Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes zur Entwicklung des deutschen Osthandels in den ersten drei Quartalen 2020:

„Mit einem soliden Ergebnis im dritten Quartal 2020 konnte der deutsche Osthandel die Corona-bedingten Rückstände gegenüber dem Vorjahr etwas verringern: Hatte der  Handelsumsatz mit den 29 Ost-Ausschuss-Ländern nach dem ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch um 14,6 Prozent im Minus gelegen, verringerten sich die Verluste bis Ende September auf 11,8 Prozent.

Wir gehen davon aus, dass auch der Oktober noch ordentlich gelaufen ist, dann aber neue Bremsspuren durch die jüngsten Lockdown-Maßnahmen in der Region sichtbar werden. Umso wichtiger ist es, dass sich die Europäische Union jetzt schnell auf einen neuen Haushalt und die Auszahlung der angekündigten Corona-Hilfen verständigt.

Die europäische Wirtschaft wartet auf ein starkes Signal der Einigkeit und auf Rückenwind aus Brüssel. Gerade Polen und Ungarn, die gegen den EU-Haushalt und damit auch gegen den neuen Rechtsstaatsmechanismus ihr Veto eingelegt haben, profitieren besonders stark von Strukturhilfen und Investitionen aus der ganzen EU. Das hat beiden Ländern viele neue Arbeitsplätze und Wachstum gebracht. Ein fortgesetztes Veto würde auch in diesen Ländern Entwicklungschancen verbauen und die Erholung der Wirtschaft gefährden. In- und ausländische Investoren brauchen Planungs- und Rechtssicherheit und keine Hängepartie.

Insgesamt tauschte Deutschland mit den 29 Ost-Ausschuss-Ländern in den ersten drei Quartalen dieses Jahres Waren im Wert von 304 Milliarden Euro (-11,9 Prozent) aus. Dies entspricht einem Anteil von 19 Prozent am gesamten deutschen Außenhandel. Für kräftige Impulse bei der Verbesserung der Bilanz im dritten Quartal sorgte der Handel mit Polen, der im Monat September 2020 sogar ein Plus von drei Prozent gegenüber September 2019 verbuchen konnte. Auch der Handel mit Ungarn, Bulgarien, Serbien und anderen südosteuropäischen Ländern lag im September über dem Ergebnis des gleichen Vorjahresmonats.

Von Januar bis September 2020 wurden insgesamt Waren im Wert von 88 Milliarden Euro mit Polen gehandelt. Das Land konnte damit seine führende Rolle in Mittel- und Osteuropa weiter ausbauen und den Abstand zu den anderen Handelsschwergewichten Tschechien (59,6 Milliarden Euro), Ungarn (37,8 Milliarden Euro) und Russland (32,7 Milliarden Euro) deutlich vergrößern. Auf den weiteren Plätzen folgen Rumänien (21,3 Milliarden Euro) und die Slowakei (20,3 Milliarden Euro).

Während der deutsch-polnische Handel nach den ersten drei Quartalen 2020 trotz Corona nur noch vier Prozent oder umgerechnet 3,5 Milliarden Euro unter dem Vorjahresergebnis liegt, gab es im Handel mit den anderen Ländern Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich. Weiterhin schwierig ist das Russlandgeschäft, das aktuell noch um 24,5 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres liegt, was insbesondere an gesunkenen Energieimporten aus Russland liegt.“

Über den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.

Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (gegründet 1952) fördert die deutsche Wirtschaft in den 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens. Der deutsche Osthandel steht insgesamt für rund ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels und ist damit bedeutender als der Handel mit den USA und China zusammen. Der OA hat rund 350 Mitgliedsunternehmen und -verbände und wird von sechs Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft – BDI, BGA, Bankenverband, DIHK, GDV und ZDH – getragen.

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