WAS
Unerhört
2. Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
WANN
Montag, 26. Oktober 2020, 18:00 und 20:30 Uhr
Dienstag, 27. Oktober 2020, 18:00 und 20:30 Uhr
WO
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen
Beim 2. Philharmonischen Konzert haben die Bremer Philharmoniker den Klarinettisten Paul Meyer zu Gast, der seit geraumer Zeit auch als Dirigent und Akteur in solistischer und dirigierender Doppelfunktion einen ausgezeichneten Ruf genießt. Neben Werken von Ligeti und Schubert steht auch Mozarts Sinfonia Concertante auf dem Programm, die er mit seiner Klarinette gemeinsam mit den Horn-, Oboe und Fagott-Solisten der Bremer Philharmoniker präsentieren wird.
Es geht um lange Zeit unerhörte Werke in diesem Konzert. So lag Ligetis Concert Românesc etwa 20 Jahre lang in der Schublade, verboten von der kommunistischen Zensur, der das humorige Stück harmonisch wohl zu gewagt erschien. Auch die vieldiskutierte und vermeintlich Mozart zugeschriebene Sinfonia Concertante erklang in der heutigen Fassung nicht zu seinen Lebzeiten. Ob sie überhaupt tatsächlich von ihm sei, wird noch viele Musikwissenschaftler beschäftigen. Paul Meyer, Andrew Malcolm (Oboe), Dirk Ehlers (Fagott) und Matthias Berkel (Horn) stört das wenig, denn ob Mozart oder nicht – für sie und mit ihnen ist es einfach wunderschöne Musik. Und auch Schuberts 5. Symphonie erklang erst nach dem Ableben des Komponisten, den viele Zweifel plagten, ob das Werk es überhaupt wert sei, aufgeführt zu werden. Heute gilt es als Geniestreich des jungen Schubert.
Die Saalkapazität der Glocke wurde unter strenger Einhaltung alle Hygieneregeln und Abstandsvorschriften auf 200 Plätze reduziert. Die Konzerte finden ohne Pause statt, um Menschenansammlungen und Schlangenbildung im Foyer zu vermeiden. Die Garderobe bleibt geschlossen, Taschen und Jacken werden mit in den Konzertsaal genommen. Die Bremer Philharmoniker bitten um Verständnis, dass sich je nach Verlauf der Pandemie kurzfristige Änderungen der Programme oder sogar Konzertabsagen nicht ausschließen lassen.
Das Programm
Györgi Ligeti (1923-2006)
Concert Românesc
– Andantino
– Allegro vivace
– Adagio ma non troppo
– Molto vivace
Uraufführung: 1971 in Wisconsin
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sinfonia Concertante für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 297b
– Allegro
– Adagio
– Andantino con variazioni
Uraufführung unbekannt
Franz Schubert (1797-1828)´26
Symphonie Nr. 5 B-Dur D 485,
– Allegro
– Andante con moto
– Menuetto Allegro molto – Trio
– Allegro vivace
Uraufführung 17. Oktober 1841 in Wien
Paul Meyer, Dirigat und Klarinette
Andrew Malcolm, Oboe
Matthias Berkel, Horn
Dirk Ehlers, Fagott
Es spielen die Bremer Philharmoniker.
Informationen zu Künstlern und Programm
Paul Meyer
Dirigat und Klarinette
Paul Meyer zählt zu den herausragendsten Klarinettisten und Dirigenten weltweit. Sein Debüt gab er 1982, als er im Alter von nur 17 Jahren den prestigeträchtigen Eurovisionswettbewerb gewann. Nach Positionen als Soloklarinettist beim Orchester der Oper Lyon, dem Ensemble Intercontemporain und an der Pariser Oper, verließ er die Orchesterlaufbahn und startete eine internationale Solistenkarriere mit Auftritten, die ihn in Europa, Amerika und Asien zu den wichtigsten Spielstätten mit weltberühmten Orchestern führten (Orchestre National de France, Koninklijk Concertgebouworkest, BBC Philharmonic Orchestra, WDR Rundfunkorchester Köln, Los Angeles Philharmonic, Orchestre de la Suisse Romande, NHK Tokyo, Russisches Staatsorchester, etc.) und mit den weltbesten Musikern wie Benny Goodman, Isaac Stern, Mstislav Rostropovitch, Martha Argerich, Gidon Kremer, Yehudi Menuhin und Yo-Yo Ma auftreten ließen. 2018 wurde er zum Chefdirigenten des Mannheimer Kammerorchesters ernannt. Paul Meyers CD-Repertoire besteht aus über 50 Werken bei großen Labels wie DGG, Sony, RCA, EMI, Virgin, Alpha und Aeon, die zahlreiche Preise gewonnen haben. Als leidenschaftlicher Kammermusiker hat Meyer zudem das Ensemble Les Vents Français gegründet und ist zusammen mit Eric Le Sage und Emmanuel Pahud Mitbegründer des Festival International de Musique de Salon de Provence. Für seinen Beitrag zu den Künsten in Frankreich und in der ganzen Welt wurde Meyer mit der höchsten kulturellen Ehre Frankreichs, dem "Ordre des Arts et des Lettres", ausgezeichnet.
