Das Kunsthaus Dresden eröffnet am Samstag, den 10. Oktober 2020 eine neue Außenstelle des Museums. Die neue Filiale mit dem Titel Parzelle 3 entstand in Kooperation mit einem Kleingartenverein. Ort der zentral an einer beliebten Sommergaststätte gelegenen Parzelle 3 ist der Kleingärtnerverein Flora I e. V. in Dresden-Striesen.

Der Ausstellungspavillon auf der Parzelle wurde von dem europäischen Gestalter:innenkollektiv ConstructLab entworfen. Wechselnde künstlerische Projekte wie auch Veranstaltungen und Kooperationen von Gartenfreund:innen und externen Partner:innen sollen sich bis mindestens 2025 ökologischen Themen widmen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Rahmenbedingungen biologischer Artenvielfalt und den Beitrag, den die Kleingartenkultur dazu leisten kann, in den Blick zu nehmen und in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen.

Mit der Außenstelle wird zugleich der erste künstlerische Beitrag eröffnet: Ein Modellgarten für seltene und bedrohte heimische Pflanzen aus der Elbtalregion, entworfen von der auf ökologische Fragestellungen spezialisierten Hamburger Künstlerin Nana Petzet. Petzet entwickelte den Modellgarten Harmas KGV, um am Beispiel von gefährdeten heimischen Wildblumen und -gräsern das Beobachten von Pflanzen möglich zu machen. Besonderes Augenmerk gilt der Wechselwirkung zwischen Mikroklimata, besonderen vor Ort zu findenden Böden und dem langfristigen Wachstum und Verhalten der Wildpflanzen.

Ein Laborgarten von Jean-Henry Fabre, einem maßgeblichen Wegbereiter der Insekten- wie auch der Verhaltensforschung im ausgehenden 19. Jahrhundert, bildet die Inspiration für das künstlerische Forschungsvorhaben und Langzeitprojekt auf der Parzelle. Fabre erwarb 1879 in Südfrankreich einen Harmas, ein steiniges, von Wildpflanzen bewachsenes Gelände, um Insekten in ihrem idealen Lebensraum beobachten zu können.

Fabres Forschungsgarten ist heute ein Museum. Auch der Dresdner Harmas, eine Anlage mit Böschungen in vier Himmelsrichtungen, eröffnet einen Ort, an dem in Fabres Sinne „mit liebevoller Begeisterung und Wissensdrang“ unsere „tierischen und pflanzlichen Mitlebewesen“ beobachten werden können. Zu sehen sein wird neben dem frisch angelegten Garten eine Ausstellung, die das Modell der Gartenanlage und den Schattenverlauf zu unterschiedlichen Tageszeiten zeigt. Fotografien verweisen auf die Fundstelle des verbauten Pläners, einer Sedimentschicht aus der Oberkreidezeit. Der Pflanzplan und eine Dokumentation der von der Gruppe von Laienmaler:innen, den Mittwochsmalern, angefertigten Pflanzenportraits und Aufnahmen, die die ausgewählten seltenen Arten im Herbst 2020 im Boselgarten zeigen, schließen die Ausstellung ab.

Forschende künstlerische Arbeitsweisen, die unterschiedliche Formen des Wissens miteinander verbinden, sind seit den 1970er Jahren ein wichtiges Arbeitsgebiet in der bildenden Kunst. Auch der Umgang mit Fragestellungen der Ökologie und die Gestaltung von großen oder kleineren Arealen der Landschaft hat sich seit dieser Zeit, unter anderem mit dem Begriff der Land Art etabliert.

Zu den Biografien:

Nana Petzet (*1962) ist bildende Künstlerin. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg steht die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und die besondere Rolle von Grünräumen in der Stadt im Zentrum ihrer Arbeit.

ConstructLab (für Parzelle 3: Alexander Römer und Mia Unverzagt) sind ein Netzwerk von Gestalter:innen aus ganz Europa, die programmatisch Projekte der Kollaboration für unterschiedliche gesellschaftliche, urbane und ländliche Situationen entwickeln. Im Zentrum ihrer gestalterischen Leitlinien steht die Zusammenarbeit mit lokalen Gewerken sowie Einfachheit und sparsamer Materialeinsatz. Verwendet werden grundsätzlich Materialien, die wiederverwendet werden können.

Parzelle 3 startet als ein fortlaufendes Projekt in Trägerschaft des Kunsthauses Dresden, Städtische Galerie für Gegenwartskunst in Zusammenarbeit mit dem Kleingärtnerverein Flora I e. V. Entwickelt und nachhaltig fortgeführt im Rahmen des vom Kunsthaus Dresden initiierten Langzeitprojektes Neue Nachbarn als Teil der Bewerbung Dresdens um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Ostsächsischen Sparkasse.

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