal 10 kg. Der Energiebedarf von Schwangeren wird häufig noch deutlich überschätzt. Ab dem 4. Monat erhöht sich dieser um täglich 250 kcal und ab dem 7. Monat um 500 kcal. Dies gilt jedoch nur für normalgewichtige Frauen, die während der Schwangerschaft körperlich weiterhin aktiv sind.

Nach wie vor jedes 7. Kind übergewichtig

Bei Säuglingen zeigt sich ein leichter Trend zu einem geringeren Geburtsgewicht. Der Anteil an Neugeborenen mit einem sehr hohen Geburtsgewicht von > 4 500 g ist seit den 1990er Jahren von ca. 1,6 % über 1,4 % in 2007 auf 1,2 % in 2017 zurückgegangen. Auch für Kinder und Jugendliche scheint der früher beobachtete Anstieg der Prävalenzen an Übergewicht bzw. Adipositas gestoppt zu sein, stagniert aber auf hohem Niveau. Insgesamt liegt in der Altersgruppe der 3- bis 17-Jährigen in dem Zeitraum 2014-2017 die Prävalenz von Übergewicht inkl. Adipositas bei 15,4 %, die von Adipositas bei 5,9 %. Aus über der Hälfte der 3- bis 6-jährigen Kinder mit Übergewicht bzw. Adipositas werden übergewichtige oder adipöse Jugendliche.

Mehr Übergewicht und Adipositas mit steigendem Alter

Immer mehr Erwachsene sind übergewichtig, insbesondere die Männer sind in allen Altersgruppen häufiger betroffen als Frauen. Zwischen 18 und 65 Jahren sind 59,4 % der Männer und 37,3 % der Frauen übergewichtig. Dieser Trend steigt mit zunehmendem Alter weiter an. Insgesamt sind bei den Senioren über 65 Jahre bereits 69,6 % der Männer und 56,4 % der Frauen übergewichtig, 21,0 % der Männer und 19,4 % der Frauen sind adipös. Besonders die Verbreitung von Adipositas hat bei den Erwachsenen weiter zugenommen. Auch hochbetagte Menschen sind heute mehr und mehr adipös, deutliche Steigerungen finden sich in der Altersgruppe 75 Jahre und älter.

Frühzeitige Prävention entscheidend

„Die weltweite Epidemie von Übergewicht und Adipositas stellt Deutschland weiterhin vor große Herausforderungen“, resümiert Heseker und betont: „Maßnahmen für die frühzeitige Prävention im Bereich der Ernährung, der körperlichen Aktivität und Lebensstiländerungen müssen weiter im Fokus stehen, um ernährungsmitbedingte Krankheiten sowie die damit verbundenen sozialen und ökonomischen Folgen einzudämmen. Normalgewicht vor und in der Schwangerschaft ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit von Mutter und Kind.“

Defiziten in der frühkindlichen und schulischen Ernährungsbildung sollte mit geeigneten Verhältnis- und Verhaltenspräventionsmaßnahmen begegnet werden. Hier eignen sich beispielsweise spezifische Angebote der Gemeinschaftsverpflegung. Daher spricht sich die DGE für die verbindliche Einführung der DGE-Qualitätsstandards aus.

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