Andrew Malcolm
Oboe
Andrew Malcolm wurde in Neuseeland geboren und studierte Oboe bei Ronald Webb in Wellington. Er sammelte erste Erfahrungen als Orchestermusiker im "New Zealand Symphony Orchestra". 1986 kam er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und des Queen Elizabeth II Arts Council an die Musikhochschule Freiburg. Sein Interesse galt zunächst besonders der neuen Musik. In der Klasse von Heinz Holliger konnte er ein sehr breit gefächertes Repertoire erwerben. Andrew Malcolm war Finalist bei mehreren internationalen Wettbewerben und gewann in Italien beim Oboenwettbewerb "Castello di Duino" den ersten Preis. Seine erste Orchesterstelle war die des Solooboisten in Kiel. 2001 kam er zu den Bremer Philharmonikern, auch hier als Solooboist. Seit 20 Jahren spielt Andrew Malcolm außerdem regelmäßig im Orchester der Bayreuther Festspiele.
Matthias Berkel
Horn
Mit elf Jahren erhielt Matthias Berkel ersten Hornunterricht von Erig Einecke, später von Richard Schneider, und gewann bei Jugend Musiziert mehrere Bundespreise. Nach dem Abitur im Jahr 2000 begann er sein Studium an der Musikhochschule Frankfurt und ab 2004 an der Musikhochschule Hanns-Eisler in Berlin bei Prof. Marie-Luise Neunecker, das er 2009 mit dem Diplom abschloss. Matthias Berkel spielte in der Jungen Deutschen Philharmonie, im Schleswig-Holstein-Musik-Festival-Orchester und war Mitglied im European Union Youth Orchestra (EUYO). Nach Engagements beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, an der Finnischen Nationaloper Helsinki und am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ist er seit August 2007 Solohornist der Bremer Philharmoniker. Matthias Berkel ist Mitglied im Blechbläserquintett BRASSerie.
Dirk Ehlers
Fagott
Dirk Ehlers wurde 1969 in Stade geboren und studierte nach dem Abitur Fagott, Schulmusik und Klassische Philologie in Hamburg. Nach einem Praktikum im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg 1996 trat er 1997 seine erste Stelle als Kontrafagottist bei den Hamburger Symphonikern an. In gleicher Funktion wechselte er 1998 nach Bremen und bekleidet dort seit 2002 die Position des Solofagottisten.
Györgi Ligeti
Concert Românesc
Das 1951 komponierte Concert Românesc wurde vom kommunistischen Regime in Ungarn lange Zeit verboten und wurde erst 20 Jahre nach seiner Entstehung im Rahmen eines Kammermusikfestivals in Wisconsin uraufgeführt. Die Entstehung des Concert Românesc ist eng mit Ligetis volksmusikalischen Studien verbunden. Er selbst beschrieb es wie folgt: "Das vorliegende viersätzige Orchesterkonzert (mit Streicher- und Bläsersoli) basiert auf einer Vielzahl rumänischer Volksmelodien. […] Obwohl einigermaßen konform, entpuppte sich das Stück als ‚politically incorrect‘ infolge einiger verbotener Dissonanzen (zum Beispiel fis im Rahmen von F-Dur). Für den heutigen Hörer ist kaum nachvollziehbar, dass solche milden tonalen Scherze als staatsgefährdend deklariert wurden." Auch wenn das Concert Românesc zu den Jugendwerken Ligetis gerechnet werden kann und im Schatten seiner späteren Kompositionen steht, lag Ligeti das Werk besonders am Herzen. Bekannt geworden ist er später durch Werke wie Atmosphères, Volumina oder das Requiem, die heute zu den Meilensteinen der Musik nach 1945 zählen.
