Die Folgen der Corona-Pandemie treffen junge Menschen besonders hart, die in diesem Jahr ihre Schulzeit beenden und eine Ausbildung beginnen wollen. Nach einem Abschlussschuljahr, das von Lockdown und Improvisation geprägt war, erleben sie nun erhebliche Unsicherheiten beim Berufseintritt.

Beratungsangebote bei der Berufswahl durch die Arbeitsagenturen sind erheblich zurückgefahren, bereits erteilte Zusagen für Ausbildungsstellen werden in Frage gestellt. Die Bereitschaft, trotz der Corona-Pandemie auszubilden ist gesunken. Existentiell trifft dies jene Jugendlichen, die mit dem Eintritt in eine Berufsausbildung schon in normalen Zeiten Schwierigkeiten haben. Fehlende berufliche Perspektiven und „Leerzeiten“ können für sie leicht zu einer Krise führen. Sie benötigen besondere Unterstützung und Hilfen.

In diesem Jahr erhöhte sich die Zahl der Jugendlichen, die bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht erfolgreich waren, laut Bundesagentur für Arbeit auf derzeit 29.325. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 20 Prozent (2019: 24.525).

Ausbildungsprämie wirkt nicht ausreichend

„Zwar hat die Politik mit einer Ausbildungsprämie versucht, dieser Entwicklung entgegen zu steuern und Betriebe finanziell unterstützt, die trotz der Krise ausbilden. Dies hat aber offensichtlich nicht hinreichend gegriffen“, beschreibt Eva Welskop-Deffaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes. War bisher ein Praktikum eine gute Einflugschneise, um von einem Betrieb in Ausbildung übernommen zu werden, ist es derzeit fast unmöglich, junge Menschen in Praktika zu vermitteln. Die Betriebe scheuen davor zurück, mit befristet in die Betriebsabläufe einzubeziehenden externen Personen die Infektionsrisiken für die Beschäftigten zu erhöhen.

„Wir appellieren mit Nachdruck an die Betriebe: Halten Sie an Ihren Ausbildungsplänen fest. Geben Sie jungen Menschen die Chance, trotz Corona einen normalen Berufseinstieg zu gestalten. Es ist auch in Ihrem Interesse. Denn der Fachkräftemangel ist durch Covid-19 nicht überwunden.“ Welskop-Deffaa wendet sich ausdrücklich auch an die Unternehmen der Sozialwirtschaft: „Wir sollten für unsere attraktiven Zukunftsberufe jetzt junge Menschen gewinnen, auch wenn sich die ersten Monate der Ausbildung unter Corona-Umständen für beide Seiten herausfordernder darstellen als sonst.“

Armut und Ausgrenzung können die Folge sein

“Es besteht die Gefahr, dass eine größer werdende Gruppe junger Menschen in Folge ihrer fehlenden Ausbildung beruflich abgehängt wird. Aber nicht nur das, denn oft sind Arbeitslosigkeit, Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung die Folge“, erklärt Marion Paar, Generalsekretärin von IN VIA Deutschland und Beauftragte für Jugendsozialarbeit im Deutschen Caritasverband. So ist die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen unter 25 Jahren im September 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 74.741 auf 292.378 gestiegen.

In außerbetrieblichen Einrichtungen ausbilden

Um jungen Menschen dennoch die Chance auf eine Ausbildung zu eröffnen, muss der Staat nun nachlegen. Hier sollten verstärkt Ausbildungsmöglichkeiten in einer außerbetrieblichen Einrichtung genutzt werden, um jungen Menschen eine anschlussfähige Perspektive zu bieten.

Digitalpakt für Kinder- und Jugendhilfe kann helfen

Die Coronakrise hat zudem den deutlichen Bedarf offenbart, Jugendlichen digitales Lernen zu ermöglichen und auf die Ausbildung 4.0 vorzubereiten. Gerade junge Menschen aus armen Haushalten laufen Gefahr, aufgrund fehlender Endgeräte digitale Anwendungen und Lernplattformen nicht nutzen zu können und dadurch doppelt benachteiligt zu werden. Dieser Bedarf zeigt sich auch bei jungen Menschen, die Angebote außerschulischer Bildungseinrichtungen, z.B. der Jugendsozialarbeit, wahrnehmen. „Damit alle jungen Menschen in ihrer Ausbildung Zugang zu leistungsfähigem Internet sowie gleiche Möglichkeiten zur Nutzung digitaler Anwendungen haben, sind hierfür Mittel bereit zu stellen. Ein Digitalpakt für die Kinder- und Jugendhilfe könnte hier Abhilfe schaffen“, fordert Paar.

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