- Die Ersparnisbildung (netto) im Euroraum verringerte sich in den vier Quartalen bis zum zweiten Quartal 2020 auf 625 Mrd €, verglichen mit 775 Mrd € im Vorquartal.
- Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum Einkommen erhöhte sich im zweiten Quartal 2020 auf 94,9 %, verglichen mit 93,4 % ein Jahr zuvor.
- Die Verschuldung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Verhältnis zum BIP (konsolidierte Messgröße) stieg im zweiten Quartal 2020 auf 83,3 %, verglichen mit 78,7 % im zweiten Jahresviertel 2019.
Gesamtwirtschaft des Euro-Währungsgebiets
Die Ersparnisbildung (netto) im Euroraum verringerte sich in den vier Quartalen bis zum zweiten Jahresviertel 2020 auf 625 Mrd € (dies entspricht 6,8 % des verfügbaren Nettoeinkommens im Euroraum), verglichen mit 775 Mrd € in den vier Quartalen bis zum ersten Jahresviertel 2020. Grund hierfür war, dass die Ersparnisbildung (netto) bei den privaten Haushalten stark anstieg und im Sektor Staat noch stärker zurückging. Die Nettosachvermögensbildung im Euroraum sank von zuvor 565 Mrd € auf 394 Mrd € (was 4,3 % des verfügbaren Nettoeinkommens entspricht). Zurückzuführen war dies hauptsächlich auf eine geringere Vermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und der privaten Haushalte.
Der Finanzierungsüberschuss des Euroraums gegenüber der übrigen Welt stieg im selben Zeitraum von 218 Mrd € auf 239 Mrd €, da die Nettosachvermögensbildung stärker zurückging als die Ersparnisbildung (netto). Der Finanzierungsüberschuss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften erhöhte sich von -79 Mrd € auf 20 Mrd € (0,2 % des verfügbaren Nettoeinkommens), während der Finanzierungsüberschuss der finanziellen Kapitalgesellschaften mit 74 Mrd € (0,8 % des verfügbaren Nettoeinkommens) weitgehend unverändert blieb. Der Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte stieg von 354 Mrd € auf 569 Mrd € (6,2 % des verfügbaren Nettoeinkommens). Dem Anstieg des Finanzierungsüberschusses innerhalb des gesamten privaten Sektors stand eine Ausweitung des Finanzierungsdefizits des Sektors Staat (von -1,4 % auf -4,6 % des verfügbaren Nettoeinkommens) gegenüber.
Private Haushalte
Die Jahreswachstumsrate der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte erhöhte sich im zweiten Quartal 2020 auf 3,3 %, verglichen mit 2,6 % im ersten Jahresviertel. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren ein Anstieg bei Bargeld und Einlagen sowie bei den Anteilsrechten.
Die privaten Haushalte waren insgesamt Nettokäufer von börsennotieren Aktien: Sie stockten per saldo ihre Anlagen in Aktien auf, die von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, sonstigen Finanzinstituten, Versicherungsgesellschaften und dem Sektor der übrigen Welt (Anteilsrechte Gebietsfremder) emittiert wurden, und veräußerten per saldo von MFIs begebene Aktien. Darüber hinaus waren sie weiterhin Nettoverkäufer von Schuldverschreibungen der MFIs sowie des Sektors Staat (siehe nachfolgende Tabelle 1 sowie Tabelle 2.2 im Anhang).
Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum Einkommen 1 erhöhte sich im zweiten Quartal 2020 auf 94,9 %, verglichen mit 93,4 % im entsprechenden Vorjahresquartal. Grund hierfür war, dass die Kreditverbindlichkeiten der Haushalte stärker anstiegen als ihr verfügbares Einkommen. Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP nahm noch deutlicher zu, nämlich von 57,7 % im zweiten Quartal 2019 auf 60,5 % im zweiten Quartal 2020 (siehe Abbildung 2). Dies ergab sich aus dem Rückgang des BIP.
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Die Jahreswachstumsrate der Finanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften sank im zweiten Quartal 2020 auf 1,8 % nach 2,1 % im Vorquartal. Ursächlich hierfür waren ein langsameres Wachstum der Kreditaufnahme und ein Rückgang der Handelskredite und Anzahlungen, die durch ein schnelleres Wachstum der Finanzierung über Schuldverschreibungen nur teilweise ausgeglichen wurden. Die Finanzierung über Kredite nahm langsamer zu, weil weniger Kredite vom Sektor der übrigen Welt aufgenommen wurden; die Kreditaufnahme bei MFIs und sonstigen gebietsansässigen Sektoren stieg indes stärker (siehe nachfolgende Tabelle 2 sowie Tabelle 3.2 im Anhang).
1 Berechnet als Kredite dividiert durch das verfügbare Bruttoeinkommen (bereinigt um die Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche).
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