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonia Concertante für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 297b
In Paris und anderen Musikzentren Europas war die Gattung der Sinfonie Concertante im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Mode. Als Mozart 1778 nach Paris kam, schien sich die Gelegenheit zu ergeben, für die "Concerts spirituels" – die wichtigste Konzertreihe der Stadt – eine solche Concertante zu schreiben. Solisten sollten die Solobläser der Mannheimer Hofkapelle sein, doch aufgeführt wurde das Stück letztlich nie. Eine Intrige war der Grund hierfür, statt des Mozartschen Werkes wurde eine Sinfonia Concertante von Giovanni Giuseppe Cambini gegeben. Mozarts Original-Partitur ist verschollen, so ist nicht eindeutig klar, ob die Sinfonia Concertante für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 297b tatsächlich von ihm oder aus anderer Feder stammt. Das Werk, so wie es heutzutage aufgeführt wird, kam 1869 als zunächst anonymes Manuskript ans Tageslicht. Der erste Satz ist ein Allegro im 4/4 Takt, dessen Exposition drei Mal und nicht wie üblich zwei Mal erklingt: Eine wird vom Orchester gespielt, die anderen beiden von den Solisten. Der 2.Satz ist ein ebenso schlichter wie melodiöser Satz, vom amerikanischen Musikpublizist Roger Dettmer als "gepflegter Austausch thematischen Materials" bezeichnet. Das Finale schließlich ist ein Variationssatz. Auf das schlichte Thema folgen zehn Variationen und eine abschließende Coda. Jede Variation ist durch wiederkehrende orchestrale Zwischenspiele getrennt.
Franz Schubert
Symphonie Nr. 5 B-Dur D 485
Bis vor kurzer Zeit neigte man noch dazu, Schuberts gesamtes Leben und Werk als von Beethoven überschattet zu betrachten. Doch 1816, dem Entstehungsjahr seiner Fünften Symphonie, entdeckte Schubert durch ein Konzert seine tiefe Begeisterung für Werke Mozarts. So schreibt er: "O Mozart, unsterblicher Mozart! Wie viele und wie unendlich viele solche wohlthätige Abdrücke eines lichten besseren Lebens hast du in unsere Seele geprägt." Eine Inspiration darf durchaus angenommen werden. So gibt es in der Symphonie Nr. 5 wie bei Mozarts Originalfassung seiner berühmten g-Moll-Symphonie KV 550 nur eine Flöte, keine Klarinetten, zwei Hörner anstelle von vier und keine Trompeten oder Pauken. Doch trotz Parallelen, Idiom und Akzent sind typisch Schubert. Die Symphonie beginnt mit vier prägnanten Takten. Diese sind von einer Idee inspiriert, die Schubert in seiner vorhergehenden Symphonie ausprobiert hatte. Dort beginnt der Satz ebenfalls mit einer kurzen Einleitung der Bläser. Dann führen die Streicher nahtlos in das eigentliche erste, sehr spielerische Thema. Das zweite Thema wird danach von einem Orchesterforte eingeleitet und von Oboe und Flöte aufgegriffen. Den liedähnlichen zweiten Satz leiten die Violinen ein, die von der Flöte begleitet werden. Im tänzerisch-burschikosen 3. Satz wechseln sich zunächst Violin- und Tuttipassagen ab, später übernehmen Flöte, Oboe und Violinen. Im Finale mit seiner heiteren Klassizität verzichtet Schubert auf eine effektvolle Coda, wodurch die Symphonie, laut Nikolaus Harnoncourt, "ein offenes Ende hat, als ob Schubert seine musikalische Geschichte nochmals von Neuem erzählen müsste." Schubert-Biograph Alfred Einstein ging so weit, das Finale als "das reinste, ausgefeilteste und ausgeglichenste Stück Instrumentalmusik zu bezeichnen, das Schubert bisher geschrieben hatte". Die Uraufführung war erst 13 Jahre nach Schuberts Tod. Seitdem ist sie zu Recht eines seiner beliebtesten Werke geblieben.
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