Der Berlin-Boom ist erstmal vorbei. Die deutsche Hauptstadt wächst nicht mehr so stark wie noch vor zwei Jahren. Doch bei den Menschen, die heute nach Berlin ziehen, lässt sich ein neuer Trend beobachten: Statt Studenten und provinzmüden Schwaben zieht es immer mehr Leute in die Stadt, die nicht so sehr auf das Geld achten müssen und etwas ganz besonderes suchen. Seit über 10 Jahren baut Swen Burgheim Dachrohlinge und Lofts aus und verwandelt sie in Unikate. Im Interview verrät der Architekt, Designer und Künstler, wie er dazu gekommen ist, was seine Gestaltungsansätze sind und weshalb in Berlin noch zu viel potenzieller Wohnraum verschwendet wird.

Mit den längeren Haaren, Deinen schwarzen, schlichten Klamotten und deiner Harley-Davidson würde man Dich eher in der Musikbranche vermuten. Dabei beschäftigst Du Dich mit Kunst und Design. Wie bist Du dazu gekommen?

Ich habe mich schon seit meiner Kindheit sehr für dieses Gebiet interessiert. Mit Formen und Farben zu experimentieren, hat mich schon immer fasziniert. Malen, Plastizieren, Dinge kreieren und erschaffen – das ist einfach meine Welt. Während meiner Studienzeit in Potsdam kam ich dann zum ersten Mal in Kontakt mit Möbeldesign und der Gestaltung von Wohnräumen. Die erste Trockenübung gab es für mich 2004, da habe ich meine eigene Dachgeschosswohnung ausgebaut und gestaltet. 2009 habe ich mich dann selbständig gemacht und mein Studio eröffnet. Eigentlich ist das Erschaffen von Wohnungen so ähnlich wie Bilder malen. Nur sind es eben dreidimensionale, begehbare Kunstwerke, die ich komponiere.

Und dann kamen auch gleich die ersten Aufträge?

Das ging recht schnell, ja. Mein erstes Projekt war eine Kiezkneipe in Berlin-Friedenau, die schon länger leer stand. Ein befreundetes Paar aus München wollte nach Berlin ziehen und war auf der Suche nach etwas Speziellem. Aus einer alten Kneipe namens „Schluckspecht“ mit über 5 Metern Deckenhöhe, die erstmal abgehängt war, haben wir in 6 Monaten auf mehreren Ebenen ein imposantes Loft erschaffen, aus dem man aus den 4 Meter hohen Fenstern im Erdgeschoss noch den Mond sehen kann. Am meisten und liebsten beschäftige ich mich aber mit Dachwohnungen. Die sind frei für verschiedene Formen der Gestaltung, offen und haben für mich den größten Charme.

Die Aussicht auf Berlin kann ja auch sehr schön sein. Hast Du eine besondere Beziehung zu dieser Stadt oder würdest Du auch gerne woanders arbeiten?

Ich habe mir vor 20 Jahren Berlin als Wahlheimat ausgesucht und verbinde auch sehr viele schöne Erinnerungen mit dieser Stadt. Sie hat viele verschiedene Ecken und unzählige Gesichter, das ist für meine Arbeit sehr spannend. In Deutschland kann ich mir keine bessere Stadt zum leben und arbeiten vorstellen. Außerdem kenne ich den Immobilienmarkt und die einzelnen Bezirke mittlerweile sehr gut. Ich würde aber nicht von vornherein ausschließen, auch mal in anderen Städten oder Gegenden zu arbeiten. Es gibt viele Orte und Projekte, die mich reizen. Zum Beispiel würde ich gern mal einen Vierseitenhof in Brandenburg zu neuem Leben erwecken, ein Strandhaus bauen oder eines mitten im Wald. Auch die Umgebung in so ein Projekt einfließen zu lassen, fände ich interessant. Falls von da mal ein Angebot kommt, würde ich bestimmt nicht nein sagen. Für den Ausbau einer Doppelhaushälfte im Speckgürtel von Wuppertal – da wäre ich wohl nicht der geeignete Mann.

Aber es gibt doch sicherlich auch Dinge, die Dich an Berlin stören?

Mich nerven die unterschiedlichen Vorschriften der Bezirke. Besonders was die GFZ betrifft, also die Geschossflächenzahl. Die gibt an, wie viel Wohnraum es auf einer bestimmten Fläche geben darf. In den ehemaligen Westbezirken führt das dazu, dass sehr viel Wohnraum verschenkt wird. Unzählige Dachrohlinge bleiben ungenutzt, mit denen man Wohnraum schaffen könnte .Die Trägheit des Senats, diese Gesetze zu ändern, kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Alle meckern über die steigenden Mieten und dass kein neuer Wohnraum entsteht, dabei wäre er schon längst da. Und auch wenn es sich bei Penthäusern meist um gehobenen Wohnraum handelt, werden dafür andere Wohnungen frei, die dann wider Familien nutzen können.

Was sind die typischen Schritte bei so einem Projekt?

Meist kaufe ich selbst einen ganzen Dach-Rohling und baue ihn in Abstimmung mit den Behörden neu. Häufig teile ich so eine Dachetage auch in mehrere Wohnungen auf. Ich arbeite da mit einem sehr erfahrenen Makler in Berlin zusammen, der meine Wohnungen exklusiv vermarktet: Nico Bähr der nun für Black Label Immobilien tätig ist. Er kennt meine Arbeit sehr gut und weiß welche Kunden zu mir passen und welche nicht.

Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen?

Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Aber ich würde schon sagen, dass meine Wohnungen unverwechselbar sind und meine Handschrift tragen. Ich orientiere mich gerne am industriellen Stil der frühen 30er Jahre. Meine Objekte sollen minimalistisch und gleichzeitig gemütlich sein, deswegen arbeite ich oft mit einer Mischung aus Holz, Beton und Metall. Ich arbeite auch gern mit historischen Elementen, gemischt mit moderner Gestaltung. Es kommt auch ein bisschen darauf an, wer meine Kunden sind, was für Wünsche sie für ihr Zuhause haben und wie sie leben wollen. Da entstehen oft in Kombination mit meiner Gestaltung recht interessante Lösungen und Raumbilder. Grundsätzlich gibt es allerdings ein paar Kriterien, auf die ich bei allen Wohnungen Wert lege. Zum Beispiel eine große, zentrale offene Küche. Die Zeiten, in denen die Frau oder Hausangestellte in einer geschlossenen Küche arbeiten und dann das Essen servieren, sind längst Geschichte. Heute sind Küchen der zentrale Ort der Kommunikation. Hier kommt man zusammen, hier führt man als erstes seine Gäste rein und nimmt den ersten Drink, bevor man zusammen kocht. Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach zu einer Wohnung oder zu einem Haus gehört, ist eine Feuerstelle. Sie sorgt in den kälteren Monaten auch optisch für Wärme und gibt dem Raum im Winter das, was im Sommer die Terrasse ist. So hat dann einfach jede Jahreszeit ihren Reiz.

Das hört sich so an als hättest du eine genaue Vorstellung von deiner Gestaltung. Wie weit kann der Kunde sich da noch einbringen und wer sind deine Kunden.

Ja, das kann man schon so sagen, dazu sei aber gesagt, dass ich nicht einfach so drauf los entwerfe. Eine Wohnung für eine fünfköpfige Familie muss anders geplant werden als eine für ein homosexuelles Pärchen mit Hund oder einen Single. Vor allem müssen es die Örtlichkeiten hergeben. Aufgrund der Örtlichkeiten entscheide ich, was für eine Wohnung es werden kann und dann suche ich gemeinsam mit Nico Bähr die Kunden dazu. Bezüglich der Gestaltung wissen meine Kunden meist durch meine Referenzen schon, was ich mache und entweder das gefällt ihnen oder eben nicht. Langsam kann ich mir auch meine Kunden aussuchen, und natürlich verkaufe ich eher an die Menschen, die mich verstehen. Man hat doch recht viel miteinander in solch einer Bauphase zu tun und dann sollen es am besten auch Menschen sein, mit denen man gerne arbeitet. Meinen typischen Kunden würde ich als Freigeist mit dickem Portemonnaie bezeichnen, der eine besondere Immobilie sucht. Das reicht vom jungen Firmengründer über Schauspieler, Musiker und dessen Produzenten bis zu Verlegern oder Ärzten. Das Wichtigste ist, dass man eine Verbindung und Vertrauen zueinander hat. Anders geht es für mich nicht.

Wie lange brauchst Du normalerweise, bis eine Wohnung fertig ist?

Normalerweise brauche ich für ein Penthouse beziehungsweise ein Projekt ein Jahr. Meistens sind das dann 2-4 Wohnungen, je nach Größe des Dachrohlings. Das Einrichten kann dann noch etwas länger dauern da wir die meisten Kleiderschränke, Tische und Küchen vom Tischler anfertigen lassen. Wenn es dann alles fertig ist, fällt es mir meist schwer, die Wohnung abzugeben. Am liebsten würde ich immer für ein Jahr probewohnen.

Gibt es Trends oder Vorbildern, denen Du folgst?

Mit Vorbildern ist das so eine Sache. Ich würde mal sagen, es gibt Künstler und Designer die ich gut finde und andere, die ich weniger gut finde., aber natürlich lasse ich mich von anderen Architekten und Designern inspirieren. Das ist im künstlerischen Bereich auch sehr wichtig, finde ich. Wer sich immer nur um sich selbst dreht, tritt irgendwann auf der Stelle. Von Trends halte ich nicht so viel. Technische Spielereien mit Sprachsteuerung oder japanischen Toiletten sind für meine Arbeit nicht so maßgeblich. Für mich zählen eher Kompositionen aus Material und Formen, das sind auch die wesentlichen Elemente, mit denen wir dann leben.

Weitere Informationen:
blacklabelimmobilien.de
swenburgheim.de

Über die Black Label Immobilien/BLP Investments GmbH

Black Label Immobilien ist ein Makler- und Beratungsunternehmen mit Sitz in Berlin-Charlottenburg. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Immobilienbranche ist Black Label darauf spezialisiert, deutsche und internationale Kunden bei der Suche nach der richtigen Investition in Berlin, Brandenburg, Leipzig und Magdeburg zu unterstützen. Zudem bietet das Unternehmen Support bei der Vermietung und Verwaltung von Immobilien sowie bei der Suche nach einer Finanzierung bzw. einer Rechts -und Steuerberatung. Black Label beschäftigt aktuell knapp 30 Mitarbeiter und veräußert jährlich Immobilien mit einem Volumen von über 50 Mio. Euro.

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