Thomas Bergmann, einer der beiden Geschäftsführer von Silbersalz, erklärt, wes-halb viele Fotografen heute wieder zum Analogfilm greifen: „Der Look und die Textur analoger Fotos kann mit einer Digitalkamera nur schwer erreicht werden. Wir machen unseren Kunden professionelles Filmmaterial zugänglich, auf dem Filme wie James Bond und Star Wars gedreht werden.“
Was man früher noch wusste
Professionelles Kino-Filmmaterial für den Gebrauch als Foto-Film benötigt einen speziellen Entwicklungsprozess. Silbersalz entwickelt die Filmrollen deshalb im eigenen Labor. Anfangs nahm die Agentur die Hilfe eines älteren Laborbetreibers in Anspruch: „Unser Experte hat über Jahrzehnte ein Labor für Film und Fernsehen betrieben. Er zeigte uns, welchen pH-Wert die chemischen Bäder haben müssen und wie lange und bei welcher Temperatur die Filmstreifen darin baden. Denn ein Temperaturunterschied von nur einem Grad wirkt sich schon auf das Farbergebnis aus“, so Bergmann.
Aufgerüstet mit der Technik des 21. Jahrhunderts
Der ehemalige Laborbetreiber half auch bei Konzeption und Aufbau der Entwicklungsmaschine, mit der die Zelluloidstreifen entwickelt werden: Die etwa klaviergroße Maschine entwickelt belichtete Negative und macht das eigentliche Bild erst sichtbar. „Unser Experte hatte Teile dieser Labortechnik noch in seinem Keller stehen“, erinnert sich Bergmann. „Er reparierte die Maschine und nahm sie für uns wieder in Betrieb.“ Später rüstete das Team von Silbersalz die Entwicklungsmaschine weiter auf, automatisierte die Prozesse und setzte computergesteuerte Pumpen ein, die die benötigte Menge an Chemikalien jetzt genau dosieren und den Bädern zuführen. „Wir haben Labortechnik aus den 1980er Jahren mit Methoden des 21. Jahrhunderts modernisiert“, so Bergmann.
Filmmaterial und Chemikalien bezieht Silbersalz direkt vom Hersteller. „Bei einem Zulieferer in England lassen wir die Filmrollen auf Fotostreifen à 36 Fotos zurecht-schneiden, aufrollen und lichtgeschützt verpacken. Die fertigen Rollen verkaufen wir dann in herkömmlichen Filmdöschen, wie man sie von früher kennt“, so Bergmann.
Zu den Kunden von Silbersalz gehören Fotografen auf der ganzen Welt, die die Authentizität und Bildsprache des Analogfilms schätzen. „Vor allem in Japan und in den USA werden unsere Fotofilme und die Entwicklung der Bilder stark nach-gefragt“, sagt Bergmann. „Die Kunden bezahlen teilweise ein Vielfaches des Materialpreises für die Portokosten, weil ihnen unsere Analogfilme so wichtig sind.“
Silbersalz beschäftigt heute 20 Mitarbeiter. Die Agentur befindet sich seit 2014 in der Tübinger Straße in Stuttgart-Mitte. Anfang 2019 bezog Silbersalz ein zweites Gebäude in Stuttgart-Bad Cannstatt. Hier ist das Labor für die Fotoentwicklung untergebracht. Neben dem Fotografen-Service produziert Silbersalz Bewegtbildkampagnen und Werbespots für international tätige Kunden. „Dort, wo es machbar ist, empfehlen wir unseren Kunden natürlich, analog zu drehen“, sagt Bergmann.
Das Bild existiert zunächst nur im Kopf des Kameramanns
„Für unsere Werbekunden ändert sich durch die Analogtechnik im Grunde wenig. Der Kunde bekommt auch beim analogen Dreh im Endeffekt einen digitalen Werbespot“, erklärt Bergmann. „Allerdings muss er uns etwas mehr Vertrauen entgegenbringen, denn das Bild existiert zunächst nur im Kopf des Kamera-manns. Am Set ist noch kein finales Bild zu sehen.“ Die fertige Aufnahme sieht man erst, wenn sie entwickelt und gescannt ist. Das Warten zahlt sich für den Kunden dennoch aus: Der fertige Film sieht in Kontrast und Farbe ästhetischer aus – wie Hollywood eben. Sandra Suresh
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