Das jährliche Schiffbauertreffen am zweiten Freitag im November ist seit über 60 Jahren eine feste Tradition in der Fachrichtung Schiffbau und Meerestechnik an der Hochschule Bremen. In diesem Jahr fand die beliebte Zusammenkunft der Ehemaligen auf Grund der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen erstmals virtuell als Webkonferenz statt. Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vielen Regionen in Deutschland und dem europäischen Ausland hatten sich dazugeschaltet, um mit der Fachrichtung, der Hochschule und ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen zu feiern und alte Freundschaften und Kontakte zu pflegen.

Seit nunmehr 125 Jahren werden an der Hochschule Bremen und deren Vorgänger-Einrichtungen Studierende für den Schiffbau in der Bremer Neustadt ausgebildet. Dies wäre in normalen Zeiten ein Anlass für eine große Feier gewesen. Auf Grund der Pandemie-Situation mit unklaren Rahmenbedingungen wurde allerdings auf offizielle Feierlichkeiten verzichtet und stattdessen im Rahmen des Schiffbauertreffens an dieses Jubiläum erinnert. In seinem Vortrag gab Prof. Gregor Schellenberger einen Überblick über die wechselvolle Geschichte der Schiffbauausbildung am Standort Neustadtswall. Als zu Ostern 1895 die ersten drei Schiffbau-Schüler am neugegründeten Technikum der Freien Hansestadt Bremen ihre schulische Ausbildung aufnahmen, war nicht zu erahnen, dass bis zum heutigen Tag ca. 1.900 Absolventinnen und Absolventen nachfolgen würden.

In dieser Zeit änderte das Technikum häufig seinen Namen. So ist die Einrichtung unter anderem auch unter den Namen „Technische Staatslehranstalt“, „Ingenieurschule Bremen“, „Hochschule für Technik“ und seit 1982 unter dem jetzigen Namen „Hochschule Bremen“ bekannt. Auch die Abschlussbezeichnungen der Absolventinnen und Absolventen änderten sich im Laufe der Jahrzehnte: Wurden sie anfangs als Techniker bezeichnet, so kam ab dem Jahr 1963 der Begriff Ingenieur mit dem akademischen Grad „Ing. (grad)“ auf, ab 1980 führten Absolventinnen und Absolventen den Titel „Dipl.-Ing. (FH)“ und seit Einführung des Bachelor- und Master-Ausbildungssystems die Abschlussbezeichnungen „B.Eng.“ und „M.Eng.“.

In den vergangenen 125 Jahren gab es immer wieder Zeiten mit großer Nachfrage nach gut ausgebildeten Schiffbau-Ingenieuren und -Ingenieurinnen, aber auch Zeiten wie beispielsweise während des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts, in denen Schülermangel herrschte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es der Schiffbauabteilung der Ingenieurschule Bremen sogar im Rahmen der Kriegswaffenkontrolle durch die Alliierten bis in das Jahr 1949 verboten, Studierende aufzunehmen und zu unterrichten.

Heute zählt die Fachrichtung mit ca. 180 Studierenden und fünf Professoren und Lehrkräften zu den größten Ausbildungsstätten im Bereich Schiffbau und Meerestechnik in Deutschland. Die enge Verbindung in die maritime Branche an Ems, Weser und Elbe – unter anderem auch durch die Verzahnung von Ausbildung und Studium im Rahmen des „Studiums im Praxisverbund“ – ist ein Alleinstellungsmerkmal der Schiffbauingenieur-Ausbildung am Standort Bremen. Auch die langjährigen guten Beziehungen zu den ehemaligen Studierenden der Fachrichtung und die enge Vernetzung mit ihren Unternehmen ist eine sehr erfreuliche Besonderheit.

Im Rahmen des diesjährigen Schiffbauertreffens wurden diese Verbindungen traditionsgemäß gepflegt und auf die nächsten 125 Jahre gemeinsam angestoßen. Die Studierenden des derzeitigen dritten Semesters, die üblicherweise die Organisation des Schiffbauertreffens unterstützen, hatten in diesem Jahr allen Interessierten ein Paket mit den wichtigsten Utensilien, die für eine erfolgreiche Teilnahme am Schiffbauertreffen benötigt werden, im Vorfeld der Veranstaltung zugesendet. So konnte sich per Videoschaltung von zu Hause aus gemeinsam zugeprostet werden. Auch wenn das Schiffbauertreffen zukünftig wieder an der Hochschule in Präsenz stattfinden soll, so war doch die Resonanz auf dieses alternative, digitale Format des Schiffbauertreffens von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr positiv. Fazit: Auch in der Tradition bleibt der Schiffbau fortschrittlich.

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