„Ich bin erleichtert, dass es endlich wieder los geht“, sagte Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa in der heutigen Pressekonferenz (6.10.2020) nach einer Zwangspause von fast sieben Monaten.
John Neumeier sichtlich bewegt
Ein sichtlich bewegter John Neumeier sagte: „Ich habe nie gezweifelt, dass wir herkommen würden“. Er betonte, dass es ihm sehr wichtig sei, „lebende Kunst“ zu haben, und er sich sehr gefreut habe, dass er mit seiner Compagnie nach dem Lockdown bereits Ende April wieder zusammen arbeiten konnte. „Ich wollte die Einheit der Compagnie bewahren“, sagte John Neumeier zu seiner Idee, so schnell wie möglich wieder in die Probensäle und auf die Bühne zurückzukehren.
Das Hamburg Ballett gehörte international zu den ersten Compagnien, die nach dem Shutdown die Arbeit im Ballettsaal wiederaufgenommen haben. Bald darauf entwickelte John Neumeier die Idee, ein Werk zu kreieren, das das geltende Abstandsgebot nicht nur respektiert, sondern es zugleich zur Grundlage der Struktur macht. „Wir haben zehn Paare in unserer Compagnie, die zusammen tanzen dürfen, andere Solistinnen und Solisten dürfen nun nicht zusammen tanzen. Auch diese Ungerechtigkeit ist ein Teil des Stückes“, so John Neumeier
John Neumeiers Konzept bezieht 55 Tänzerinnen und Tänzer seiner Compagnie mit ein: „‚Ghost Light‘ ist ein Ensemble-Ballett, das ich in Fragmenten entwickle. Es ist vergleichbar mit einzelnen Instrumentalstimmen einer Sinfonie – oder einem traditionellen japanischen Essen: eine Folge sorgsam arrangierter, hoffentlich ‚köstlicher‘ Miniaturen. Wie die einzelnen Teile sich letztlich zu einem Werk verbinden, wird von dem Moment abhängen, in dem wir uns auf der Bühne wieder nahekommen und anfassen dürfen“, so John Neumeier.
John Neumeier knüpft mit dem Titel „Ghost Light“ an eine Tradition des amerikanischen Theaters an. Nach Proben oder Aufführungen wird mitten auf der Bühne ein Metallständer mit einer einzigen Glühbirne aufgestellt. Die Lampe zeigt an, dass kein Künstler die Bühne nutzen darf. Das Ghost Light brennt die ganze Nacht hindurch – bis sich die Bühne wieder mit Leben füllt.
„Ich habe in einem Artikel in der New York Times vom Lockdown der Broadway Theater gelesen. Und dort brennt eben nachts das ‚Ghost Light‘. Ich hatte dazu gleich eine ganze Reihe poetischer Assoziationen. Dieses Licht, in dem der Sage nach auch nachts die alten Bühnengeister tanzen, erinnerte mich auch an das ‚ewige Licht‘ in der Kirche.“
Die Musik zu „Ghost Light“ – Solo-Klavierwerke von Franz Schubert – wird live von David Fray in Baden-Baden gespielt. Seit einigen Jahren zählt der französische Pianist er zu den Weltstars der jüngeren Generation. 1981 als Sohn einer Deutsch-Lehrerin und eines Kant-und-Hegel-Forschers in Tarbes (Südfrankreich) geboren, begann David Fray im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel und absolvierte später seine Studien mit Auszeichnung bei Jacques Rouvier am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris. Die Karriere des jungen Pianisten wurde von so bedeutenden Künstlern wie Dmitri Bashkirov, Paul Badura-Skoda, Christoph Eschenbach und Pierre Boulez gefördert.
Der deutsch-französische Sender ARTE wird, „Ghost Light“ am Samstag, 10. Oktober 2020 um 18 Uhr aus Baden-Baden live im Internet auf arte.concert.tv präsentieren. Das SWR-Fernsehen plant mit ARTE danach TV-Ausstrahlungen. Auch eine DVD wird entstehen – produziert von EuroArts.
Weitere Informationen: www.festspielhaus.de
Do., 8. und 9. Oktober 20 Uhr,
10. Oktober 18 Uhr, So., 11. Oktober 17 Uhr
GHOST LIGHT – Ein Ballett in Corona-Zeiten
Ballett von John Neumeier
Hamburg Ballett John Neumeier
So., 11. Oktober 2020, 11 Uhr
BALLETTWERKSTATT
John Neumeier
Hamburg Ballett John Neumeier
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