Nach zwei Corona-bedingten negativen Quartalen sind die Handwerksbetriebe in der Region mit dem abgelaufenen Sommerquartal generell zufrieden – die guten Stimmungswerte des Vorjahresquartals werden jedoch noch nicht erreicht. Die jüngste Umfrage der Handwerkskammer Reutlingen zeigt, dass in den letzten drei Monaten 58,2 Prozent der Betriebe ihrer Geschäftslage ein gutes Zeugnis ausstellten. Im Vergleichsquartal 2019 hatten noch 66,9 Prozent der regionalen Handwerker ihre Geschäftsentwicklung als gut bewertet. Wie im letzten Jahr erwartet dennoch jeder vierte Betrieb eine Verbesserung der Geschäftslage.

„Nach dem Shutdown im Frühjahr blicken unsere Unternehmen wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Dennoch sind die Unternehmen noch weit vom ‚Normalbetrieb‘ entfernt. 27,7 Prozent können sich über mehr Aufträge freuen, demgegenüber stehen 26,7 Prozent, die über einen Auftragsrückgang klagen. Das hält sich ganz gut die Waage“, sagt Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. „In den kommenden Wochen erwarten mehr Handwerker als noch vor einem Jahr eine Auftrags-steigerung, Einbußen befürchten dagegen 16,2 Prozent.“

Auch die Auslastung in den Betrieben war nicht so hoch wie im Vorjahr. Viele Betriebe konnten im Gegensatz zum Vorjahr Kapazität erübrigen. Und so arbeiteten lediglich 16,2 Prozent über ihre Kapazitätsgrenze hinaus – vor zwölf Monaten waren es noch 18,9 Prozent.

Die Umsätze gingen bei einem Viertel der Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb deutlich zurück – lediglich 29,6 Prozent der Befragten erwirtschafteten mehr als im Vorjahr. Gesunken ist der Umsatz bei einem Viertel der Befragten. Demgegenüber steht ein Umsatzrückgang bei 17,1 Prozent der Handwerksunternehmen im letzten Jahr.

Umsatzeinbußen im letzten Quartal 2020 befürchten derzeit aber nur 11,7 Prozent, 34,1 Prozent der Befragten erwarten hingegen steigende Umsätze.

Positiv hat sich das dritte Quartal bei den Beschäftigtenzahlen entwickelt. 15,3 Prozent der Betriebe haben neue Mitarbeiter eingestellt, nur 7,7 Prozent verringerte die Anzahl ihrer Beschäftigten. Und im letzten Quartal 2020 könnte es sogar zu einem leichten Beschäftigungszuwachs kommen.

Aufgrund der immer noch unsicheren wirtschaftlichen Lage waren viele Betriebe zurückhaltender bei Neuanschaffungen und Investitionen als im Vorjahresquartal. Knapp 20 Prozent der Handwerker verkleinerten ihre Investitionssumme, bei 65 Prozent blieb sie gleich. Im nächsten Quartal wird sich die Investitionsbereitschaft nicht grundlegend ändern, denn lediglich 15,6 Prozent der Handwerksbetriebe möchten mehr investieren als im Jahr davor.

Fast Alle Branchen zuversichtlich

Bis auf das Kfz-Gewerbe ist das Geschäftsklima durch alle Branchen hinweg positiv. Jedoch hat sich in keiner der sieben Handwerksgruppen (Bauhauptgewerbe, Ausbaugewerbe, Gewerblicher Bedarf, Kfz-Gewerbe, Nahrungsmittel-, Gesundheits- und Dienstleistungsbranche) die Geschäftslage im dritten Quartal verbessert. Am zufriedensten waren das Bauhauptgewerbe und die Ausbaubetriebe, von denen 82 bzw. 75 Prozent die Geschäftslage als gut bezeichneten. Auf Platz drei folgt das stark gebeutelte Nahrungsmittel-handwerk, das zwar deutliche Einbußen hinnehmen musste, aber immer noch einen positiven Index ausweist. Auch die Dienstleistungshandwerke mussten ihr Vorjahresergebnis nach unten korrigieren.

Die Erwartungen an die künftige Entwicklung sind bei den regionalen Handwerkern zuversichtlich. Vor allem die Nahrungsmittelbranche erwartet eine deutliche Verbesserung der Lage, weitere Optimisten sind die Gesundheitsgewerke und das Dienstleistungsgewerbe.

Eisert: „Insgesamt geht das Handwerk vorsichtig optimistisch bis hoffnungs-voll ins vierte Quartal. Jeder vierte Befragte erwartet eine weitere Verbesserung – allerdings ausgehend von den starken Einbrüchen im Frühjahr des Jahres. Die Gesamtprognose geht deshalb auch von einem deutlichen Umsatzrückgang für das Jahr 2020 aus“.

Die 13.500 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 9,7 Milliarden Euro, beschäftigen über 78.000 Mitarbeiter und bilden rund 4.900 junge Menschen aus.

Den detaillierten Konjunkturbericht finden Sie unter www.hwk-reutlingen.de/konjunktur

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