Klaus-Dieter Lehmann betonte zum Abschied, das Goethe-Institut werde vor allem durch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geprägt: „Es sind großartige Menschen, die in der Welt tätig sind, die die Themen frühzeitig erspüren und sie in die Debatten einbringen. Es ist aber eine Gemeinschaft, die nicht in einer Blase sitzt und sich selbst widerspiegelt, sondern die im Gegenteil sich öffnet, sich den anderen Kulturen aussetzt, diskursfähig ist und Alternativen entwickelt, anstatt auf Konflikte fixiert zu sein.“ Zu Beginn seiner Präsidentschaft befand sich das Goethe-Institut in einer weitreichenden Umstrukturierung und Dezentralisierung. In seine Amtszeit fielen wichtige Neueröffnungen, etwa in Daressalam (Tansania), Yangon (Myanmar) oder Nowosibirsk (Russland). Zum Abschied widmeten die Deutsche Welle und das Goethe-Institut ihm den Film „Lehmann – der letzte Kulturdiplomat“. Johannes Ebert überreichte Lehmann ein gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat herausgegebenes Buch mit Texten aus zehn Jahren Auswärtiger Kulturpolitik und dankte ihm für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, er sei ein „begnadeter Kommunikator – freundlich und doch umsetzungsstark.“
Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering würdigte Klaus-Dieter Lehmann als jemanden, der mit Neugier, unermüdlichem Engagement und großer Leidenschaft für die Kultur, aber auch mit dem Sinn fürs Praktische, dem Mut zu Reformen und diplomatischem Geschick sein Amt ausgefüllt habe. An Carola Lentz gewandt sagte Müntefering, sie stünde auch für den offenen und globalen Austausch. Gerade jetzt sei das wichtig, denn das Goethe-Institut mit seinem weltweiten Netzwerk wirke daran mit, Antworten auf globale Herausforderungen zu finden. Johannes Ebert betonte, Lentz werde als Vertreterin der Wissenschaft die Institution inhaltlich bereichern: „Sie sind die erste Präsidentin, die selbst lange im Ausland gearbeitet hat: als Ethnologin im Rahmen Ihrer Forschungsprojekte unter anderem in Afrika und Südamerika. Gerade in Zeiten, in denen sich die Welt zu einem multipolaren Gebilde hin entwickelt, ist das eine wichtige Stärke für das Goethe-Institut.“
Carola Lentz sagte in ihrer Antrittsrede, Ambivalenz sei für sie einer der zentralen Begriffe, in einer Zeit, in der eindeutig abgegrenzte Mitgliedschaften und eindimensionale Identitäten wieder Konjunktur hätten. „Wir haben alle multiple Identitäten“, so Lentz. „Gerade angesichts der prinzipiellen Offenheit und Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrung brauchen wir bereichernde grenzüberschreitende Begegnungen und kulturellen Austausch. Mehrsprachigkeit erweitert die Perspektiven auf die Welt. Hier sehe ich eine der großen Aufgaben des Goethe-Instituts: Es gilt, die Kontingenz der Zugehörigkeiten offenzulegen und die Pluralität der Identifikationen zu verteidigen. Künstlerische Produktionen öffnen spielerisch Möglichkeitsräume. Sie erlauben, sich die Welt auch anders vorzustellen und — im besten Fall — die gemeinsame Humanität zu entdecken.“
Prof. Dr. Carola Lentz, geboren 1954 in Braunschweig, studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Germanistik und Pädagogik an der Georg-August-Universität Göttingen und der Freien Universität Berlin. 1987 promovierte sie an der Universität Hannover und habilitierte 1996 an der Freien Universität Berlin. Von 1996 bis 2002 war sie Professorin für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2002 bis 2019 hatte sie eine Professur für Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz inne, wo sie seit 2019 Seniorforschungsprofessorin ist. Sie war Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (2011-2015) und Vizepräsidentin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2018-2020). Gastprofessuren und Fellow-Aufenthalte führten sie nach Frankreich, in die Niederlande, USA und nach Südafrika. Als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin leitete sie eine Fokusgruppe zu „Familiengeschichte und sozialer Wandel in Westafrika“ (2017-2018). Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Ethnizität, Nationalismus, Kolonialismus, Erinnerungspolitik, Mittelklassen im globalen Süden und Arbeitsmigration. Sie forschte zunächst in Südamerika und seit 1987 regelmäßig in Westafrika. Zu ihren Publikationen gehören u.a. „Land, Mobility and Belonging in West Africa“ (2013) und „Remembering Independence“ (2018).
Über das Präsidium des Goethe-Instituts:
Das Präsidium wählt die Präsidentin oder den Präsidenten des Goethe-Instituts für die Dauer von vier Jahren. Zu den Aufgaben des Präsidiums zählt die Beschlussfassung über die Richtlinien der Institutsarbeit sowie die langfristigen konzeptionellen Planungen. Es setzt sich zusammen aus Präsidentin bzw. Präsident, sechs von der Mitgliederversammlung gewählten Vertreterinnen und Vertretern, je einem Vertreter oder einer Vertreterin des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums der Finanzen sowie drei gewählten Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern.
Bisherige Präsident*innen:
Klaus-Dieter Lehmann (2008-2020) — Jutta Limbach (2002–2008) — Hilmar Hoffmann (1993–2001) — Hans Heigert (1989–1993) — Klaus von Bismarck (1977–1989) — Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld (1971–1977) — Peter H. Pfeiffer (1963–1971) — Max Grasmann (1962–1963) — Kurt Magnus (1951–1962)
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit.
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